Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

kann ich das bezeugen, ich habe neben ihr geschlafen. Sie kann sich erst morgens in aller Frühe rausgeschlichen haben.
    »Aber gestern Abend war sie nicht in ihrem Zimmer«, behauptet Malea, die Detektivin.
    »Dann ist sie eben spät nach Hause gekommen«, gebe ich zurück. »Und jetzt wird gefrühstückt!«
    »Das ist ein Wort!«, ruft eine erfreute Stimme von der Tür her. »Da komme ich ja gerade richtig!« Rema strahlt uns alle aus ihrem riesengroßen, regenbogenbunten Morgenmantel
an. »Aber, du meine Güte, was macht ihr denn alle schon so früh hier an einem Samstagmorgen?«
    »Wir wollen gleich Tessa beim Abhauen besuchen gehen«, strahlt Kenny zurück.
    Mein Fußtritt kommt leider zwei Sekunden zu spät.
    »Auaaa!«, macht Kenny und sieht mich böse an. »Was soll das? Vielleicht möchte Rema ja auch Tessa besuchen gehen.«
    »Besuchen gehen?«, fragt Rema ahnungslos. »Wo ist sie denn?«
    »Weg! Abgehauen!«, strahlt Kenny.
    Ich gebe auf. Soll doch passieren, was will! Und wieso sollte auch ausgerechnet immer ich die Vernünftige sein in dieser Familie? Sollen sich doch auch mal andere darum kümmern, dass nicht alles komplett aus dem Ruder läuft.
    »Abgehauen?«, wiederholt Rema ohne sichtbare Regung. »Na, das ist ja mal eine Abwechslung!« Und dann brüht sie sich seelenruhig ihren Kaffee auf.
    »Ach, was ist das für ein schöner, ruhiger Morgen, Kinder!«, seufzt Rema zufrieden, als sie sich auf ihren Stuhl sinken lässt und den ersten Schluck aus ihrer Tasse schlürft. »Was für eine paradiesische Ruhe im Haus, nicht?« Und sie lächelt uns alle der Reihe nach zufrieden an.

Malea

    Ich mag am liebsten Rosinenbrötchen und Pfannkuchen und Croissants zum Frühstück. Kenny mag am liebsten große (die größten) Schüsseln voll mit llem möglichen Kram, also Müsli und Obst und Keksstückchen und Schokostreusel und Rosinen und Nüsse und alles, was man an leckeren Sachen so finden kann, möglichst bunt durcheinandergemischt. Livi mag am liebsten süßen Kuchen oder Zimtbrötchen. Tessa mochte auch immer Croissants und Pfannkuchen, aber jetzt behauptet sie plötzlich, dass sie die nicht mehr mag. Ich glaube allerdings, das liegt nur daran, dass sie seit ein paar Monaten alle Augenblicke zu unserer Waage im Badezimmer rennt und glaubt, dass die was anderes anzeigt, wenn sie auch nur ein klitzekleines Croissant zum Frühstück isst. Mir nur recht, bleiben mehr für mich übrig. Rema mag alles, echt einfach alles, sie mag überhaupt gerne und ausgiebig frühstücken. (Na ja, Mittagessen und Abendessen mag sie natürlich auch.) Iris und Cornelius haben jede Woche ein neues Lieblingsessen. Allerdings – vielleicht ist es auch nur Iris, die jede Woche was anderes für gesund hält und das dann sofort auch Cornelius auf den Teller legt. Aber – ich frage mich gerade – was frühstückt eigentlich James Bond am liebsten?

    Wow, kaum sind Iris und Cornelius aus dem Haus, schon passiert endlich mal was! Und – ich weiß nicht – ich habe so ein Gefühl, dass sich einige Geheimnisse in nächster Zeit klären werden!
    Tessa ist weg. Wo sie ist, will Livi nicht verraten. Aber sie weiß es, das ist meerwasserklar.
    Abgehauen, sagt Kenny. Aber warum, weiß sie nicht. Und Livi, die alte Sumpfnixe, schweigt.
    Rema sagt, dass fast jeder im Leben irgendwann mal abhauen möchte und dass ganz und gar nichts dagegen spricht, es dann auch mal für ein Weilchen zu tun. Sie scheint viel besorgter um unsere Frühstücksvorräte zu sein.
    »Sagt mal, wisst ihr, ob Iris auch genug Brötchen für das ganze Wochenende eingekauft hat?«, fragt sie und sieht uns fast ängstlich an. »Nicht dass wir am Sonntagmorgen plötzlich ohne Essen dasitzen!«
    Livi grinst.
    »Da gibt es gar nichts zu grinsen!«, sagt Rema und lächelt dabei aber auch ein bisschen so um die Mundwinkel herum. »Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen. Das ist ein altes Sprichwort.«
    »Beide Kühltruhen sind bis zum Anschlag voll«, sagt Livi, die extra aufgestanden ist, um Rema zu beruhigen.
    »Gut, gut«, nickt Rema zufrieden, gießt sich ihre zweite Tasse Kaffee ein und kippt den Rest aus unserer Zuckerdose dazu.
    Ich werde langsam ungeduldig. Was ist denn nun mit Tessa? Ist sie wirklich abgehauen? Und wenn ja, warum? Hat das vielleicht mit diesen beiden Spaniern zu tun? Ist Tessa in SPANIEN? Denn sie kann ja wohl nicht in einem blöden Schrebergarten hocken, wie Kenny behauptet. Ich
meine, welcher Mensch geht denn nur mal nach nebenan in einen