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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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»Was soll das mit den Klamotten? Willst du vortäuschen, du wärst ich?«
    »Reiß dich zusammen«, gab ich zurück.
    Bob tänzelte mit verzweifeltem Gesichtsausdruck um mich herum, deshalb scheuchte ich ihn durch die Haustür nach draußen. Er machte eine große Pfütze auf dem Bürgersteig vorm Haus und wollte dann freudestrahlend loslaufen. Nachts, wenn es dunkel ist, gehe ich gerne mit Bob spazieren. Dann sieht keiner, wo er hinkackt. Nachts sind Bob und ich die Phantomkacker: Wir lassen es liegen, wenn es ihn überkommt. Tagsüber muss ich Hundekacktüten mitnehmen. Das Aufschaufeln des Häufchens stört mich nicht so sehr. Aber es dann den Rest des Spaziergangs mit mir rumzutragen, das schon. Mit einer Tüte Hundekacke in der Hand sieht man nicht gerade cool aus.
    Fast eine Stunde war ich mit Bob unterwegs. Dann kehrten wir heim. Ich gab ihm etwas zu fressen. Machte Kaffee. Brachte Morelli Kaffee, Saft, die Zeitung und eine Schüssel Raisin Bran. Dann lief ich nach oben, duschte, zauberte mir Make-up ins Gesicht, zog mir etwas Schwarzes an und lief ausgehfertig nach unten.
    »Brauchst du noch was, bevor ich weg bin?«, fragte ich Morelli.
    Er musterte mich vom Scheitel bis zur Sohle. »Schick gemacht für Ranger?«
    Ich trug eine schwarze Jeans, schwarze Chucks und ein enges schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, das jedoch nicht tief blicken ließ. »Ist das ironisch gemeint?«, fragte ich.
    »Nein, nur eine Feststellung.«
    »Ich bin nicht schick.«
    »Das T-Shirt ist zu kurz.«
    »Das habe ich schon tausendmal angehabt. Es hat dich noch nie gestört.«
    »Da hast du’s ja auch für mich getragen. Zieh das wieder aus!«
    »Gut«, sagte ich. Meine Nasenlöcher flatterten, ich hob die Arme in die Luft. »Du willst, dass ich mich umziehe. Mache ich.« Mit diesen Worten stapfte ich die Treppe hoch und zog alles aus. Ich hatte all meine schwarzen Kleidungsstücke zu Morelli geholt. Jetzt wühlte ich durch meinen Kleiderschrank und fand eine tief sitzende, hautenge schwarze Gymnastikhose, die eine einzige Aufforderung war. Ich zog schwarze Pumas an. Und zwängte mich in ein schwarzes Stretchwickelshirt, das nicht ganz bis zur Hose reichte und sehr tief blicken ließ … jedenfalls so tief, wie ich ohne Implantate verantworten konnte. Ich stapfte die Treppe wieder hinunter und stolzierte ins Wohnzimmer, um mich Morelli zu präsentieren.
    »Besser so?«, fragte ich.
    Morelli kniff die Augen zusammen und wollte mich festhalten, aber ohne Krücken kam er nicht weit. Ich nahm sie ihm weg und brachte sie in die Küche. Dann huschte ich nach draußen, fuhr Morellis Autos aus der Garage und brauste zur Arbeit.
    Mit dem neuen Generalschlüssel kam ich in die Tiefgarage. Ich parkte in dem Bereich, der für firmenfremde Fahrzeuge reserviert war. Mit dem Fahrstuhl fuhr ich in den vierten Stock und betrat den Überwachungsraum. Sechs Augenpaare blickten von Monitoren auf und blieben an mir hängen. Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich Morellis Sweatshirt aus meiner Umhängetasche geholt und es über das knappe Top gezogen. Es war ein schönes, großes, unförmiges Ding, das mir bis über den Hintern reichte und mich geschlechtslos aussehen ließ. Ich lächelte die sechs Männer an. Sie lächelten zurück und widmeten sich wieder ihrer Aufgabe.
    Ich war eine halbe Stunde zu früh und freute mich zum ersten Mal seit langer Zeit auf meine Arbeit. Ich wollte die Barroni-Suche abschließen, dann wollte ich mit Jimmy Runion weitermachen. Es war noch eine Anfrage von Frederick Rodriguez da, die ich bearbeiten musste. Ich beschloss, mit ihr anzufangen, damit ich sie vom Tisch hatte. Als Ranger in meine Arbeitsnische kam, saß ich noch immer über der Rodriguez-Akte.
    »Wir sind verabredet«, sagte er. »Du stehst für zehn Uhr auf dem Plan fürs Training.«
    Jetzt muss ich mal etwas loswerden: Ich hasse Waffen. Ich kann sie nicht mal leiden, wenn sie nicht geladen sind. »Ich stecke gerade mitten in der Arbeit«, versuchte ich es. »Vielleicht können wir den Termin ja verschieben.« Auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, zum Beispiel.
    »Nichts da«, bestimmte Ranger. »Das ist wichtig. Und wenn du nach Hause gehst, will ich nicht, dass du deine Pistole hier in der Schublade liegen lässt. Wenn du für mich arbeitest, trägst du eine Waffe.«
    »Ich darf aber keine Waffe verdeckt tragen. Dafür bräuchte ich eine extra Genehmigung.«
    Ranger schob meinen Schreibtischstuhl mit dem Fuß zurück und zog mich nach hinten. »Dann trägst du sie halt

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