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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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mit Arschlöchern und Säcken herumschlug.
    »Wir sind nicht besoffen«, begehrte der Mexikaner auf. »Ich habe eine Dose Bier getrunken, als ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin. Eine Dose, und keinen Tropfen mehr!« Er sprach jetzt ein ausgeprägtes Cholo-Englisch, als wäre er plötzlich wieder ein angesehenes Mitglied einer Gang.
    Daraufhin stieß Roscoe ihn in eine Nische zurück, wo ihn die anderen nicht sehen konnten, die sich inzwischen auf dem Flur selbst einig geworden waren und sich bereits daran machten, in ihre Wohnungen zurückzugehen und mit dem Abendessen zu beginnen. Roscoe zog seinen Knüppel aus der Halterung am Gürtel und haßte diesen sturen Mexikaner und den hinterfotzigen Schwarzen und selbst Wasmeinstdu-Dean, dessen Nervosität Roscoe erboste. Diese Scheißsäcke sollten nie denken, man hätte Angst …
    Dann sah Roscoe um sich und gelangte zu der Überzeugung, daß zwischen ihnen und dem Streifenwagen mindestens ein Dutzend Menschen waren, was ihn zu der Einsicht brachte, daß dies nicht der richtige Ort und Zeitpunkt war. Aber der Mexikaner ließ Roscoe Rules vergessen, daß dies nicht der richtige Ort und Zeitpunkt war, als er dem großen Polizisten mit dem massigeren, brutaleren, kräftigeren Körper in die Augen sah und sagte: »So hat bis jetzt noch niemand mit mir gesprochen. Entweder Sie buchten mich jetzt ein, oder Sie lassen mich gehen. Aber Sie reden nicht mehr so mit mir oder … oder …«
    »Oder? Oder was?« Roscoes haarlose Brauen zuckten leicht, als er dem kleinen Mexikaner mit der Spitze seines Knüppels auf die Brust tippte. »Ihr Mexikaner seid alle gleich. Kommt euch wohl mächtig stark vor, was? Der große Fliegengewichtweltmeister auf so 'ner Müllhalde, wie? Ich sollte dir deinen öligen Schnurrbart von der Fresse ziehen.«
    Die flackernden Augen wurden plötzlich starr und schienen wie gebrochen. »Na, dann mach schon«, flüsterte der Mexikaner kaum hörbar.
    Und das tat Roscoe dann auch. Eine Sekunde später stand der Mexikaner da, und ein zwei Zentimeter langes Stück seines Schnurrbarts befand sich zusammen mit der dazu gehörigen Haut in Roscoe Rules' Fingern. Die wunde Stelle begann sich sofort rot zu färben.
    Da schrie der Mexikaner auf und trat Roscoe in die Eier. Wasmeinstdu-Dean fand sich plötzlich bei dem Versuch wieder, den Hals des Mexikaners in seine Armbeuge zu bekommen, um ihm die Sauerstoffzufuhr zum Hirn abzusperren, damit er das Bewußtsein verlor und, wie ein Huhn krampfhaft zuckend, zu Boden ging.
    Den ehemaligen schwarzen Feind des Mexikaners überkamen angesichts der mißlichen Lage seines Wohnungsnachbarn plötzlich wieder solidarische Gefühle.
    »Ihr verdammten weißen Wichser!« explodierte der schwarze Hilfsarbeiter. Er ließ eine rechte Gerade in Richtung Wasmeinstdu-Deans Kopf los, die diesen an der Schläfe traf, so daß er den Mexikaner loslassen mußte und über Roscoe Rules stürzte, der auf dem Boden kniete und verzweifelt hoffte, von dem Tritt in die Eier nicht kotzen zu müssen.
    Mit seinem nicht vorschriftsmäßigen, vierunddreißig Unzen schweren Knüppel, der ihm die Hose nach unten zog, wenn er den Gürtel nicht eng genug schnallte, schlug Roscoe nach den Beinen des Schwarzen.
    Er traf ihn am Schienbein. Das dürfte diesem Dreckskerl den Rest geben, dachte Roscoe und schwang schwach seinen Knüppel, als wäre dieser ein Zauberstab, der ihn jetzt, da er nicht aufstehen konnte, vor weiterem Unheil bewahren würde. Aber der Schwarze schien den Schlag gegen sein Schienbein gar nicht zu spüren, während er abwechselnd mit dem Mexikaner auf Wasmeinstdu-Dean eindrosch.
    Der Rotschopf hatte sowohl Knüppel wie Knarre verloren und torkelte zwischen den zwei Männern hin und her. »Partner! Partner!« brüllte Wasmeinstdu-Dean, aber Roscoe Rules kam nicht auf die Beine. Haßerfüllt sah er zu den drei Männern auf und hätte den Nigger, den Mexikaner und das Arschloch von Partner am liebsten abgeknallt.
    Und dann fiel Roscoe hintüber. Er hielt sich seine anschwellenden Hoden und spuckte Schaum wie ein tollwütiger Hund. Das Ganze nahm ein abruptes Ende. Anfeuernde Schreie von Männern, Frauen und Kindern. Das Krachen von Körpern, die gegen Wände schlugen, Türen, die laut dröhnend ins Schloß fielen. Und dann plötzlich Stille.
    Plötzlich waren Roscoe Rules und Wasmeinstdu-Dean allein auf dem Flur. Beide lagen auf dem Boden, die Uniformen halb zerfetzt, Knüppel, Taschenlampen, Pistolen und Notizblöcke überall

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