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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wie ein Band. Jetzt betrachten Sie mal die Pigmentierung, und Sie werden feststellen, dass sie sehr dicht ist. Sehen Sie die dicke Kutikula? All das führt zu ein und derselben Schlussfolgerung.« Erin sah Rizzoli an. »Dieses Haar ist charakteristisch für eine Person ostasiatischer Abstammung.«
    »Was genau meinen Sie mit ostasiatisch?«
    »Chinesisch oder japanisch. Der indische Subkontinent. Möglicherweise aber auch die nordamerikanische Urbevölkerung.«
    »Gibt es dafür eine Bestätigung? Reicht die Haarwurzel für eine DNS-Analyse aus?«
    »Leider nein. Offenbar ist es nicht auf natürliche Weise ausgefallen, sondern es wurde abgeschnitten. Dieses Haar weist kein follikuläres Gewebe auf. Aber ich bin mir sicher, dass es von einer Person stammt, die weder europäischer noch afrikanischer Abstammung ist.«
    Eine asiatische Frau, dachte Rizzoli, als sie ins Morddezernat zurückging. Wie passt das zu diesem Fall? In dem verglasten Durchgang zum Nordflügel blieb sie stehen und blinzelte mit müden Augen in die Sonne, über das Stadtviertel Roxbury hinweg. Gab es da ein Opfer, dessen Leiche sie noch nicht gefunden hatten? Hatte Hoyt ihr Haare als Souvenir abgeschnitten, so wie er es bei Catherine Cordell gemacht hatte?
    Sie drehte sich um und erblickte zu ihrer Überraschung Moore, der direkt an ihr vorbeiging, unterwegs zum Südflügel. Er hätte sie vielleicht überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, wenn sie ihm nicht nachgerufen hätte.
    Er blieb stehen und drehte sich unwillig zu ihr um.
    »Dieses lange schwarze Haar auf Hoyts Badezimmerfußboden«, sagte sie. »Das Labor meint, es sei ostasiatisch. Es gibt vielleicht noch ein Opfer, das wir übersehen haben.«
    »Wir haben über diese Möglichkeit gesprochen.«
    »Wann?«
    »Heute Morgen, in der Besprechung.«
    »Verflucht noch mal, Moore! Ich will vielleicht auch mitkriegen, was hier läuft!«
    Sein eisiges Schweigen ließ ihren Ausbruch nur um so hysterischer klingen.
    »Ich will ihn doch auch schnappen«, sagte sie. Langsam und unbeirrbar ging sie auf ihn zu, bis sie ihm Auge in Auge gegenüberstand. »Ich will ihn genauso sehr wie Sie. Lassen Sie mich wieder mitmachen.«
    »Das ist nicht meine Entscheidung. Sondern Marquettes.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Moore?«
    Resigniert blieb er stehen.
    »Ich kann das nicht länger aushalten«, sagte sie. »Diese Fehde zwischen uns.«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden.«
    »Hören Sie, es tut mir Leid. Ich war sauer auf Sie wegen Pacheco. Ich weiß, das ist eine lausige Entschuldigung für das, was ich getan habe. Dafür, dass ich Marquette von Ihnen und Cordell erzählt habe.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Warum haben Sie das getan?«
    »Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt. Ich war sauer auf Sie.«
    »Nein, das war nicht nur wegen Pacheco. Es ging um Catherine, nicht wahr? Sie konnten sie von Anfang an nicht ausstehen. Sie konnten die Tatsache nicht ertragen …«
    »Dass Sie sich in sie verliebt hatten?«
    Beide schwiegen lange.
    Als Rizzoli wieder das Wort ergriff, konnte sie den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Wissen Sie was, Moore, Sie können noch so edel daherreden, dass Sie an einer Frau ihren Verstand schätzen, dass Sie bewundern, was Frauen alles leisten, aber am Ende fahren Sie doch auf dasselbe ab wie alle anderen Männer. Nämlich auf Titten und Ärsche.«
    Er wurde bleich vor Wut. »Sie hassen sie also wegen ihres Aussehens. Und Sie sind stinksauer auf mich, weil ich darauf abfahre. Aber wissen Sie was, Rizzoli? Sie sollten sich mal fragen, welcher Mann denn eigentlich auf Sie abfahren soll, wenn Sie sich nicht einmal selber ausstehen können.«
    Er ging, und sie starrte ihm voller Bitterkeit nach. Noch vor einigen Wochen hatte sie geglaubt, dass Moore der letzte Mensch wäre, der etwas so Grausames sagen würde. Seine Worte schmerzten mehr, als wenn sie von irgendeinem anderen gekommen wären.
    Dass er vielleicht die Wahrheit gesagt hatte, mochte sie gar nicht erst in Betracht ziehen.
    Unten in der Eingangshalle blieb sie vor der Gedenktafel für die im Dienst getöteten Polizisten des Boston Police Department stehen. Die Namen der Toten waren in chronologischer Reihenfolge in der Wand eingraviert, beginnend mit Ezekiel Hodson im Jahre 1854. Eine Blumenvase stand als Zeichen der Ehrerbietung auf dem Granitboden vor der Mauer. Man musste sich nur in Erfüllung seiner Pflicht über den Haufen schießen lassen, und schon war man ein Held. Wie einfach,

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