Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
Qualität. Seine Kleider waren kostbar, aber an einigen Stellen war der Stoff verschlissen. Er schien Ende Dreißig zu sein. Sein Haar war dicht und schwarz, sein Kinn entschlossen und seine Gesichtszüge regelmäßig. Der Fremde öffnete die Augen und starrte erschöpft auf die Gefährten.
»Dank den Göttern der Sucher!« sagte er heiser. »Meine Freunde – sind sie alle tot?«
»Sorge dich erst um dich«, sagte Sturm ernst. »Sag uns, wer deine Freunde waren – die Menschen oder die Hobgoblins?«
»Die Menschen – Krieger gegen die Drachenmänner.« Der Mann brach ab, seine Augen waren weit aufgerissen. »Gilthanas?«
»Eben«, sagte Gilthanas überrascht. »Wie hast du den Kampf in der Schlucht überlebt?«
»Wie hast du ihn denn überlebt?« Der Mann mit dem Namen Eben versuchte, sich zu erheben. Caramon reichte ihm hilfsbereit seine Hand, als Eben plötzlich zeigte: »Seht! Drak ...«
Caramon fuhr herum und ließ Eben wieder fallen. Die anderen folgten seinem Blick: Zwölf Drakonier standen mit gezogenen Waffen am Rande der Lichtung.
»Alle Fremden in diesem Land werden dem Drachenfürsten zur Vernehmung vorgeführt«, rief einer. »Wir fordern euch auf, ohne Widerstand mitzukommen.«
»Niemand sollte diesen Weg nach Sla-Mori kennen«, flüsterte Sturm Tanis mit einem bedeutungsvollen Blick zu Gilthanas zu. »So sagte jedenfalls der Elf.«
»Wir nehmen keine Befehle von Lord Verminaard entgegen!« gellteTanis, Sturm ignorierend.
»Das werdet ihr noch früh genug«, sagte der Drakonier und winkte mit der Hand. Die Kreaturen drängten zum Angriff.
Fizban, der am Rande des Waldes stand, zog etwas aus seinem Beutel und begann einige Worte zu murmeln.
»Keine Feuerkugel!« zischte Raistlin und griff nach dem Arm des alten Magiers. »Du wirst alle verbrennen!«
»O wirklich? Da hast du wohl recht.« Der alte Magier seufzte enttäuscht auf, dann strahlte er wieder. »Warte – ich denke mir etwas anderes aus.«
»Bleib einfach hier in Deckung stehen!« befahl Raistlin. »Ich gehe zu meinem Bruder.«
»Wie war das bloß noch mit diesem Netzzauber...?« grübelte der alte Mann.
Tika, die ihr neues Schwert gezogen hatte und kampfbereit dastand, zitterte vor Furcht und Aufregung. Ein Drakonier stürzte auf sie zu, und sie holte zu einem kraftvollen Schlag aus. Die Klinge verfehlte den Drakonier um eine Meile und Caramons Kopf um einige Millimeter. Er zog Tika hinter sich und schlug den Drakonier mit der flachen Seite seines Schwertes zu Boden. Bevor er sich erheben konnte, trat Caramon auf seine Kehle und brach ihm das Genick.
»Bleib hinter mir«, sagte er zu Tika, dann sah er auf das Schwert, mit dem sie immer noch wild um sich fuchtelte. »Noch besser ist«, fügte Caramon nervös hinzu, »wenn du dort hinüber zu Goldmond rennst.«
»Ich will aber nicht«, sagte Tika entrüstet. »Ich werde es ihm schon zeigen«, murmelte sie, ihre verschwitzten Handflächen rutschten über den Schwertgriff. Zwei weitere Drakonier bedrängten Caramon, aber nun war sein Bruder an seiner Seite – die beiden vereinigten Magie und Eisen zur Zerstörung ihres Feindes. Tika wußte, daß sie ihnen nur im Wege stehen würde, und sie hatte vor Raistlins Wut mehr Angst als vor den Drakoniern. Sie sah sich um, ob jemand ihre Hilfe brauchen konnte. Sturm und Tanis kämpften Seite an Seite, Gilthanas kämpfte in – man sollte es nicht glauben – Zusammenarbeit mit Flint, während Tolpan – seinen Hupak hatte er auf den Boden gelegt – eine tödliche Steinladung durch das Feld sausen ließ. Goldmond stand unter den Bäumen, neben ihr Flußwind. Der alte Magier hatte sein Zauberbuch hervorgekramt und blätterte die Seiten durch.
»Netz... Netz... wie ging das noch mal?« murmelte er.
»Aaaarrgghh!« Ein Kreischen hinter Tika hätte beinahe dazu geführt, daß sie ihre Zunge abgebissen hätte. Sie wirbelte herum und ließ ihr Schwert fallen, als ein grauenvoll lachender Drakonier durch die Luft auf sie zuflog. Völlig panisch hielt Tika ihren Schild mit beiden Händen hoch und schlug dem Drakonier damit in seine furchterregende Reptilienfratze. Der Schlag riß ihr fast den Schild aus den Händen, aber er ließ die Kreatur bewußtlos zu Boden sinken. Tika hob ihr Schwert auf,
und mit einer wilden Grimasse stieß sie ins Herz der Kreatur. Sein Körper verwandelte sich sofort in Stein und schloß ihr Schwert ein.Tika konnte ziehen und zerren, es blieb im Körper stecken.
»Tika, zu deiner Linken!« gellte Tolpan
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