Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
verdunkelten sich.
Die Gefährten weckten Fizban und verließen den Sonnenturm.
Tanis und Laurana
L aurana führte sie zu einem schattigen Espenwäldchen mitten im Stadtzentrum. Sie schienen sich im Herzen eines Waldes zu befinden, obwohl sie von Gebäuden und Straßen umgeben waren. Nur das Gemurmel eines nahen Baches brach die Stille. Laurana zeigte auf Obstbäume zwischen den Espen und bat die Gefährten, sich an den Früchten zu bedienen. Elfenmädchen brachten Körbe mit frischem, duftendem Brot. Die Gefährten wuschen sich im Bach, dann legten sie sich auf das weiche Moos und genossen die friedliche Atmosphäre.
Alle außer Tanis. Er lehnte ab zu essen und wanderte in dem
Wäldchen herum, in Gedanken versunken.Tolpan beobachtete ihn heimlich, von Neugierde verzehrt.
Laurana war eine vollendet charmante Gastgeberin. Sie kümmerte sich um alle und tauschte mit jedem einzelnen ein paar Worte aus.
»Flint Feuerschmied, nicht wahr?« fragte sie. Der Zwerg errötete vor Freude. »Ich habe immer noch einige wundervolle Spielsachen, die du mir gemacht hast.Wir haben dich in all diesen Jahren vermißt.«
Flint war so verwirrt, daß er nicht sprechen konnte. Er ließ sich auf das Gras fallen und kippte hastig einen riesigen Krug Wasser hinunter.
»Du bist Tika?« fragte Laurana das Barmädchen.
»Tika Waylan«, antwortete das Mädchen heiser.
»Tika, ein schöner Name. Und was für schönes Haar du hast«, sagte Laurana und berührte bewundernd die federnden roten Locken.
»Findest du wirklich?« fragte Tika und errötete, als sie Caramons Augen auf sich gerichtet sah.
»Natürlich! Es ist die Farbe der Flamme. Dein Charakter muß genauso sein. Ich habe gehört, wie du das Leben meines Bruders gerettet hast,Tika. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
»Danke«, sagte Tika leise. »Dein Haar ist auch sehr schön.«
Laurana lächelte und ging weiter. Tolpan bemerkte jedoch, daß ihre Augen ständig Tanis suchten.Als der Halb-Elf plötzlich einen Apfel wegwarf und in den Bäumen verschwand, entschuldigte sich Laurana eilig und folgte ihm.
»Ah, jetzt werde ich herausfinden, was hier vor sich geht!« sagte Tolpan zu sich. Er blickte sich um und schlüpfte Tanis hinterher.
Tolpan kroch einen Pfad entlang, der sich unter den Bäumen dahinschlängelte, und war plötzlich dicht beim Halb-Elf, der allein an einem reißenden Fluß stand und Laub in das Wasser warf. Als er zu seiner Linken eine Bewegung wahrnahm, verkroch sich Tolpan schnell hinter einem Gebüsch. Laurana tauchte von einem anderen Pfad auf.
»Tanthalas Quisif nan-Pah!« rief sie.
Als Tanis sich bei dem Klang seines Namens umdrehte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn. »Ugh«, sagte sie neckend und bog sich zurück. »Rasier diesen furchtbaren Bart ab. Er kratzt! Und du siehst gar nicht mehr wie Tanthalas aus.«
Tanis legte seine Hände um ihre Taille und schob sie sanft weg. »Laurana ...«, begann er.
»Nein, sei jetzt nicht wegen des Barts eingeschnappt. Ich werde mich daran gewöhnen, wenn du darauf bestehst«, bat Laurana schmollend. »Küß mich! Nein? Dann küsse ich dich so lange, bis du nicht mehr anders kannst.« Sie küßte ihn immer wieder, bis sich Tanis schließlich aus ihrem Griff befreite.
»Hör auf, Laurana«, sagte er barsch und wandte sich ab.
»Warum, was ist los?« fragte sie und ergriff seine Hand. »Du warst so viele Jahre fort. Und jetzt bist du zurück. Sei nicht so kalt und düster. Du bist mein Verlobter, erinnerst du dich nicht mehr? Es ist normal, daß ein Mädchen ihren Verlobten küßt.«
»Das ist lange her«, sagte Tanis. »Damals waren wir Kinder und spielten ein Spiel, nichts weiter. Es war romantisch, geheimnisvoll. Du weißt, was geschehen wäre, wenn dein Vater dahintergekommen wäre. Gilthanas hat es herausgefunden, nicht wahr?«
»Natürlich! Ich habe es ihm erzählt«, sagte Laurana, ließ ihren Kopf hängen und sah Tanis durch ihre langen Wimpern an. »Ich erzähle Gilthanas alles, das weißt du. Ich habe nicht geahnt, daß er so reagieren würde! Ich weiß, was er dir damals gesagt hat. Er erzählte es mir später. Es ging ihm sehr schlecht.«
»Darauf wette ich.« Tanis ergriff ihre Handgelenke und hielt ihre Hände fest. »Er hatte recht, Laurana! Ich bin ein uneheliches Kind und ein Mischling. Dein Vater hätte jedes Recht gehabt, mich zu töten! Wie könnte ich Schande über ihn bringen, nach allem, was er für meine Mutter und für mich getan hatte? Das war ein Grund, warum
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