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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Fensterrand zu lugen, da der Sucher des Periskops nichts anderes zeigte als ein kleines Foto einer behaarten Vagina, die Calvin aus einem Playboy ausgeschnitten und in das Guckloch geklebt hatte.
    »Geh nachher sofort auf Zickzackkurs«, befahl Francis, als Wolfgang sich gerade von Olga abwandte, die die knappsten, aufreizendsten Jeans trug, die Francis Tanaguchi je gesehen hatte. Sie hatte kein Höschen an, so daß es an einer bestimmten Stelle dunkel durch den gelben Stoff der Hose schimmerte. Francis beugte sich aus dem Fenster, das Periskop ausgefahren, und richtete es nicht auf Wolfgang, sondern auf Olgas leicht vorgewölbten Flausch.
    »Ssssswwwwwuuuuuuusch«, juchzte Francis Tanaguchi, während Calvin Potts aufs Gas stieg und einen ängstlichen Blick auf das wutverzerrte Gesicht von Wolf gang Werner warf.
    An jenem Abend packte Wolfgang Francis im Umkleideraum ohne Vorwarnung am Kragen und sagte: »Wenn du auch nur noch einmal daran denken solltest, deinen lausigen Torpedo dorthin zu setzen, wo du ihn heute hin gezielt hast, dann kannst du deinen Kopf in deiner Aktentasche nach Hause tragen. Ich würde dir also empfehlen, dein U-Boot außer Gefecht zu setzen, Francis.« Wolfgang rang Francis ein diesbezügliches Versprechen ab, indem er seinen Hals kräftig massierte und ihm beim Nicken etwas behilflich war. Dann ließ er Francis, der verzweifelt nach Luft schnappte vor seinem Schrank zurück, während Calvin Potts so tat, als müßte er noch einmal dringend auf die Toilette. Als er wieder zurückkam, meinte er zu Francis: »Ich glaube, wir sollten die S.S. Chorizo lieber mal ins Trockendock bringen, Francis.« Diese letzte gefährliche Attacke auf den Deutschen erfolgte nach dem Auftrag, der Francis mitten in der Nacht schweißgebadet und mit Blut an den Knöcheln und unter den Fingernägeln aufwachen ließ.
    »Sieben-A-Siebenundsiebzig; kümmern Sie sich um die Frau, Pico/Ecke Ogden; Beschwerde unbekannt.«
    »Sieben-A-Siebenundsiebzig, verstanden«, murmelte Francis ins Mikrofon und warf es dann auf den Sitz. »Scheiße, dabei hätte ich gerade so richtig Lust auf einen Guacamlole-Taco.«
    »Das muß es sein«, meinte Calvin fünf Minuten später. Francis sah auf, als Calvin den Strahl des Suchscheinwerfers auf einen Mann und eine Frau richtete, die vor einem heruntergekommenen Wohnblock standen, der sich noch in einer vorwiegend von Weißen bewohnten Gegend befand; allerdings stieg die Zuzugsrate von Schwarzen ständig.
    »Hoffentlich dauert das Ganze nicht allzu lang«, nörgelte Francis, während sie nach ihren Taschenlampen, Mützen und Notizblöcken griffen. Smog hing wie mit einer Spritzpistole gemalter Rauch über der Straße und dem Haus.
    »Ich bin diejenige, die Sie hat rufen lassen«, meldete sich eine Frau in einem gesteppten Morgenmantel zu Wort; unter ihrem Haaransatz quoll orangefarbenes Haar hervor.
    Auf den Stufen neben ihr saß ein Mann mit schütterem Haar und einem trägen Grinsen auf den Lippen. Zwischen den beiden lagen sechs Dosen Bier.
    »Was haben Sie denn für ein Problem?« fragte Francis, leicht über den ›Beschwerde unbekannt‹-Auftrag beunruhigt. Eine solche Durchsage konnte alles bedeuten, wenn es auch manchmal nur besagte, daß der Beamte in der Zentrale, der den Anruf entgegennahm, keine passende Kategorie für die Klassifizierung des Auftrags fand. »Ich bin die Hausverwalterin«, stellte sich die Frau vor und raffte dabei ihren Morgenmantel über der Brust zusammen, als wäre sie nicht bereits zwanzig Jahre über das Alter hinaus, in dem es noch etwas zu Glotzen gibt.
    »Also, ich habe da eine Mieterin oben auf Nummer zwölf. Mrs. Staffort heißt sie. Sie hat drei kleine Kinder, und ich hätte, das Zimmer eigentlich nicht an sie vermieten sollen, weil wir eigentlich nicht mehr als ein Kind pro Wohnung haben wollen.«
    »Ja, und was ist mit ihr?« wollte Calvin ungeduldig wissen, während er sich insgeheim überlegte, ob Francis wohl allzuviel dagegen einzuwenden gehabt hätte, wenn sie kurz in McGoon's Saloon vorbeischauen und sich einen genehmigen würden. Vielleicht nur einen kleinen Johnny Walker on the Rocks …
    »Ja, wissen Sie, würden Sie das nicht auch etwas komisch finden? Vor zwei Stunden, als es gerade dunkel wurde, habe ich dieses Geräusch gehört. Und dann war plötzlich nichts mehr zu hören. Sie gehen immer furchtbar früh zu Bett – sie und die Kinder. Sie tun mir ja wirklich leid; deswegen habe ich ihnen auch einen alten Fernseher geliehen. Sie ist

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