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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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den Zuckungen höchster Lust. Als er abrupt vom Bett aufsprang, war sein Gesicht das eines Toten.
    »Also gut, wer hat hier die Pol … Lieutenant Grimsley!« entsetzte sich Spermwhale Whalen.
    »Was wollen Sie hier?« schrie Lieutenant Grimsley.
    »Wir haben einen Funkspruch reinbekommen, in diesem Zimmer würde 'ne Frau vergewaltigt! Wir konnten doch nicht ahnen, daß Sie …!« winselte Baxter Slate.
    »Wahrscheinlich hat sie jemand, der keine Polizisten ausstehen kann, mit der Dame hier aufs Zimmer gehen sehen!« erklärte Spermwhale Whalen.
    »Wie peinlich!« jammerte die Hure.
    »Nicht so laut«, flüsterte Lieutenant Grimsley, immer noch völlig reglos und blaß im Gesicht.
    »Sir, da ist noch etwas Tau auf der Lilie«, machte Spermwhale Whalen seinen Vorgesetzten aufmerksam.
    »Oh.« Der Lieutenant kam langsam wieder zu sich und wischte sich mit seiner Unterhose ab, während Fanny Forbes nackt auf dem Bett lag und Spermwhale Whalen vergnügt zuzwinkerte. Vermutlich erlebte Spermwhale gerade den schönsten Augenblick seines Lebens.
    »Tja, dann verdrücken wir uns lieber wieder mal … Hardass«, grinste Spermwhale, während Lieutenant Grimsley tolpatschig auf das Bett zustolperte und versuchte, mit beiden Beinen gleichzeitig in seine Hose zu schlüpfen.
    »Ja, klar und wie war's, wenn ihr noch kurz in Pop's Café auf mich warten würdet, Jungs? Ich würde euch gern auf eine Tasse Kaffee einladen, damit wir noch ein paar Kleinigkeiten besprechen können, bevor wir wieder einrücken.«
    »Aber sicher … Hardass«, grinste Spermwhale, um dabei dem Lieutenant gutmütig durchs Haar zu fahren.
    Lieutenant Grimsley war daher richtiggehend erleichtert, als Captain Drobeck drei Wochen später andeutete, er verkehre mit gewissen Beamten etwas gar zu intim, und was er von einer Versetzung halte. Lieutenant Grimsley war erleichtert, weil er es gründlich satt hatte, daß sich Spermwhale Whalen jedesmal, wenn er einen Bericht zum Unterzeichnen brachte, auf seinen Schreibtisch setzte und ihm mit einem wissenden Grinsen durchs Haar fuhr.
    Fanny Forbes schnitt zwar eine enttäuschte Grimasse, als Spermwhale ihr nur einen Zehn-Dollar-Schein zusteckte, aber als er sie daran erinnerte, daß dies zehn Dollar mehr waren, als sie für ähnliche Aktivitäten mit ihm selbst bekommen hatte, nahm sie die Vergütung achselzuckend entgegen.
    In der Nacht, in der sie den ›Reuigen Vergewaltiger‹ schnappten, waren Spermwhale und Baxter jedoch immer noch ordentlich sauer über ihre viertägige Suspendierung, weil sie mit den Avocados im Kofferraum geschlafen hatten.
    Lieutenant Grimsley war indessen bereits zur Abteilung für interne Angelegenheiten versetzt worden, wo er sich seiner Lieblingsbeschäftigung widmen konnte – Polizisten auf Abwegen zu schnappen.
    Die Verhaftung des ›Reuigen Vergewaltigers‹ war möglicherweise Baxter Slates absolute Glanztat. Der Betreffende hatte auf den Straßen von Los Angeles mindestens dreißig Frauen mit dem Messer bedroht und dann vergewaltigt. Sein Name rührte davon her, daß er sich danach jedesmal ausgiebigst entschuldigte und seinen Opfern manchmal sogar das Geld fürs Taxi gab. Zu seinem Glück hatte dem Vergewaltiger noch keine Frau ernsthaften Widerstand geleistet, und es herrschte auch Unklarheit, wie weit er mit seinem langen Dolch gehen würde, wenn er auf wirkliche Gegenwehr stieß.
    Jedenfalls wurde er, völlig zu Recht, als extrem gefährlich eingestuft, und zwar nicht nur für die Frauen, denen er auflauerte, sondern auch für die Polizisten, die ihm das Handwerk zu legen versuchten.
    Die Nacht, in der sie den ›Reuigen Vergewaltiger‹ schnappten, war bis dahin relativ ruhig verlaufen. Der erste Auftrag des Abends bestand darin, einen Bewohner eines Wohnblocks im Hancock Park darauf aufmerksam zu machen, nicht jeden Nachmittag mit seiner Fliegenklappe nach Insekten zu jagen, vor allem wenn er dabei auf eine Leiter klettern mußte und wenn gleichzeitig ausgerechnet die Tochter seines Wohnungsnachbarn, eine neunzehnjährige Blondine, gerade ihren Mercedes 450 SL wusch und nicht umhin konnte festzustellen, daß er unter seinem Bademantel, dessen Gürtel sich ständig löste, splitternackt war.
    Später auf der Wache verfiel Spermwhale in sehr gedrückte Stimmung. Lieutenant Finque hatte eben seine Bitte abgelehnt, in der Cafeteria ein Bild seines alten Freundes Knuckles Garrity aufzuhängen. Garrity war fünfzehn Jahre lang im Central-Revier als Streifenpolizist tätig

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