Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
Straße nach Qualinost ist lang.«
»Wir fahren nicht nach Qualinost«, sagte Gilthanas scharf. »Wir sind Gefangene und auf dem Weg zu den Sklavenminen von Pax Tarkas.«
»Oh? Sollte da nicht noch eine andere Gruppe vorbeikommen? Ich hätte schwören können, es wäre diese.«
»Wie heißt du, Alter«, fragte Tika.
»Mein Name?« Der alte Mann zögerte und runzelte die Stirn. »Fizban? Ja, genau, Fizban.«
»Fizban!« wiederholte Tolpan, als der Käfig sich wieder in Bewegung setzte. »Das ist kein Name!«
»Ist es nicht?« fragte der alte Mann versonnen. »Das ist aber schade. Mir gefiel er ganz gut.«
»Ich finde, es ist ein schöner Name«, sagte Tika und blickte kurz zu Tolpan. Der Kender verkroch sich in eine Ecke, seine Augen hingen an den Beuteln, die über der Schulter des alten Mannes baumelten.
Plötzlich begann Raistlin zu husten, und alle wandten ihre Aufmerksamkeit ihm zu. Seine Hustenanfälle waren zusehends schlimmer geworden. Er war erschöpft und hatte Schmerzen. Goldmond konnte ihm nicht helfen. Was auch immer den Magier im Innern verbrannte, die Klerikerin vermochte nicht, ihn zu heilen. Caramon kniete neben ihm und wischte ihm das Blut weg, das er aushustete.
»Er muß seinen Kräutertrank haben!« Caramon blickte voller Angst auf. »Ich habe ihn noch nie so leiden gesehen.Wenn sie nicht darauf eingehen« – der große Mann knurrte – »werde ich ihre Köpfe brechen! Es ist mir egal, wie viele es sind!«
»Wir werden heute abend mit ihnen reden«, versprach Tanis, obwohl er sich die Antwort des Truppführers schon denken konnte.
»Entschuldigt mich«, sagte der alte Mann. »Darf ich?« Fizban setzte sich zu Raistlin. Er legte seine Hand auf den Kopf des Magiers und sprach ein paar Worte. Caramon konnte »Fistandan...« und »nicht die Zeit...« verstehen. Sicherlich war das kein Heilgebet, wie es Goldmond machte, aber der große Mann sah, daß sein Bruder darauf ansprach! Raistlins Augenlider zitterten und öffneten sich. Er sah auf den alten Mann mit einem wilden Ausdruck der Angst und ergriff Fizbans Handgelenk mit seiner dünnen, zerbrechlichen Hand. Einen Moment schien es, daß Raistlin den alten Mann kannte, dann strich Fizban mit seiner Hand über die Augen des Magiers. Der ängstliche Blick verschwand und wurde durch Verwirrung ersetzt.
»Hallo«, strahlte Fizban ihn an. »Mein Name ist – uh – Fizban.« Er warf Tolpan einen strengen Blick zu und brachte den Kender zum Lachen.
»Du bist... Magier!« wisperte Raistlin. Sein Husten war verschwunden.
»Ja, ich glaube ja.«
»Ich auch!« sagte Raistlin und setzte sich mühsam auf.
»Im Ernst!« Fizban schien äußerst amüsiert. »Kleine Welt
Krynn. Ich muß dir einige meiner Zaubereien beibringen. Ich habe einen... eine Feuerkugel... mal sehen, wie ging das noch mal?«
Der alte Mann redete lange Zeit drauflos und redete immer noch, als die Karawane bei Sonnenuntergang anhielt.
Gerettet - Fizbans Magie
R aistlin litt körperlich. Sturm litt seelisch, aber derjenige, der vielleicht am meisten litt während der viertägigen Gefangenschaft, war Tolpan.
Die grausamste Folter, die man einem Kender antun kann, ist, ihn einzusperren. Natürlich wird im allgemeinen angenommen, daß die grausamste Folter, die man jedem anderen antun könnte, sei, ihn mit einem Kender einzusperren. Nach drei Tagen mit Tolpans unablässigem Geplapper, Faxen und Streichen hätten die Gefährten gerne eine friedliche Stunde auf der Folterbank verbracht, um ihm zu entkommen – zumindest sagte
das Flint. Als schließlich selbst Goldmond die Geduld verlor und Tolpan beinahe geschlagen hätte, schickte Tanis ihn in den hinteren Teil des Wagens. Mit den Beinen außen baumelnd, preßte der Kender sein Gesicht gegen die Eisenstangen und dachte, er würde vor Elend sterben. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so gelangweilt.
Mit Fizban wurde es schon wieder interessanter, aber sein Wert sank wieder, als Tanis Tolpan befahl, dem alten Magier seine Beutel zurückzugeben. Und so, am Punkt der Verzweiflung angelangt, suchte sich Tolpan einen neuen Zeitvertreib.
Sestun, den Gossenzwerg.
Die Gefährten betrachteten Sestun im allgemeinen mit amüsiertem Mitleid. Der Gossenzwerg war der Gegenstand von Toedes Gespött und Mißhandlung. Die ganze Nacht lang erledigte er die Botengänge des Truppführers und trug Toedes Nachrichten vom Anfang der Karawane zum Hobgoblinhauptmann am Ende, besorgte das Essen für den Truppführer aus dem
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