Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
einfach in der tiefen Erde verschwinden könnte!
»Hm.« Cornelius räuspert sich. »Na schön, wenn du dann unbedingt dort hocken willst, bitte.« Und etwas leiser: »Iris und ich waren schließlich immer für freie Erziehung. Und wenn dir das Spaß macht...«
Ich ärgere mich schrecklich über Cornelius. Ich kann nämlich genau spüren, dass er nur so einen Blödsinn von
freier Erziehung faselt, weil ihm eine dreizehnjährige Tochter unter einem Busch im Schlafanzug Gregory gegenüber peinlich ist. Wie peinlich MIR das ist, daran denkt er überhaupt nicht!
Endlich, endlich geht Cornelius tatsächlich. Und Gregorys Beine sehe ich ihm folgen.
Gehen die beiden zurück in die Küche? Nein, sie gehen ums Haus herum zur Garage. Dort stehen Cornelius’ Bandsachen, die Verstärker, das Schlagzeug in Einzelteilen und so weiter. Ich nehme an, Cornelius möchte heute noch seinen neuen Übungsraum im Keller einrichten.
Oh, lieber Gott, lass sie bitte mindestens dreißig Sekunden in der Garage bleiben! Denn länger werde ich ganz sicher nicht brauchen, um durch die Küche in den Flur und die Treppe hoch in mein Zimmer zu fliegen und es hunderttausend Mal von innen zu verriegeln. Und nie wieder herauszukommen!!!
Jessa
essa-Tiara es una chica muy hermosa – Tessa-Tiara st ein sehr hübsches Mädchen; Javier es un c hico sensacional – Javier ist ein toller Typ; ¿Quieres un beso? – Willst du einen Kuss?; Te quiero, yo te amo – ich liebe, liebe, liebe dich; a lo mejor – vielleicht; No puedo hablar español – ich kann kein Spanisch sprechen. Nein, noch nicht, aber bald!
Javier ist so süß. Die ganze Zeit textet er mir und versucht, mir Spanisch beizubringen. Dabei habe ich ihm schon geschrieben, dass Dodo und ich diesen Dienstag mit unserem Spanischkurs an der Volkshochschule beginnen werden. Er braucht sich also gar keine Mühe zu geben. In ein paar Wochen werden wir sowieso fließend sprechen.
An der VHS kostet es am wenigsten. Dodo sagt zwar, dass da bestimmt lauter idiotische Hausfrauen sitzen werden, die jeden Sommer in Mallorca verbringen und bloß lernen wollen, wie man Sangria bestellt, aber das stört mich wenig. Ich habe kein Geld und ich will Spanisch lernen. Und unsere Schule bietet beknackterweise nachmittags zwar einen Chinesisch-Kurs an, aber kein Spanisch. (Mann, wer will schon Chinesisch lernen?)
Außerdem haben Dodo und ich uns einen Job im Eiscafé
unten in der Fußgängerzone besorgt. Dort kriegen wir sechs Euro die Stunde. Plus Trinkgeld. Ich finde, das ist nicht schlecht für den Anfang. Montagnachmittag um fünf, also morgen, fangen wir an. Und – hm, mal rechnen – wann haben wir dann genug Geld für die ersten Monate in unserer Schule zusammen?
Ringelingelingdingdong! Ups, schon wieder Javi auf meinem Handy.
»Hallo, hier ist Tessa-Tiara Martini.«
»Hola! Qué tal?«, haucht seine warme Stimme mir ins Ohr. Ach, da fühlt sich mein Bauch gleich an, als fächere mir jemand mit einem warmen Föhn darüber.
Ich lächele. »Hola, Javi! Mir geht’s gut, danke. Was ist los, hast du schon wieder Sehnsucht?«
»Immerrr, immerrr«, kommt die Antwort mit seinem sü ßen Akzent. »Aberr ich wollte dirrr auch sagen, dass ich mit Ramón gesprochen habe. Ist alles okay. Wirrr kommen nächstes Wochenende und wir bleiben zwei Tage. Länger geht leider nicht. Bien?«
Ob das bien ist? Ähm, ich weiß nicht. Vielleicht nicht ganz so bien, nicht ganz so gut. Habe ein bisschen Angst, dass Cornelius oder Iris allmählich was mitkriegen könnten. Auf der anderen Seite …
...flattern die Schmetterlinge in meinem Bauch wie wild. Und was soll schon passieren? Werde einfach aufpassen, dass Adlerauge Malea beschäftigt ist, wenn Javi und Ramón mich abholen. Oder mich besser gar nicht mehr zu Hause abholen lassen. Wir können uns ja auch in der Stadt treffen. Ja. Flatter, flatter ... machen die Schmetterlinge.
Wie gut, dass ich nicht wirklich verliebt bin, sonst würde ich womöglich zu unvernünftigen Handlungen neigen. So
aber habe ich alles hervorragend im Griff. Es ist ja eigentlich gar nicht schlecht, dass Javi und Ramón öfter mal herkommen, da können Dodo und ich gleich unser Spanisch in der Praxis ausprobieren.
»¡Hasta luego mi amor y un beso fuerte!«
»Hasta luego, bis bald!«, flüstere ich. Denn gerade höre ich draußen Schritte.
Während ich noch an den dicken Kuss denke, den er mir gerade durchs Telefon geschickt hat, lausche ich, wer das wieder sein könnte. Den ganzen Morgen
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