Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
sagte Spermwhale plötzlich. »Ich kann ein bißchen Abwechslung vertragen.«
    »Fang bloß nicht wieder mit diesem Quatsch an«, riet ihm Baxter und setzte seine Sonnenbrille auf, während sie wieder in ihr eigenes Revier zurückfuhren.
    Spermwhale fing an, über die Mission nachzudenken, die er vor drei Wochen geflogen hatte. Das Ganze hatte völlig unschuldig mit irgendeinem betrunkenen Gefasel während der Singstunde begonnen, wie die Weißen von Palm Springs die Indianer um ihr Geburtsrecht betrogen hätten, indem sie ihnen Palm Springs, die Quelle in der Wüste, gestohlen hätten. Roscoe Rules wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß dies Juden und nicht Weiße gewesen wären und daß er sich nichts mehr wünschte, als daß sich dieser Stamm noch einmal zusammentäte, und jeden einzelnen von diesen krummnasigen Scheißkerlen skalpieren und massakrieren würde.
    Und dann, genau fünfzehn Minuten vor Tagesanbruch, weckte Francis Tanaguchi mit ein paar leichten Schlägen ins Gesicht Spermwhale Whalen, der in den molligen Armen von Carolina Moon sanft schlummerte.
    »Ich würde die beiden ja zu gern in einem Pornofilm sehen«, bemerkte Francis Tanaguchi, während sie zu mehreren schmutziges Wasser aus dem Ententeich in Spermwhales Gesicht spritzten, bis er prustend nach Luft schnappte.
    »Wieso? Das ist doch gar nicht nötig?« meinte Calvin. »Du kannst sie doch richtig ›live‹ beobachten. Du brauchst dich nur runter den Büschen zu verstecken, hinten denen sie's immer treiben.«
    »Schon, aber in einem Film wäre das doch was anderes«, entgegnete Francis. »Weißt du, in so 'nem schwülstigen, rot beleuchteten Schlafzimmer mit Seidenbettwäsche, auf der sich dann Carolina und Spermwhale ganz fett und käsig und ölig herumwälzen!«
    »Dafür brauchtest du doch 'ne Cinemascopelinse«, warf Baxter Slate ein. »Und einen Superweitwinkel noch dazu, damit du all das Fleisch überhaupt drauf kriegst.«
    »Von Wand zu Wand Fleisch!« brüllte Francis Tanaguchi. »Was für ein Titel! Wäre das nicht etwas?«
    Eine Stunde später befanden sich Francis, Calvin, Dean und Spermwhale, die alle am nächsten Abend frei hatten, in Spermwhales gemieteter orange-weißer Cessna 172 am Burbank Airport, von wo aus Spermwhale öfter kleine Rundflüge startete, wenn er jemanden auftreiben konnte, der für die Mietgebühren und den Treibstoff aufkam. Spermwhale war ohne genauen Flugplan gestartet, aber dafür mit drei verkaterten Chorknaben an Bord und zwei Flaschen Scotch und einer Flasche Gin. Ihr Auftrag lautete, Palm Springs zurückzuerobern, und zwar nach einer Zwischenlandung auf dem Ontario Airport, der Spermwhale widerwillig zustimmte, da Wasmeinstdu-Dean unbedingt Kartoffelchips haben wollte. Sie wurden von einem Mann im Tower des Ontario Airports gerügt, da sie ohne Funk gelandet waren, aber Spermwhale sagte ihm nur, er solle das Maul halten und beschloß dann, ein Taxi zum Ontario Motor Speedway zu mieten und ein Motorradrennen anzusehen.
    Es wurde ein langer, heißer Renntag, den sie damit verbrachten, ohne Hemd in der Sonne zu dösen, die zwei Flaschen Scotch und einen Kasten Bier zu leeren und sämtliche Kartoffelchips zu verzehren, deren Wasmeinstdu-Dean habhaft werden konnte.
    Bis zum späten Nachmittag passierte nichts Außergewöhnliches. Dann schlenderten die Chorknaben jedoch zur Rennstrecke hinunter, wo ein bärtiger Rennfahrer Spermwhale anmotze, er sollte seinen fetten Arsch von seiner Maschine hieven. Darauf erwiderte Spermwhale, wenn er es unbedingt so haben wolle, könne der bärtige Rennfahrer Evel Knievels Rekord für gebrochene Knochen auf einer Rennbahn brechen.
    Darauf holte der Rennfahrer die Rennbahnpolizei, und nachdem diese den vier Chorknaben mit einer Verhaftung drohte, zogen sich die vier wieder ihre Unterhemden und T-Shirts an, um sich davonzutrollen. Sie konnten sich jedoch nicht die Klage verkneifen, daß doch nie ein Polizist zur Stelle wäre, wenn man einen brauchte. Wasmeinstdu-Dean war so betrunken, daß ihm die anderen beim Anziehen seines verdreckten, gelben Sweatshirts helfen mußten. Schließlich hatte er es auch verkehrt herum an, mit dem Bild von Bugs Bunny am Rücken und der Aufschrift ›Is' was, Doc?‹ über der Brust. Während des Flugs von Ontario nach Palm Springs machten die Chorknaben eine ungewöhnliche Entdeckung: Daß nämlich Fliegen mit zwei Promille einen belebenden Effekt hatte. Diese Erkenntnis feierten sie mit der Entkorkung der letzten Flasche Gin.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher