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Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

Titel: Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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gruselig-peinlich weiß-rosa Farbe meines Schlafanzugs durch die grünen Blätter zur Küche durchscheinen
könnte. Und dieses Risiko möchte ich ehrlich nicht eingehen.
    Äh, bäh, wie matschig hier alles ist. Letzte Nacht hat es geregnet und der Boden ist noch ziemlich feucht. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie ich inzwischen aussehe. Habe nasse Blätter und Dreck im Haar und mein Kleinkind-Schlafanzug verbessert meine Gesamterscheinung sicherlich nicht zwangsläufig.
    Wupps – Mist – Was ist das denn? Es hat eben ein leises Knack gemacht. Wo bin ich denn draufgetreten? Und nun fühlt es sich so merkwürdig weich und flüssig an zwischen meinen Zehen. Das ist doch nicht etwa …
    »Iiiiiiihhhhh!« Das ist – nein, das war ein Ei. Direkt unter meinen nackten Füßen. Ein Hühnerei, schätze ich. Auroras Hühnerei, schätze ich. Und das war vermutlich auch der Grund, warum sie mich so fixiert hat. Sie wollte, dass ich von ihrem Ei weggehe. Arme Hühnermutter!
    Tja, das ist nun leider zu spät. Ich versuche zu erkennen, wo Aurora ist. Ja, dort hinten bei den Apfelbäumen kann ich sie friedlich stehen und mit ihrem kleinen Schnabel in die Erde hacken sehen. Oje, ich kann nur hoffen, dass sie noch mehr Eier gelegt hat und dass ihr Herz nicht ausgerechnet an diesem hier hängt.
    Mehr Eier? Gute Idee. Ich sollte unbedingt gucken, ob ich nicht noch ein paar finde. Wenn die Bande mir schon keine Croissants zum Frühstück gelassen hat, könnte ich mir wenigstens ein paar frische Eier in die Pfanne hauen. Hühner legen doch jeden Tag Eier. Da kommt es ihnen auf ein paar mehr oder weniger sicher nicht an.
    Wo könnten die Eier denn sein? Ich krabbele auf allen vieren unter dem dichten Strauch herum und suche. Also eins muss man Aurora lassen, sie kennt erstklassige Verstecke.
Aber – ha! – jetzt habe ich tatsächlich noch ein weiteres gefunden. Hihihi, das macht Spaß. Ist irgendwie wie Ostern. Und wo zwei Eier waren, ist bestimmt auch noch ein drittes …
    »Olivia?«
    Waaaaahhhh! Das ist Cornelius’ Stimme. Und wenn Cornelius hier draußen steht, w-w-wo steht dann Gregory?
    Ups, och neeee! Vor Schreck habe ich mich hingesetzt. Auf das Ei, meine ich. Auf das neue Ei. Das eben noch ganz war. Und jetzt an meinem Hintern klebt. Nee, das mir jetzt vom Po tropft. Von meinem Daisy-Duck-Po.
    »Olivia?«
    »Ja?«, wispere ich tonlos. Aber ich rühre mich nicht. Ob man einfach aufhört zu existieren, wenn man sich nicht rührt? Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene Gefühle und Gedanken einem in Sekunden durch Herz und Hirn schießen können. Panik. Entsetzen. Schockvibrierende Peinlichkeit. Wilde Fluchtgedanken.
    »Was – bitte – machst du da?«, fragt Cornelius gnadenlos.
    Hat unser Vater denn gar keinen Anstand? Warum verzieht er sich nicht schnellstens und tut so, als hätte er mich gar nicht gesehen?
    Ich wage es nicht, unter dem Strauch hervorzukommen. Wahrscheinlich können die beiden doch im Moment genauso wenig von mir sehen wie ich von ihnen, oder? Also von Cornelius sehe ich nur seine Turnschuhe und den unteren Teil seiner Jeans. Und wenn ich ein Stückchen weiter nach rechts schiele …
    Oh Gott, warum ist nicht wenigstens Gregory so wohlerzogen, dass er sich verzieht? Hält Sibylle nichts von guter altmodischer Erziehung zur Höflichkeit?

    Ich werde einfach nicht herauskommen. Die können ja schließlich nicht den ganzen Tag dort stehen und auf mich warten.
    »Olivia? Gibst du mir bitte eine Antwort?« Cornelius’ Stimme klingt nicht streng, nur sehr erstaunt. »Was machst du da unten?«
    Hm, ja, was mache ich hier? Wie erklärt man, dass man an einem kalten Septembermorgen in einem schlammverschmierten Daisy-Duck-Schlafanzug mit einem tropfenden Hühnerei am Hintern in Brütstellung unter einem Rhododendron hockt? Gibt es dafür vielleicht irgendeine sinnvolle Erklärung?
    Oh mein Gott, warum fällt mir bloß nichts ein? »Also wirklich, Olivia«, sagt Cornelius jetzt, »ich muss mich schon sehr wundern. Was soll dein merkwürdiges Verhalten denn für einen Eindruck auf Gregory hier machen?«
    WAS? Oh, herzlichen Dank, Cornelius! Danke, dass du das noch mal betont hast! Echt klasse, jetzt habe ich wirklich keine andere Wahl mehr, als direkt hier und jetzt vor Peinlichkeit zu sterben.
    Ich höre schon, wie Gregory kichernd dem Rest unserer Klasse berichtet, dass Livi Martini sonntags gerne auf allen vieren im Garten rumkrabbelt und versucht, Hühnereier auszubrüten. Oh, wenn ich doch nur wirklich

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