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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ich diesen Haufen Haut und Knochen wiederbeleben?
    »Möchten Sie – dass ich – weitermache?«, fragte der AiP, während er keuchend weiterpumpte. Ein Schweißtropfen zog eine glitzernde Bahn über seine Wange.
    Ich wollte ja gar nicht, dass er wiederbelebt wird, dachte sie, und sie war schon drauf und dran, dem Ganzen ein Ende zu machen, als Angela ihr ins Ohr flüsterte: »Der Sohn ist hier. Er beobachtet uns.«
    Catherines Blick fiel auf Ivan Gwadowski, der in der Tür stand. Jetzt hatte sie keine Wahl. Sie musste alle denkbaren Anstrengungen unternehmen, oder der Sohn würde sie gnadenlos bluten lassen.
    Die Kurve auf dem Monitor hatte das Aussehen einer sturmgepeitschten See.
    »Machen wir noch einen Versuch«, sagte Catherine.
    »Zweihundert Joule diesmal. Und schickt Blut ins Labor, die sollen sofort auf Elektrolyte testen!«
    Sie hörte, wie die Schublade des Instrumentenwagens geräuschvoll aufgezogen wurde. Probenröhrchen und eine Spritze kamen zum Vorschein.
    »Ich kann keine Vene finden!«
    »Benutzen Sie den ZVK.«
    »Alles zurück!«
    Alle wichen vom Bett zurück, als die Elektroden sich entluden.
    Wieder sah Catherine nach dem Monitor und hoffte, die durch den Schock verursachte kurzfristige Muskellähmung würde das Herz wieder in Gang bringen. Stattdessen fiel die Kurve zu einer schwachen Wellenlinie zusammen.
    Ein weiterer Bolus Adrenalin glitt durch den zentralen Venenkatheter.
    Schwitzend und mit hochrotem Kopf nahm der AiP die Herzmassage wieder auf. Ein unverbrauchtes Händepaar übernahm den Ambu-Beutel und presste Luft in die Lungen, aber es war, als versuche man einer ausgetrockneten Hülse Leben einzuhauchen. Schon konnte Catherine hören, wie sich der Tonfall der Stimmen um sie herum änderte – die Hochspannung hatte sich gelöst, und die Wortwechsel klangen emotionslos und automatisch. Es war nur noch eine Pflichtübung; die Niederlage war unvermeidlich. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, sah sich das gute Dutzend Gesichter an, die um das Bett versammelt waren, und erkannte, dass für sie alle die Entscheidung feststand. Sie warteten nur noch auf ihr Stichwort.
    Sie gab es ihnen. »Also, halten wir fest«, sagte sie. »Zeitpunkt des Todes elf Uhr dreizehn.«
    In der plötzlichen Stille traten alle vom Bett zurück und betrachteten schweigend das Objekt ihres Scheiterns, Herman Gwadowski, der erkaltend inmitten eines Gewirrs von Kabeln und Schläuchen lag. Eine Schwester schaltete den EKG-Monitor aus, und das Oszilloskop erlosch.
    »Haben Sie mal an einen Schrittmacher gedacht?«
    Catherine, die gerade damit beschäftigt war, das Protokoll zu unterschreiben, wandte sich um und sah, dass der Sohn des Patienten den Raum betreten hatte. »Es gibt nichts mehr zu retten«, sagte sie. »Es tut mir Leid. Wir konnten sein Herz nicht mehr zum Schlagen bringen.«
    »Benutzt man zu diesem Zweck nicht Herzschrittmacher?«
    »Wir haben getan, was wir konnten …«
    »Sie haben nichts weiter getan, als ihm Elektroschocks zu versetzen.«
    Nichts weiter! Sie sah sich in dem Zimmer um, sah die Spuren ihrer Anstrengungen, die benutzten Spritzen, die leeren Medikamentenkapseln und das zerknüllte Verpackungsmaterial. Der Medizinmüll, der nach jeder Schlacht auf dem Feld zurückbleibt. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, alle warteten gespannt, wie sie sich aus der Affäre ziehen würde.
    Sie legte das Klemmbrett hin, auf dem sie geschrieben hatte, und die zornige Erwiderung lag ihr schon auf der Zunge. Doch sie kam nicht mehr dazu, sie zu äußern. Stattdessen wirbelte sie herum und blickte zur Tür.
    Irgendwo in der Station schrie eine Frau.
    Im nächsten Moment stürmte Catherine schon zur Tür hinaus; die Schwestern folgten ihr auf dem Fuß. Sie rannte um die Ecke und erblickte eine Helferin, die schluchzend auf dem Flur stand und auf die Tür von Ninas Zimmer zeigte. Der Stuhl vor der Tür war leer.
    Da sollte doch ein Polizist sitzen. Wo ist er?
    Catherine stieß die Tür auf und erstarrte.
    Blut war das Erste, was sie sah – in hellroten Rinnsalen floss es die Wand herab. Dann erblickte sie ihre Patientin, die ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten am Boden lag. Nina war auf halbem Weg zwischen dem Bett und der Tür gestürzt, als habe sie noch ein paar taumelnde Schritte machen können, bevor sie zusammengebrochen war. Ihr Infusionsschlauch war herausgerissen, und aus dem offenen Schlauchende tropfte Kochsalzlösung auf den Boden, wo sie eine klare Pfütze neben der größeren

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