Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
fährt Iris fort. »Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt, dass man als Eltern wissen möchte, mit wem sich die eigenen Kinder treffen.«
Spießer!, denke ich. Halte es aber für klüger, noch ein weiteres unbestimmtes »Mhm« durch den Hörer zu schicken.
Nach vielem Hin und Her bittet Iris mich schließlich, nach Tessa zu sehen.
»Was heißt das?«, frage ich klipp und klar. Ewig dieses Wischiwaschi! »Darf Tessa die Spanier doch treffen?«
»Ach, du weißt auch schon davon«, sagt Iris statt einer Antwort. »Hat Tessa dir das erzählt?«
»Cornelius’ Stimme gestern Abend war nicht zu überhören«, erwidere ich.
»Mhm«, macht jetzt Iris peinlich berührt.
»Also«, sagt sie dann nach ein paar Schweigesekunden, »wir sind am Montagabend zurück und bis dahin sind die Spanier ja sowieso schon wieder weg, soweit ich das verstanden habe.«
»Aha«, sage ich. Und bin nicht ganz sicher, was ich jetzt verstanden habe. Heißt es, dass zumindest Iris nichts dagegen hat, wennTessa ihren Javi trifft?
Iris ringt sich dazu durch, mir zuzustimmen. »Ich denke, Cornelius war gestern Abend einfach reichlich nervös vor seinem großen Auftritt, das kann man ja verstehen.«
»Okay«, sage ich, »dann gebe ich Tessa Entwarnung, ja?«
»Halbe Entwarnung«, sagt Iris und fügt dann etwas hastig hinzu: »Ich muss jetzt Schluss machen, mein Schatz. Cornelius kommt. Und seinem zufriedenen Lächeln nach zu urteilen, dürfen wir jetzt immerhin für knapp fünftausend Euro sogar nach Österreich fliegen.«
Als ich wieder zurück in die Küche gehe, sehe ich, dass der Regen von gestern aufgehört hat und die Sonne scheint. Ist doch immerhin was!
Am Tisch erwartet mich Kenny mit freudigem Gesicht. »Gehen wir jetzt in den Pferdestall?«
»In welchen Pferdestall denn?«
»Na in den, im dem Tessa sich versteckt!«
Ich gucke sie verblüfft an. Was geht eigentlich in den Hirnen von siebenjährigen Mädchen vor? War ich auch mal so?
»Tessa versteckt sich doch in keinem Pferdestall«, erkläre ich langsam und geduldig. »Tessa hasst Pferde.«
»Wo dann?«, fragt Kenny.
Ich gebe mich geschlagen. »In einem Schrebergartenhäuschen«, sage ich. »Das glaube ich zumindest.«
»Und warum hast du Dodo angerufen?«
»Um sie zu fragen, wo der Schrebergarten von ihren Eltern ist.«
Plötzlich steht Malea in der Tür. »Was willst du denn in Dodos Schrebergarten?«
Ich muss grinsen. Malea hat schon wieder ihren Geheimagentenblick. Und viel Schlaf in den Augen.
»Nix«, sage ich. Muss ja schließlich nicht die ganze Familie an der Aktion Tessa beteiligt sein.
Leider sieht Kenny das anders. »Sie will Tessa beim Abhauen besuchen«, erklärt sie hilfsbereit.
»Hä?«, macht Malea und sieht nun nicht mehr sehr geheimagentig aus.
»Willst du Toast?«, versuche ich Malea schnell abzulenken. »Und wieso bist du überhaupt schon so frühmorgens auf?«
»Das blöde Telefonklingeln hat mich geweckt«, sagt sie. »Wer war das?«
»Niemand«, sage ich. »Falsch verbunden.«
»Falsch verbunden?«, wiederholt Kenny erstaunt. »Und wieso hast du dann so lange telefoniert? Ich hatte mein Müsli schon fast auf, als du endlich zurückgekommen bist.«
Himmel, warum sind meine beiden kleinen Schwestern bloß so hartnäckig neugierig?
»Hat es mit Tessa zu tun?«, fragt Malea, kneift die Augen zusammen und sieht mich so durchdringend an, dass ich es für gut möglich halte, dass sie den Krach von gestern Abend ebenfalls mitbekommen hat.
»Wann bist du denn gestern ins Bett gegangen?«, frage ich beunruhigt.
»Wieso?«, fragt Malea zurück. »Was hat das mit dem Telefon zu tun?«
»Gar nichts«, behaupte ich. »Ich meinte nur so. Weil du müde aussiehst.« Das sieht sie zwar nicht, aber ich kann es ja mal damit versuchen.
»Du bist ja schlimmer als Iris!«, schnaubt Malea verächtlich. »Ich bin überhaupt nicht spät ins Bett gegangen. Kurz nachdem du in dein Zimmer gegangen bist.«
Aha. Mehr wollte ich nicht wissen. Dann hat sie den Streit also glücklich verschlafen. Genau wie Kenny.
»Wo ist Tessa denn wirklich?«, fragt Malea.
»Schon weg«, sage ich.
»Abgehauen«, wiederholt Kenny mit Stolz in der Stimme, weil sie etwas weiß, was Malea nicht weiß.
»Abgehauen?«, haucht Malea fast ehrfürchtig und starrt mich fragend an.
»Na ja«, sage ich leichthin. »Man kann doch mal für kurze Zeit abhauen, oder?«
»Dann war sie über Nacht also gar nicht hier?«, fragt Malea.
»Doch natürlich«, protestiere ich. Schließlich
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