Die Chaosschwestern sind die Größten!
Lauschige Eiche mitzuschleppen, damit sie dort ein bisschen aufgemuntert wird. (Allerdings glaube ich, dass Walter Walbohm sie noch wesentlich besser aufmuntern kann.)
»Immer noch die Gespenster?«, fragt Dodo mitfühlend, greift aber schon zum ersten Brötchen. (Schließlich haben wir nicht viel Zeit.)
Von Rema kommt ein abgrundtiefer Seufzer. »Ich hab ja nun ein paar Tage wunderbar bei Walter drüben geschlafen, aber eine einzige Nacht in meinem Zimmer – und ich fühle mich wie ein Wrack.« Sie seufzt noch mal. »Auf Malea und Kenny ist auch kein Verlass. Da kann ja der ganze Raum einstürzen und die Geister können dabei Tango im Dreivierteltakt tanzen, die würden nicht aufwachen.« Sie guckt mir elend in die Augen. »Und Iris und Cornelius wage ich nicht mehr, um Hilfe zu bitten.«
SOCCORO ! Bittet sie jetzt indirekt etwa mich um Hilfe?
Aber wie sollte ich mich denn nachts auf die Lauer legen? Ich bin doch voll berufstätig! Und brauche meinen Schlaf!
»Ah ja … äh, ach je …«, sage ich mal möglichst neutral.
Zum Glück reißt mich Dodo aus dieser brenzligen Lage.
»Was ist denn heute Nacht wieder passiert?«, fragt sie, beißt ins Honigbrötchen und fängt genüsslich an zu kauen. »Hast du die Gespenster gesehen?«
»Aber nein«, seufzt Rema, »die kann man nicht sehen. Die sind viel zu schnell und zu gerissen.«
»Und du bist dir sicher, es sind Gespenster? «, vergewissere ich mich verblüfft.
Ich meine, sonst ist unsere Rema eigentlich topfit im Kopf. Ich fasse es nicht, dass sie tatsächlich an Gespenster glaubt … Also ehrlich!
Doch Rema nickt mit ernstem Gesicht. »Was denn sonst? Die machen Krach für zehn, rennen im Dunkeln durch die Gegend, lassen die Vorhänge flattern, reißen Stücke aus den Wänden und …«
Dodo vergisst glatt das Kauen. »Die reißen Stücke aus den Wänden? «
»Aber ja«, nickt Rema und klingt vorwurfsvoll, »aber hier interessiert sich ja kein Mensch dafür. Noch nicht mal Cornelius! Dass er eine Nacht in meinem Zimmer schlafen wollte, hat er bestimmt schon wieder vergessen.«
»In deinem Zimmer liegen Wandstücke verstreut?«, will Dodo sichergehen. »Auch jetzt noch?«
Rema nickt vehement. »Wollt ihr mal gucken?«
Na schön, wir haben es zwar eilig, aber das wollen wir dann tatsächlich.
Ich meine, man sollte wohl wenigstens im Auge behalten, ob Häuser einstürzen könnten! (Unseres ist das nämlich schon mal. Also jedenfalls ein großer Teil davon.) Echt mal wieder typisch, dass Cornelius und Iris sich nicht darum kümmern.
Wir folgen Rema in ihr Erdgeschosszimmer und sehen uns dann doch ziemlich verblüfft um. Heiliges Spitzenhöschen! Ich hatte ja keine Ahnung! Die arme, arme Rema!
Denn hier liegen in der Tat nicht nur große und auch klitzekleine aus der Wand gerupfte Mauerstücke auf dem Boden, sondern auch mindestens die Hälfte von Remas Unterwäsche.
»Die gehen auch an deine Schränke? «, fragt Dodo fassungslos.
Rema nickt und ist jetzt fast den Tränen nahe. »Das könnt ihr ja selbst sehen! Die machen noch ganz andere Sachen! Glaubt ihr mir jetzt?«
»Aber, Remilein, wir haben dir doch immer …«, fange ich gerade komplett verdattert an zu murmeln. (Es wird doch nicht wirklich Geister geben in unserem Haus?)
Da wird die angelehnte Tür aufgestoßen und Iris’ Gesicht taucht auf. »Mutter?«
Als sie uns alle sieht, macht sie einen Schritt ins Zimmer hinein und lässt gleich darauf einen Schrei fahren. »Ach du grüne Neune, Mutter! Ist bei uns eingebrochen worden?«
In diesem Moment steckt auch noch Kenny ihre Nase herein. »Wer ist grün? Wieso neun?«
Ich verstehe nicht, warum Iris, Rema und Cornelius manchmal so altertümliche Ausdrücke benutzen müssen. Kein Wunder, dass kleine Kinder die nicht kapieren.
Kenny sucht den Boden mit ihren Augen ab. Ich kann direkt sehen, wie sie dabei leise zählt.
»Nö, Mama, hier sind nur sieben Brocken Wand und acht Unterhosen und da, neben dem Nachttisch, fünf angebissene Schokostücke …«, berichtet Kenny. »Oh, darf ich eins, Rema?«
Rema guckt entgeistert die Schokokrümel an, die wir noch gar nicht bemerkt hatten.
Iris wendet sich mit schneeweißem Gesicht ab. »Ich glaube, mir wird schon wieder übel.«
»Hat dir mein Tee heute Morgen geschmeckt, Mama?«, kräht Kenny.
Iris streicht ihr übers Haar. »Ja, das war wieder sehr lieb von dir, danke! Aber – urrgss – jetzt muss ich mal eben …«
Sie drängt eilig Cornelius beiseite, der nun auch ins Zimmer kommt, und
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