Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
finster an. Dass Cornelius gerade nach Hause gekommen ist, scheint sie nicht genug abgelenkt zu haben.
»Ich KANN heute NICHT!« Tessas Stimme ist fast ein Kreischen.
Du meine Güte!, denke ich. Küchendienst ist natürlich voll grässlich, aber noch lange kein Grund, total am Rad zu drehen.
»Ich kann nicht! Heute kann ich WIRKLICH NICHT!« Tessa klingt mit jeder Sekunde hysterischer.
Das fällt auch Iris auf. »Und warum nicht? Deine Spanier sind doch sowieso mit Walter beschäftigt.«
»Ich …« Tessa sieht ehrlich verzweifelt aus.
Und dann guckt sie zu mir rüber. Malea hilf mir!, sagt ihr Blick.
Uh, da bin ich aber in Schwierigkeiten! Denn eigentlich bin ich ja sauer auf sie. Weil sie den netten Javi so herzlos betrügt. Und weil sie dann hier steht und noch nicht mal ein schlechtes Gewissen zu haben scheint. Und – du meine Güte – wahrscheinlich ist Henry auch der Grund, warum sie heute nicht kann. Weil sie sich nämlich noch mal mit ihm treffen will.
Und da beschließe ich, ihr NICHT zu helfen.
Nö. Bin doch nicht doof. So was unterstütze ich nicht auch noch. Ich hab schließlich hohe moralische Werte oder wie man das nennt. Hat James Bond ganz sicher auch. Also, ich meine, wenn der mit einem Mädchen zusammen ist, dann … dann würde der ganz sicher nicht … Ähm, also … na schön, vielleicht doch. Aber ansonsten ist er große Klasse. Keine Frage.
»Malea?« Tessa guckt mich flehend an. Und lässt ihre dunkel geschminkten Wimpern auf und ab klappern wie nervöse Schmetterlingsflügel.
Wieso kratzt sie sich eigentlich dauernd an ihrer Mütze? Hat die Motten? Wo hat sie die bloß hergekramt? Tessa trägt doch sonst nie Mützen. Selbst bei fünfzig Grad minus nicht. Sonst würden ihre mühsam gestylten Locken ja womöglich zerquetscht werden.
Zum Glück mischt sich Iris ein und ich komme in keine schwesterlichen Schwierigkeiten. »Tessa, du wirst deinen Teil NICHT von Malea machen lassen! JEDE von euch packt mit an!«
Das ist der Moment, wo die Tür aufgeht und Livi und Gregory ahnungslos hereinschneien.
»Jede!«, wiederholt Iris finster. »Auch du, Olivia!«
»Wie?« Livi guckt uns verwirrt an. »Was ist?«
Gregory lächelt wie immer freundlich in die Runde. »Äh, soll ich lieber später wiederkommen?«
Gregory besänftigt Iris irgendwie immer. Zumindest etwas. »Nein, nein, setz dich da hin und warte einen kleinen Moment. Ich habe mit meinen Töchtern hier noch ein Hühnchen zu rupfen.«
»Hier wird ein Huhn gerupft?« Bonbon-Bentje steht mit großen Augen in der Tür.
»Wer rupft hier WAAAS?« Nur eine Zehntelsekunde später steht Kenny panisch daneben. »Mama, du hast mir doch versprochen, dass du nie wieder …« Ihr Blick sucht alle freien Flächen in der Küche ab. Und erst als sie kein einziges Brathuhn irgendwo sehen kann, begreift sie. Blitzschnell wendet sie sich ab und will den Rückmarsch antreten. Doch: zu spät.
»Halt! Hiergeblieben!«, ruft Iris. »Auch du, Kendra!«
»Och …«, macht Kenny. Was klingt, als hätte man aus einem Ballon die Luft rausgelassen.
Was macht Bonbon-Bentje denn schon wieder bei uns? Die beiden hatten sich doch heute Morgen gestritten? Na, inzwischen scheinen sie sich wieder versöhnt zu haben.
Dann bemerken Livi und Kenny Cornelius, der sich auf einen Stuhl in der Ecke verdrückt hatte.
»PAPA!«
»Cornelius!«
Kenny fliegt Cornelius an die Brust und drückt ihn, als wäre er gerade vom Südpol zurückgekehrt. Würde mich nicht wundern, wenn sie gleich ruft: Hast du mir einen Pinguin mitgebracht?
Für Livi bleibt erst mal nur Platz für einen Kuss auf die Backe.
Doch dann reißt Cornelius sie beide gleichzeitig in seine Arme und drückt sie, wie er eben mich und Tessa gedrückt hat, als Iris draußen beim Taxibezahlen war. Als hätte er uns hundert Jahre nicht gesehen. Vielleicht war er doch heimlich am Südpol?
Auch Gregory freut sich, Cornelius zu sehen. Weil er in einer Band Schlagzeug spielt, ist Cornelius sein Held. Was Größeres gibt es für Gregory nicht.
»Aber warum bist du denn heute schon entlassen worden?«, fragt Livi. »Du solltest doch eigentlich bis Mittwoch im Krankenhaus bleiben.«
»Hab mich selbst entlassen«, brummt Cornelius. »Mir geht’s blendend. Die brauchen die Betten da dringender für Leute, die wirklich krank sind.«
»Du hast dich selbst entlassen?«, wiederholt Iris und sieht plötzlich ziemlich besorgt aus. »Meinst du, das war eine
gute Idee? Die Ärzte werden schließlich am besten
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