Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Ich fing auch schon an, mir Sorgen zu machen,
dass wir möglicherweise zum Mittagessen trockenes Müsli knabbern müssten. Besonders Rema sah deutlich erleichtert aus.
Livi starrte für eine Sekunde enttäuscht in die Pfanne, wo der Rest der ersten Omelettes schwarze Blubberblasen warf und nur allzu offensichtlich nicht mehr zu retten war, und schmiss dann das Zeug mit einem Ruck beherzt in den Müll.
»Sag mal, spinnst du?«, fauchte Tessa.
»Och, nein!«, hauchte Rema.
Doch Livi ließ sich weder von Tessas Geraunze noch von Remas vorwurfsvollem Blick stören. Sie ging zum Kühlschrank, holte frische Eier, mixte die Zutaten neu und ein paar Minuten später roch unsere Küche wieder hoffnungsvoll nach Essen. Diesmal ohne unterschwelligen Brandgeruch.
Ich musste grinsen, weil der erleichterte Seufzer von Rema nicht zu überhören war.
»Du, Tessie«, plapperte Kenny unbekümmert drauflos, während sie es sich auf Remas kuscheligem Schoß gemütlich machte, »ich dachte, du willst in Spanien wohnen, wenn du groß bist.«
Tessa hat nämlich einen spanischen Freund, diesen Javier, der sie ab und zu – also eigentlich ziemlich oft – besuchen kommt.
»Na, hör mal, ich bin schon groß!«, hat Tessa empört geantwortet.
Aber dann hat sie doch gegrinst und etwas leiser genuschelt: »Vielleicht mach ich das mit Spanien.« Sie setzte sich kurz zu uns an den Tisch und suchte in ihrer Schultasche nach ihrem Handy. »Vielleicht auch nicht.«
»So«, meinte Kenny. »Und womit verdienst du das ganze
Geld, das du dann hast? Willst du etwa auch Kochbücher schreiben wie Mama?«
Tessa starrte Kenny entsetzt an.
Nein …, jetzt wo ich so drüber nachdenke, guckte sie eher … ertappt! Und knallrot wurde sie auch! HA! Richtig schuldbewusst sah sie aus. Womöglich hat Kenny genau ins Schwarze getroffen?
»Blödsinn«, nuschelte Tessa nur. Und dann stand sie auf, weil sie zweifellos oben in ihrem Zimmer mit Dodo telefonieren wollte. War bestimmt wichtig, sie hatten sich ja seit ihrer Trennung auf dem Nachhauseweg von der Schule seit mindestens zwölf Minuten schon nicht mehr gesehen!
»Die Omelettes sind fertig!«, rief Livi hinter ihr her.
»Lass doch«, meinte Rema. »Sie kann sich ja später noch eins machen.«
»Mehr Eier haben wir aber nicht«, sagte Livi. »Ich hab die letzten eben genommen, und wer weiß, wann Aurora wieder welche legen wird.«
»Oder wo«, fügte Kenny grinsend hinzu.
Die letzten Eier hatte nämlich Kenny gefunden. Unter Cornelius’ Schlagzeug. Da hätte es bei der nächsten Rainbow-Probe absolut sicher Rühreier gegeben. Genau in diesem Moment kam Aurora durch die offene Tür in die Küche getippelt. Vor dem Herd blieb sie stehen, reckte ihren Hals vor und zurück und vor und zurück, legte ihren Kopf schief und schaute dann Livi vor dem Herd lange und nachdenklich an.
Ich bekam beinahe ein schlechtes Gewissen. Weil es doch Auroras Eier waren, die da in der Pfanne brutzelten …
Hängen Hühner eigentlich sehr an ihren Eiern?
Livis Omelettes schmeckten lecker. Wie alles, was Livi kocht. Und ich hoffte sehr, dass Aurora nicht erahnen
konnte, was es wirklich war, das wir da in unseren Mund schaufelten.
Kenny drehte sich um und sah Aurora mit leuchtenden Augen an. »Halloho!« Kenny ist diejenige von uns, die sich am meisten ein Haustier gewünscht hat.
»Sitz!«, sagte Kenny und schaute Aurora streng an.
»Toooock!«, antwortete Aurora ziemlich irritiert und auch ein wenig verärgert.
Kenny ließ sich davon nicht im Geringsten beirren.
»Sitz!«, wiederholte sie energisch und hielt dazu verlockend ein Stück Omelette vor Auroras Schnabel.
Aurora reckte sofort ihren Hals.
Ich glaube echt, Hühner fressen alles. Ich habe jedenfalls noch nichts gesehen, das Aurora nicht zumindest probiert hätte.
Doch Kenny war erbarmungslos. »SITZ!«
»Mensch, Kenny!«, mischte sich Livi ein. »Wie soll sich das arme Huhn denn hinsetzen? Hühner setzen sich nur zum Brüten und nicht etwa an jeder Ampel wie ein Hund.«
Kenny verzog schmollend ihren Mund. Aurora spreizte ihre Flügel und reckte den Hals jetzt so weit, dass sie beinahe Kennys Lockstück erwischt hätte.
»Nö«, sagte Kenny. »Wenn du nicht Sitz machst, kriegst du auch nichts.« Und damit stopfte sie sich die Gabel selbst in den Mund. (Kleine Kinder können manchmal ganz schön grausam sein.)
»Tooockkkk!«, machte Aurora böse.
Ja, das ist jetzt ein paar Tage her. Und heute Abend liege ich hier im Bett und fange noch mal alleine
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