Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
Vom Netzwerk:
von einem inneren Konflikt zerrissen, der ihn auch im späteren Leben immer wieder quälen würde: der ständige Kampf zwischen der elfischen und der menschlichen Seite in ihm. Im Alter von achtzig – was ungefähr zwanzig Menschenjahren entspricht – verließ Tanis Qualinost. Die Stimme der Sonnen war darüber nicht traurig gewesen. Er versuchte, seine Gefühle gegenüber dem jungen Halb-Elf zu verbergen, aber beide wußten Bescheid.
    Gilthanas war nicht so taktvoll gewesen. Er und Tanis hatten bittere Worte wegen Laurana gewechselt. Es hatte Jahre gedauert, bis der Stachel jener Worte nicht mehr schmerzte, aber Tanis fragte sich, ob er jemals wirklich vergessen oder vergeben hatte. Gilthanas hatte eindeutig beides nicht.
    Die Reise war für beide sehr lang. Tanis unternahm einige Versuche, eine oberflächliche Unterhaltung zu führen. Ihm war sehr schnell bewußt geworden, daß Gilthanas sich verändert hatte. Der junge Elfenlord war immer offen, ehrlich und vergnügt gewesen. Seinen älteren Bruder hatte er nie um die Verantwortung beneidet, die mit seiner Rolle als Thronfolger verbunden war. Gilthanas war ein Gelehrter, ein Amateur in den magischen Künsten und niemals so ernsthaft wie Raistlin. Er war ein hervorragender Krieger, obwohl ihm das Kämpfen, wie allen Elfen, mißfiel. Er war mit seiner Familie eng verbunden, insbesondere mit seiner Schwester. Aber jetzt saß er still und
niedergeschlagen da, für einen Elfen ein ungewöhnliches Bild abgebend. Das einzige Mal, daß er Interesse zeigte, war, als Caramon begann, einen Ausbruch zu planen. Gilthanas entgegnete ihm hitzig, er solle es vergessen, er würde nur alles verderben. Als er zur Zusammenarbeit gedrängt wurde, fiel der Elf in Schweigen und murmelte nur noch etwas wie: »Wirklich überwältigende Chancen.«
    Bei Sonnenaufgang des dritten Tages war die drakonische Armee vom nächtlichen Marsch erschöpft und freute sich auf eine Rast. Die Gefährten hatten eine weitere schlaflose Nacht verbracht und konnten sich nur auf einen weiteren kühlen und trostlosen Tag freuen.Aber plötzlich hielten die Käfigwagen. Tanis, über die Änderung der Routine verwundert, sah auf. Die anderen Gefangenen erhoben sich und blickten durch die Käfigstangen. Sie erblickten einen alten Mann, in ein langes Gewand gekleidet, das einst weiß gewesen sein mußte, und mit einem zerbeulten, spitz zulaufenden Hut auf dem Kopf. Er schien sich mit einem Baum zu unterhalten.
    »Ich sage...hörst du mich?« Der alte Mann schüttelte seinen abgenutzten Wanderstab gegen die Eiche. »Ich sagte, beweg dich, und das ist mein Ernst! Ich habe auf diesem Stein gesessen«  – er zeigte auf einen Findling – »und den Sonnenaufgang genossen, als du die Unverschämtheit besessen hast, einen Schatten zu werfen und mich zu kühlen! Bewege dich sofort, sage ich!«
    Weder antwortete der Baum, noch bewegte er sich.
    »Ich werde mich nicht mit deiner Frechheit abfinden!« Der alte Mann begann mit dem Stock auf den Baum einzuschlagen. »Bewege dich oder ich...ich...«
    »Sperrt diesen Verrückten in einen Käfig!« rief Truppführer Toede, der von der Spitze der Karawane herangaloppiert kam.
    »Hände weg!« kreischte der alte Mann die Drakonier an, die zu ihm rannten. Er schlug nun schwach mit seinem Stock auf sie ein, bis sie ihn ihm abnahmen. »Verhaftet den Baum!« drängte er. »Verhinderung von Sonnenlicht! Das ist die Anklage!«

    Die Drakonier warfen den alten Mann in den Käfig der Gefährten. Er stolperte über seine Robe und fiel hin.
    »Ist alles in Ordnung,Alter?« fragte Flußwind, als er dem alten Mann beim Aufsitzen half.
    Goldmond ging von Theros’ Seite. »Ja,Alter«, sagte sie leise. »Bist du verletzt? Ich bin eine Klerikerin von...«
    »Mishakal!« sagte er und blickte auf das Amulett um ihren Hals. »Wie interessant.« Er starrte sie erstaunt an. »Du siehst aber nicht wie dreihundert Jahre aus!«
    Goldmond blinzelte, unsicher, wie sie reagieren sollte. »Woher weißt du? Hast du es wiedererkannt...? Ich bin nicht dreihundert Jahre alt...« Sie wurde immer verwirrter.
    »Natürlich, du nicht. Tut mir leid, meine Liebe.« Der alte Mann tätschelte ihre Hand. »Man sollte niemals das Alter einer Dame in der Öffentlichkeit besprechen.Vergib mir. Es wird nie wieder passieren. Unser kleines Geheimnis«, sagte er mit durchdringendem Flüsterton. Tolpan und Tika fingen zu kichern an. Der alte Mann sah sich um. »Nett von euch, anzuhalten und mich ein Stück mitzunehmen. Die

Weitere Kostenlose Bücher