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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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nur gewagt hätte, Grimsley mit seinem Vornamen Elliott anzusprechen.
    Diese bemerkenswerte Vertraulichkeit war durch eine gründliche Vorarbeit von Seiten Francis Tanaguchis in die Wege geleitet worden; er hatte es unter anderem geschafft, den Privatwagen des Lieutenant aufzubekommen, um drei Enten aus dem MacArthur Park auf den Rücksitz zu setzen.
    Voller Erwartung legten sich die Chorknaben daraufhin nach Dienstschluß auf dem Parkplatz hinter der Wache auf die Lauer, um Lieutenant Grimsley zu beobachten, wie er nach einer harten, anstrengenden Nacht über seinem Papierkram durch die Dunkelheit auf seinen Wagen zutrottete und einstieg, um freilich fünf Sekunden später wieder daraus hervorgeschossen zu kommen und von der Entenscheiße an seinen Schuhsohlen auszurutschen und auf seinen Arsch zu fallen. Es hieß, daß ihm seine Frau noch Monate danach wegen des grünen Schleims in den Ohren lag, der sich hartnäckig in den Nähten der Lederpolsterung festgesetzt hatte.
    Bei einer anderen Gelegenheit versteckten die Chorknaben einen besonders wilden Ganter in Lieutenant Grimsleys Schrank im Umkleideraum, was einwöchige Ermittlungen von Beamten der Abteilung für interne Angelegenheiten zur Folge hatte.
    Harold Bloomguard, der Beschützer aller Enten und sonstigen Lebewesen, erklärte sich in jedem Fall freiwillig bereit, die wild flatternden und quakenden Vögel einzufangen und fortzuschaffen. Logischerweise hätte ihn das verdächtig erscheinen lassen sollen, zumal er auf mysteriöse Weise nach jedem dieser Entenattentate auftauchte. Aber Lieutenant Grimsley war viel zu aufgebracht, um noch zwei und zwei zusammenzählen zu können. Abgesehen davon war es gar nicht so einfach, zwei und zwei zusammenzuzählen, wenn man seine Sachen stinkend und mit grünlichem Schleim verschmiert vorfand und einem gleichzeitig noch eine aufgeregte Ente mit dem Schnabel den Kopf bearbeitete.
    Dann gab es noch einige kleinere Übergriffe, indem zum Beispiel das Martinshorn am Dienstwagen des Lieutenant so angeschlossen wurde, daß es nicht mehr zu heulen aufhörte, sobald er einmal den Motor angelassen hatte. Oder sein Knüppel, der sich in der Halterung an der Tür befand, wurde sorgfältig in der Mitte durchgesägt und dann wieder zurückgesteckt.
    Aber der Coup, welcher Lieutenant Grimsley endgültig außer Gefecht setzte und ihn zum Sklaven Spermwhales machte und schließlich seine Versetzung zur Folge hatte, wurde von Spermwhale gelandet, indem er eine schwarze Prostituierte namens Fanny Forbes bestach, Lieutenant Grimsley zu verführen. Spermwhale Whales sagte ihr, in welchem Restaurant der Lieutenant an Donnerstagabenden aß, wenn er sich gerade einmal von seiner Arbeit losreißen konnte, die darin bestand, Routinemeldungen zu unterzeichnen und seine Männer beim Faulenzen zu erwischen, wenn sie sich eigentlich ihren Pflichten hätten widmen sollen.
    Da sie trotz ihres Alters noch rank und schlank war und die Rundungen an den richtigen Stellen hatte, brauchte Fanny Forbes, die sich als Touristin aus Philadelphia ausgab, genau fünfundzwanzig Minuten, Lieutenant Grimsley dazu zu überreden, sie mit ihrem Koffer, der nichts enthielt außer Spermwhale Whalens schmutziger Wäsche, zu einem Motel an der La Brea zu fahren. Er parkte seinen Schwarzweißen in einer Seitenstraße und bestand darauf, ihr den Koffer aufs Zimmer zu tragen, während sie an der Rezeption das Meldeformular ausfüllte.
    Acht Minuten später bedeckte Lieutenant Grimsley, bis auf seine schwarzen Uniformsocken splitternackt, die alt gediente Quelle ihres Einkommens mit heißen Küssen und flüsterte Schmeicheleien wie: »Du siehst gar nicht aus wie eine Negerin, Baby. Du siehst aus wie eine Samoanerin!« Währenddessen schlichen Spermwhale Whalen und Baxter Slate dieselbe Hintertreppe hoch und durch die Tür, welche die Schwarze unverschlossen gelassen hatte.
    Die zwei Chorknaben warteten noch ein paar Minuten, die Ohren gegen die Zimmertür gepreßt. Lieutenant Grimsley keuchte so laut, daß sie schon fürchteten, sie könnten das mit Fanny Forbes verabredete Zeichen überhören.
    »Sie heizt ihm tatsächlich ganz schön ein.«
    »Allerdings!« flüsterte Spermwhale, die Mütze in seiner Hand, das Ohr gegen die Tür gepreßt.
    Und dann hörten sie endlich das Stichwort: »Aaaaah!« stöhnte Fanny Forbes. »Du hast Eier wie ein Elefant und einen Schwengel wie ein Ochse!« Und gerade als Spermwhale durch die Tür geschossen kam, schwelgte Lieutenant Grimsley in

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