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Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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Flußwinds Gesicht eine unerschütterliche Maske der Stärke, aber seine Schultern waren nach vorn gesunken. Raistlin stand zitternd an einen Baum gelehnt und holte keuchend Luft.
    Tanis zog seinen Kopf vor dem Wind ein. »Wir müssen eine Zuflucht suchen«, sagte er. »Einen Platz zum Ausruhen.«
    »Tanis ...« Tolpan zog am Umhang des Halb-Elfs. »Wir könnten ein Boot nehmen. Der Krystalmir-See ist nicht weit entfernt. Auf der anderen Seite sind Höhlen, und wir kürzen unseren morgigen Marsch ab.«
    »Das ist eine gute Idee,Tolpan, aber wir haben kein Boot.«
    »Kein Problem.« Der Kender grinste. Sein kleines Gesicht und seine spitzen Ohren ließen ihn in dem unheimlichen Licht noch spitzbübischer aussehen.Tolpan genießt das alles, dachte Tanis. Ich sollte den Kender durchschütteln und ihm klarmachen, in welcher Gefahr wir uns befinden. Aber der Halb-Elf wußte, daß das sinnlos war: Kender sind gegen Angst immun.
    »Das mit dem Boot ist eine gute Idee«, wiederholte Tanis nach kurzer Überlegung. »Du führst uns. Und sag Flint nichts davon«, fügte er hinzu. »Ich kümmere mich schon um ihn.«
    »In Ordnung«, kicherte Tolpan und glitt zu den anderen zurück. »Folgt mir«, rief er gedämpft und flitzte los. Flint, der in seinen Bart brummte, stapfte hinter dem Kender. Goldmond folgte dem Zwerg. Flußwind warf einen kurzen durchdringenden Blick auf jeden einzelnen und ging dann der Frau nach.
    »Ich denke, er traut uns nicht«, bemerkte Caramon.
    »Würdest du es?« fragte Tanis und blickte kurz zu dem riesigen Mann. Caramons Drachenhelm schimmerte im flackernden Licht; sein Kettenpanzer wurde sichtbar, sobald der Wind seinen Umhang zurückblies. Sein Langschwert schlug gegen seine kräftigen Oberschenkel, ein kurzer Bogen und ein Köcher mit Pfeilen baumelten über seine Schulter, ein Dolch ragte aus seinem Gürtel. Sein Schild trug die Beulen und Dellen vieler Kämpfe. Der Riese war zu allem bereit.
    Tanis sah zu Sturm hinüber, der stolz das Waffenkleid einer Ritterschaft trug, die vor dreihundert Jahren in Ungnade gefallen
war. Obwohl Sturm nur vier Jahre älter war als Caramon, hatten sein strenges, diszipliniertes Leben, die Härten der Armut und seine melancholische Suche nach seinem geliebten Vater ihn über die Jahre hinaus altern lassen. Mit seinen neunundzwanzig Jahren sah er wie vierzig aus.
    Tanis dachte, ich glaube nicht, daß ich einem von uns trauen würde.
    »Wie sieht der Plan aus?« fragte Sturm.
    »Wir fahren mit einem Boot«, antwortete Tanis.
    »Oh!« kicherte Caramon. »Hast du es Flint schon gesagt?«
    »Nein. Überlaß das nur mir.«
    »Woher bekommen wir ein Boot?« fragte Sturm argwöhnisch.
    »Du wirst glücklicher sein, wenn du es nicht weißt«, antwortete der Halb-Elf.
    Der Ritter runzelte die Stirn. Seine Augen folgten dem Kender, der weit vorn war und von einem Schatten zum nächsten huschte. »Mir gefällt das nicht, Tanis. Erst sind wir Mörder, und jetzt werden wir auch noch Diebe.«
    »Ich betrachte mich nicht als Mörder«, schnaubte Caramon verächtlich. »Goblins zählen nicht.«
    Tanis sah, wie der Ritter Caramon anstarrte. »Mir gefällt es auch nicht, Sturm«, sagte er hastig und hoffte, einen Streit zu verhindern. »Aber man zwingt uns dazu. Nimm die Barbaren – ihr Stolz ist das einzige, was sie noch aufrecht hält. Nimm Raistlin...« Ihre Augen fuhren zum Magier, der durch das Laub schlurfte und sich dabei nur im Schatten bewegte, gestützt auf seinen Stab. Gelegentlich peinigte ein trockener Husten seinen zerbrechlichen Körper.
    Caramons Gesicht verdüsterte sich. »Tanis hat recht«, sagte er leise. »Raist schafft es kaum noch. Ich muß zu ihm.« Er verließ Ritter und Halb-Elf und eilte nach vorn, um die verhüllte, gebeugte Gestalt seines Zwillingsbruders einzuholen.
    »Laß mich dir helfen, Raist«, hörten sie Caramon wispern.
    Raistlin schüttelte seinen Kopf und entzog sich der Berührung seines Bruders. Caramon zuckte zusammen und ließ seinen
Arm fallen.Aber der Krieger blieb dicht bei seinem schwachen Bruder, bereit, ihm im Notfall beizuspringen.
    »Warum läßt er sich das gefallen?« fragte Tanis leise.
    »Familie. Blutsbande.« Sturm klang nachdenklich. Er schien mehr sagen zu wollen, aber seine Augen richteten sich auf Tanis’ Elfengesicht mit dem menschlichen Barthaar, und er schwieg. Tanis sah den Blick und wußte, was der Ritter gedacht hatte: Familie, Blutsbande – Dinge, von denen der verwaiste Halb-Elf keine Ahnung hatte.
    »Komm

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