Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
»wirklich!«
»Hm«, macht Gregory als einzige Antwort auf so viel Lob für seine Mutter und nimmt sich lieber noch ein frisches Mohnbrötchen, das Rema ihm hinhält.
»Möchtest du später auch mal zum Fernsehen?«, fragt Rema interessiert.
»Ganz sicher nicht«, nuschelt Gregory zwischen zwei Bissen. Es klingt reichlich abfällig.
»Ach«, macht Rema etwas enttäuscht. Als ob es ganz erstaunlich ist, dass nicht alle Leute nach der Schule sofort zum Fernsehen rennen wollen.
Dass Gregory nicht gerade begeistert von der Fernsehshow seiner Mutter zu sein scheint, macht ihn mir wieder um einiges sympathischer. Ich sag’s doch, der Junge ist bestimmt gar nicht so übel. Und das mit der Armeekleidung werde ich ihm schon noch ausreden. Wahrscheinlich ist er im Grunde ein echter Weltbürger-Typ. Nur weiß er das eben noch nicht. Wie soll er auch? Mit dieser aufgetakelten, dauerlächelnden Langschläfermutter.
»Ich glaube, ich werde mal nebenan dem netten Herrn Walbohm einen Besuch abstatten«, meint Rema jetzt und erhebt sich. »Er hat mir letzte Woche schon dreimal angeboten, sein Haus zu besichtigen.«
»Viel Spaß, Rema«, wünsche ich.
Als Rema aus dem Zimmer ist, scheint Gregory halbwegs satt zu sein. »Wann steht Livi denn immer so auf?«, fragt er.
»Och«, meint Kenny, »nicht vor drei.«
»Nicht vor drei?«, wiederholt Gregory entsetzt.
Ich muss grinsen.
»Du könntest mir bis dahin doch ein bisschen in meinem Zimmer helfen, oder?« Kenny versucht, so lieb wie möglich auszusehen. »Ganz ehrlich, letztes Wochenende hat Livi sogar bis vier geschlafen, oder nicht, Malea?«
Kenny sieht mich so entschlossen an, dass ich ihr den kleinen Gefallen tue. »Klar, klar. War es nicht sogar fast fünf?«
Gregory guckt mich sehr ungläubig an.
In diesem Moment schlurft Cornelius in die Küche. »Morgen, alle zusammen!« Er sieht sich gut gelaunt um. »Haben wir hier nicht ein ganz unglaublich tolles Haus?«
»Hallo Papa«, sagt Kenny.
»Cornelius«, verbessert Cornelius automatisch. Aber nicht mal das kann seine Laune trüben.
Der größte Teil der Küche ist vollgestellt mit Umzugskisten. Unser alter Küchentisch steht im vorderen Teil reichlich verloren neben einer Haushaltsleiter, dem Staubsauger und zwei Wäscheständern. Na ja, aber trotzdem..., Cornelius hat irgendwie recht. Ich glaube, dass es schon sehr bald ein wirklich, wirklich tolles Haus sein wird.
Nur im Moment sind nicht mal genügend Stühle für alle da. Die stehen inmitten des großen Berges von Kisten, den die Umzugsmänner im Wohnzimmer aufgehäuft haben. Als Rema aufgestanden ist, hat Gregory sich auf ihren Platz gesetzt. Bis dahin hatte er sich auf eine Stufe der Leiter gequetscht. Nun springt er eilig wieder hoch. Bloß weil Cornelius ins Zimmer gekommen ist.
»Bleib nur sitzen«, meint Cornelius freundlich. »Ich hab schon vor Stunden gefrühstückt. Hast du vielleicht Lust, mir nachher beim Aufbauen des Schlagzeugs zu helfen?«
Oh, was für ein Leuchten da in Gregorys Augen angeknipst wird! Und wie sekundenschnell sich dagegen Kennys Miene verfinstert! Arme Kenny, wer soll ihr jetzt mit ihrem Chaos helfen?
Bevor sie da noch auf andere Ideen kommen kann, verdrücke ich mich schnell. Schließlich habe ich mit meinem eigenen Chaos genug zu tun. Richtig Lust auf Auspacken und Einräumen habe ich allerdings im Moment nicht gerade.
Wir haben letzte Woche so viel geräumt, dass es erst mal langt!
Im Flur sehe ich ein altes weißes T-Shirt von Cornelius, das er gestern beim Umzug getragen hat. Ob er das noch braucht? Denn ich kriege da gerade eine tolle Idee! Ich könnte mir doch ein T-Shirt färben. Oder einen Spruch draufmalen. Mit Remas bunten Stofffarben. Au ja!
Ich stecke meinen Kopf schnell noch mal in die Küche. »Cornelius? Brauchst du dieses Shirt noch? Oder darf ich es haben?«
Cornelius hat wirklich ganz erstaunlich gute Laune heute Morgen. Er lächelt sanft wie ein Engel. »Natürlich darfst du, Malea. Das alte Ding brauche ich jetzt nicht mehr. Das war garantiert der letzte Umzug meines Lebens. Hier ziehen wir nie wieder aus!«
»Danke!«
Als ich an Tessas Zimmer vorbeikomme, fällt mir das afghanische Auto wieder ein. Na gut, möglicherweise war es nicht unbedingt ein afghanisches Auto, aber ein ausländisches war es in jedem Fall.
Oh, wenn ich nur wüsste, was für ein Geheimnis Tessa hat!
Wie würde James Bond wohl einem Geheimnis auf die Spur kommen? Egal, erst mal werde ich mir jetzt ein original
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