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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Folge. Das Foto führt die Polizei direkt zu Nina Peytons Wohnung. Er muss überstürzt fliehen und kann das Tötungsritual nicht zu Ende führen; die Befriedigung bleibt ihm versagt. Und was noch schlimmer ist, er hinterlässt eine Zeugin. Das ist sein schwerster Fehler.«
    »Das war kein Fehler«, widersprach Rizzoli. »Er wollte, dass sie überlebt.«
    Ihre Bemerkung wurde von der gesamten Runde mit skeptischen Mienen aufgenommen.
    »Wie wollen Sie denn sonst so eine vermurkste Aktion erklären?«, fuhr sie fort. »Das Foto, das er Cordell zukommen ließ, sollte uns anlocken. Er schickte es per E-Mail ab und wartete auf uns. Er wartete, bis wir im Haus des Opfers anriefen. Er wusste, dass wir dorthin unterwegs waren. Und dann hat er sich beim Durchschneiden ihrer Kehle so stümperhaft angestellt, weil er wollte, dass wir sie lebend finden.«
    »Ja, ganz bestimmt«, höhnte Crowe. »Das war alles ein Teil seines Plans . «
    »Und was war der Grund dafür?«, fragte Zucker Rizzoli.
    »Der Grund stand mit Filzstift auf ihrem Oberschenkel. Nina Peyton war ein Opfer, das er Cordell darbrachte. Ein Geschenk, das sie in Angst und Schrecken versetzen sollte.«
    Es entstand eine Pause.
    »Wenn das so ist, dann ist sein Plan aufgegangen«, sagte Moore. »Cordell ist krank vor Angst.«
    Zucker lehnte sich zurück und dachte über Rizzolis Theorie nach. »Es ist allerdings ein gewaltiges Risiko, das er da eingeht, nur um einer bestimmten Frau Angst zu machen. Es ist ein Zeichen von Größenwahn. Es könnte bedeuten, dass er zu dekompensieren beginnt. So ist es am Ende auch Jeffrey Dahmer und Ted Bundy ergangen. Sie haben die Kontrolle über ihre Fantasien verloren. Sie wurden unvorsichtig. Und machten die entscheidenden Fehler.«
    Zucker stand auf und trat an das Schaubild, das an der Wand hing. Darauf standen die Namen der drei Opfer. Unter den Namen Nina Peyton setzte er noch einen vierten: Catherine Cordell.
    »Sie gehört nicht zu seinen Opfern – noch nicht. Aber irgendwie hat sie sein Interesse geweckt. Wie ist er auf sie gekommen?« Zucker sah in die Runde. »Haben Sie mit ihren Kollegen gesprochen? Klingeln bei irgendeinem von ihnen die Alarmglocken?«
    Rizzoli antwortete: »Wir haben Kenneth Kimball von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Er ist Arzt in der Unfallstation und war im Dienst, als Nina Peyton überfallen wurde. Wir haben auch die meisten männlichen Mitarbeiter der Chirurgie vernommen, ebenso wie die Assistenzärzte.«
    »Was ist mit Cordells Partner, Dr. Falco?«
    »Dr. Falco haben wir noch nicht eliminiert.«
    Jetzt hatte Rizzoli Zuckers Interesse geweckt, und er fixierte sie mit einem merkwürdigen Leuchten in den Augen. Der irre Psychoblick, wie die Jungs vom Morddezernat ihn nannten. »Sprechen Sie weiter«, sagte er leise.
    »Auf dem Papier macht Dr. Falco eine glänzende Figur. Flugzeugbau-Diplom am Massachusetts Institute of Technology, Dr. med. von Harvard. Facharztausbildung in der Chirurgie des Peter Bent Brigham Hospital. Von einer allein erziehenden Mutter großgezogen, hat sich das College und die Uni durch Arbeit finanziert. Fliegt sein eigenes Flugzeug. Und sieht auch noch gut aus. Nicht gerade George Clooney, aber der einen oder anderen Frau könnte er schon den Kopf verdrehen.«
    Darren Crowe lachte. »Ha, Rizzoli stuft die Verdächtigen nach dem Aussehen ein. Ist das so üblich bei Ladys in Uniform?«
    Rizzoli funkelte ihn wütend an. »Was ich damit sagen will«, fuhr sie fort, »ist, dass dieser Kerl an jedem Finger zehn haben könnte. Aber von den Schwestern habe ich gehört, dass er ausschließlich an Cordell interessiert ist. Es ist kein Geheimnis, dass er sie immer wieder bittet, mit ihm auszugehen. Und sie lässt ihn immer wieder abblitzen. Vielleicht platzt ihm allmählich der Kragen.«
    »Man sollte Dr. Falco im Auge behalten«, meinte Zucker.
    »Wir wollen die Liste nicht voreilig reduzieren. Aber bleiben wir doch bei Dr. Cordell. Gibt es noch weitere Gründe, weshalb der Chirurg sie als Opfer auserkoren haben könnte?«
    Es war Moore, der die Frage entscheidend umformulierte: »Und wenn sie nun gar nicht bloß ein weiteres Opfer unter vielen wäre? Was, wenn sie schon immer im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit gestanden hat? Jede dieser Taten ist eine Kopie dessen, was damals den Frauen in Georgia angetan wurde. Und was beinahe auch mit Cordell passiert wäre. Wir haben nie erklären können, wieso er Andrew Capra imitiert. Wir haben nie erklären können, wieso er sich

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