Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Gesicht auf. »Oh, ein Antiläusemittel, ja?«
Sie strahlt mich richtig glücklich an.
Muss sie so schreien? Ich gucke mich hektisch um. Aber Gott sei Dank ist noch kein weiterer Kunde in den Laden gekommen.
»Kein Problem«, versichert sie mir, als wären Läuse das Schönste, was einem im Leben passieren könnte. »Wir haben hier vier verschiedene Produkte, die alle …«
Und dann redet sie und redet. Und zeigt mir endlos Packungen und irgendwelche Beipackzettel mit merkwürdigen Bildchen darauf und redet und redet.
Alles, was ich tue, ist panisch zur Tür schielen, um auch sicherzugehen, dass ich immer noch allein im Laden bin. Zum Zuhören bin ich wirklich nicht in der Lage. Oh, diese kleine Timmi-Ratte!
Als Marion Petersen gestern Abend anrief und mir mitteilte, dass sie auf Timmis Kopf leider Läuse gefunden habe und ich mich möglicherweise angesteckt haben könnte und mich deswegen zur Sicherheit vom Arzt untersuchen lassen sollte, da dachte ich, ich sterbe. LÄUSE!
Da ist man so lieb und nett und hütet ein kleines Kind und was kriegt man zum Dank? Nie wieder mache ich Babysitting! Dann lieber hundert Stunden Eisbecher schleppen. Die sind wenigstens nicht mit Ungeziefer verseucht.
Allein die Vorstellung, dass da jetzt hundert kleine Krabbelviecher auf meinem Kopf fröhlich vor sich hinnisten. … Oh nee! Das will ich mir gar nicht vorstellen. Uh, da juckt es mich schon wieder!
Bin natürlich gestern nach dem Telefonanruf sofort ins Badezimmer gerast, um im Spiegel nachzugucken. Aber ich konnte nichts sehen. Doch das Jucken, das habe ich sofort gespürt. Sofort, nachdem mir Marion Petersen davon erzählt hat.
Als Erstes habe ich mir die Haare supergründlich gewaschen. Aber Marion Petersen meinte vorher schon, dass das überhaupt nichts bringe. Hat es auch nicht. Es hat nur mit jeder Stunde mehr gejuckt. War fast den ganzen Abend im Badezimmer damit beschäftigt, Läuse zu jagen, beziehungsweise mir den Kopf immer da zu waschen, wo es gerade juckte. Und das war irgendwann praktisch überall. Grässlich. Habe fast zwei Flaschen Shampoo verbraucht.
Marion Petersen meinte, ich müsse mir auf jeden Fall ein Mittel in der Apotheke kaufen, wenn ich ganz sichergehen wolle.
Ob ich sichergehen will? Ich will verdammt noch mal in dieser Sache so zementblocksichergehen, dass ich gerne bereit bin, mir zwanzig Läusemittel nacheinander auf den Kopf zu schmieren! Kann ja nicht so schwer sein.
»Vielen Dank. Ich nehme sie alle vier.«
»Du möchtest alle vier Produkte?«
»Ja«, nicke ich. Ist die schwerhörig?
»Aber das ist wirklich nicht nötig.« Die Apothekerin sieht überrascht und ein bisschen amüsiert aus. »Jedes dieser Mittel ist absolut wirksam und …«
»Ich nehme sie alle«, wiederhole ich fast drohend.
»Sehr gerne«, nickt die Verkäuferin nun eher förmlich
und tippt die Summe in ihren Computer. »Das macht dann vierundsechzig Euro sechzig.«
»WAS?« Nun sehe wohl ich leicht überrascht aus. Fange mich aber sofort wieder und krame gehorsam in meinem Portemonnaie. Hoffentlich habe ich überhaupt so viel Geld.
Habe ich natürlich nicht. Sch…
Ich gucke zur Tür. »Äh, Entschuldigung, bin in einer Sekunde wieder da. Ich habe mein Geld im Auto vergessen.« Bestimmt hat Javi noch ein paar Euro in der Tasche!
Überhaupt – Javier! Ich glaube, der hat den Ernst der Lage nicht im Mindesten verstanden! Der fand das Ganze bloß lustig! Als ich ihm heute Morgen vor der Schule auf der Straße völlig verzweifelt anvertraut habe, was mir passiert ist, hat er zur Antwort nur laut gelacht. Als hätte ich einen Witz gemacht! Oh, da bin ich aber wütend geworden! Wie kann man so gefühllos sein?
Immerhin hat er versprochen, es absolut niemandem zu verraten. Nicht mal Ramón. Aber dumme Sprüche macht er trotzdem noch. Und findet das ebenfalls witzig. Wie heute vor der Schule, als ich ihn verständlicherweise nicht küssen wollte, weil ich ihn natürlich nicht anstecken will, und er wieder loswieherte und dann zum Abschied noch ganz betont »Kopf hoch!« sagte. Ja, hahaha, Javi, sehr komisch! Zum Glück haben Kenny und Bonbon-Bentje nicht kapiert, auf was er damit angespielt hat!
Auf der anderen Seite ist es natürlich auch irgendwie toll, dass Javi es so locker nimmt. Ich meine, er hätte ja auch »Iiihhh! Geh bloß weg von mir!« kreischen können. Und das wäre dann für mich kein so schönes Gefühl gewesen.
»Soll ich dir die Sachen dann zur Seite legen, bis du wieder kommst?«, fragt die
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