Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
nicht, wenn jemand nur mal ganz neutral auf dem Kopf nach Läusen sucht.
Dann muss ich fast kichern. Wenn uns jetzt Henrys Freundin Elena von Weitem sehen würde, würde sie bestimmt was total Falsches denken … Hihihi!
»Ich kann nichts sehen.« Henry zieht meinen Kopf wieder hoch und lächelt mich zuversichtlich an. »Also, ich bin echt nicht sicher, ob da überhaupt was ist.«
»Aber es juckt«, murmele ich kläglich. »Und wahrscheinlich sind die Viecher sowieso so klein, dass man sie gar nicht sehen kann.«
»Die kann man ganz wunderbar sehen«, meint Henry. »Ich hatte schon dreimal Läuse.«
»Echt?« Ich weiß nicht, ob ich das jetzt abstoßend oder sympathisch finden soll.
Ich meine, bis gestern hätte ich das ganz sicher eklig gefunden, wenn mir jemand so was erzählt hätte. Aber jetzt, wo ich selber …
»Du siehst richtig entsetzt aus.« Henry grinst übers ganze Gesicht.
»Ach, Quatsch«, widerspreche ich leise.
Henry zieht eine Grimasse, die sagt, dass er mir kein Wort glaubt.
»Okay«, murmele ich und probiere auch mal ein zaghaftes Lächeln. »Dann danke! Für das Geld, meine ich. Ich geb es dir morgen zurück.«
»Klar, mach dir keine Sorgen!«, grinst Henry und schwingt sich auf sein Rad. »Ich muss los! Muss gleich noch’ne Runde mit meinem Hund gehen.«
»Du hast einen Hund?«
»Mhm«, nickt Henry, »einen schwarzen Labrador.«
»So …« Ich grinse, winke ihm noch kurz nach und gehe dann den Gehweg runter zu Javis Auto.
Erst da fällt mir auf, dass Henry mit keinem Wort meine etwas ungewöhnliche Mütze erwähnt hat. Und wie viele dämliche Sprüche habe ich dazu heute in der Schule gehört! Zum Glück bin ich cool genug, die alle nur mit einem verächtlichen Grinsen zu ignorieren. Vielleicht ist Henry wirklich kein Idiot?
»Todo bien? Hast du bekommen, was du brrrauchst?«
Javi sitzt geduldig hinter seinem Steuer und macht mir die Tür auf.
»Ja, alles claro«, sage ich und lächele. Weil ich endlich diese Läuse bald los sein werde. Nicht etwa, weil ich immer noch über Henry nachdenke. Wie nett der ist. Und überhaupt.
Javi lehnt sich zu mir rüber und will mich küssen.
»Nicht, Javi! Hör auf! Ich will dich doch nicht anstecken, das weißt du!«
»Tonterías! Blödsinn! Du steckst mich nicht an. Es ist ja kein einziges Haarrr zu sehen. Und außerdem nehme ich dirrr gerrne jede einzelne Laus ab, mi amor.« Er tut so, als krempele er sich die Hemdsärmel hoch. »Die sollen nur warrrten, bis ich sie in die Finger krrriege! Carrramba!«
Ich muss lachen. Ach, Javi ist doch der Allersüßeste! Und als wir zu Hause aus dem Auto steigen, kriegt er doch noch einen Kuss.
Malea
Komisch, dass man beim Spionieren immer Dinge herausfindet, die man gar nicht herausfinden wollte! Geht das James Bond auch so? Ich weiß nicht, in den Filmen sieht es immer so aus, als ob er ganz genau das rausfindet, was er auch gesucht hat. Wenn ich aber danach suche, wie ich die Welt retten kann, finde ich alles andere als eine Antwort. Ja, vor allem alles andere …
Zum Beispiel Tessa! Und die hab ich nun bestimmt nicht gesucht!
Da wollte ich mal wieder ganz systematisch vorgehen (wie eine echte Spionin) und ein bisschen spionieren üben (wenn man da nämlich nicht gewissenhaft im Training bleibt, kommt man schnell aus der Übung), also Leute beschatten und verfolgen und so’n Kram. Normalerweise schlendere ich dafür einfach in der Stadt rum und picke dann ein paar vielversprechende Gesichter raus. Man glaubt gar nicht, was man dabei alles Interessantes herausfindet!
Ich hatte außerdem die Hoffnung, dass ich dabei auch auf die Lösung meines Problems komme. Wie man die ganze Welt retten kann, meine ich. Beim Leutebeschatten kann man nämlich unheimlich gut nachdenken.
Ich lief also durch die Stadt auf der Suche nach einem Gesicht, das ich noch nicht kenne und wo sich das Beschatten deshalb lohnt, und schon dabei fingen meine Gedanken von ganz alleine an, echt prima nachzudenken. Ich dachte an all die vielen verschiedenen Menschen auf der Welt und an all die schrecklichen Ungerechtigkeiten, von denen man im Fernsehen hört, und an die Versuche von einigen wenigen tollen Menschen, diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.
Ja, und an dieser Stelle dachte ich wieder, wie unheimlich notwendig es ist, dass endlich mal jemand gleich die ganze Welt rettet und nicht immer nur ein kleines Stückchen!
Aber genau in dem Moment war ich beim Spielplatz in der Adlerstraße angekommen und sah direkt vor
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