Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Dank. Das ist nun der Lohn dafür, dass man sich um seine Schwestern kümmert!
Apropos Schwestern. Ich war ja schon ein bisschen erstaunt, dass Tessa offensichtlich keine Zeit verloren hat, ihre Spanier gleich in ihren Schrebergarten einzuladen. Auf der anderen Seite..., ich kann verstehen, dass Tessa das Wochenende voll ausnutzen möchte, aber das, was jetzt passiert ist, mit Tessa und diesem Javi, das macht mir schon Sorgen. Ich meine, normal ist das nun bestimmt nicht. Und wenn der wirklich …
»Livi?«
»Ja, Kenny?«
»Kann ich Gummistiefel anziehen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil man zu einer Party nicht in Gummistiefeln geht.«
»Ich finde meine Gummistiefel aber schick. Und Valerie
hat gestern gesagt, dass sie mir nicht glaubt, dass ich Gummistiefel mit Schmetterlingen drauf habe.«
»Ist doch egal, ob sie das glaubt oder nicht.«
»Ist es NICHT!« Kennys Schmollgesicht sieht mich trotzig an. »Ich ziehe meine Gummistiefel an!«
Mann! Wie macht Iris das bloß jeden Tag? Also ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass Malea, Tessa und ich auch mal so waren!
Ich hole tief Luft und entscheide mich dann dafür, dass es doch eigentlich egal ist, in welchen Schuhen Kenny geht. Kleine Kinder sollen vor allem glücklich sein und Spaß haben, oder etwa nicht?
Sehr zufrieden marschiert Kenny kurze Zeit später neben mir in Gummistiefeln die sonnige Straße hinunter. Als wir an Walter Walbohms Haus vorbeikommen, stutze ich verdutzt. Denn ich sehe erstaunlicherweise Malea in einem Busch hocken. Also, richtig mittendrin. Die Augen auf etwas gerichtet, was ich von hier nicht sehen kann.
Was macht sie denn da? Hat sie auch ein Schlafanzugproblem?
Ich kann nicht genau erkennen, was Malea anhat. Allerdings: Es ist fast drei Uhr! Warum sollte Malea sich mitten am Tag einen Schlafanzug angezogen haben?
Ich starre ein wenig irritiert weiter in Walter Walbohms Garten und renne um ein Haar in den nächsten Laternenpfahl. Ups!
Kenny hat Malea nicht bemerkt und ich habe sie natürlich nicht darauf aufmerksam gemacht. Sie ist vollauf damit beschäftigt, mir alle Gäste der Party aufzuzählen.
»...und außerdem noch Inge-May und Shirin und Bentje und Romy und...«
Als ich Kenny abgeliefert habe und durch eine Einkaufsstraße
zurück zu unserem Haus gehe, habe ich endlich mal ein paar Minuten Ruhe. Und fange wieder an, über Tessas Javier nachzudenken.
Ich meine, bis jetzt sind das ja alles nur Vermutungen, die Tessa und ich haben. Und das muss auch gar nicht alles stimmen. Ich meine, kann ja auch alles eine gute und vernünftige Erklärung haben. Obwohl mir leider nur eine ziemlich ungute Erklärung einfällt. Und auch wenn dieser Javier auf den ersten Blick ganz okay zu sein scheint, das wäre dann wohl doch nicht mehr lustig, sondern echt gefährlich und natürlich auch total daneben, weil …
»Hey Livi!«
Ups! Schon wieder Laternenpfahl? Nee, Gregory! Wie nett!
»Hi!«, sage ich. »Was machst du hier?«
»Einkaufen«, meint Gregory. »Ich brauche Brot und Wurst und so’n Kram.«
»Kaufst du samstags immer für deine Mutter ein?«, grinse ich. Schließlich habe ich ja heute auch statt meiner Eltern eingekauft.
»Samstags?«, grinst Gregory zurück. »Ich kaufe immer ein. Ich glaube kaum, dass meine Mutter weiß, wo bei uns in der Stadt die Supermärkte sind.«
Ich bin verblüfft. War das ein Witz oder meint er das ernst?
Er scheint es ernst zu meinen.
»Meine Mutter schläft noch«, redet Gregory weiter.
Was, um halb vier nachmittags?
»Und wenn sie aufwacht, muss sie auch schon los zum Studio.«
»Und du machst ihr dann Essen?«, frage ich erstaunt.
Gregory schüttelt den Kopf. »Nein, nein, meine Mutter
isst irgendwo in einem Restaurant mit Leuten vom Fernsehen. Ich mach mir heute Abend eine Dose mit Ravioli.«
Eine Dose Ravioli! Da sind ja die abenteuerlichen Gerichte von Iris nahrhafter!
»Willst du nicht lieber bei uns essen?«, frage ich spontan.
Gregory tut mir echt leid. Seine frühe Kindheit scheint er größtenteils bei Walter Walbohm verbracht zu haben. Und jetzt hockt er jeden Abend allein vorm Computer mit irgendwelchem Dosenfutter.
»Meinst du das ernst?«, fragt Gregory und sieht enorm erfreut aus. »Deine Eltern sind doch gar nicht da, oder? Wer kocht denn?«
»Das ist ja das Gute an der Sache«, grinse ich. »Dieses Wochenende kocht unsere Rema. Du musst unbedingt kommen!«
Da strahlt Gregory über beide Backen. Und sieht plötzlich richtig nett aus. Trotz seiner
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