Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
den Käfig. »Ach ja, dieser Magier.« Die Kreatur gab ein gurgelndes Geräusch von sich, offensichtlich ein Lachen. »Krank ist er? Ja, das Gift wirkt schnell. Wir können keinen Magier gebrauchen. Selbst hinter Gittern ist er gefährlich.Aber mach dir keine Sorgen. Er wird nicht einsam bleiben – ihr anderen werdet ihm bald folgen. In der Tat solltest du ihn beneiden. Ihr werdet nicht so schnell und einfach sterben.«
Der Drakonier drehte sich um, sagte etwas zu seinem Kameraden
und deutete dabei mit seinem Klauendaumen zum Käfig. Beide gaben ein gurgelndes Lachgeräusch von sich. Tanis, der Ekel und Zorn in sich aufsteigen spürte, sah zu Raistlin.
Der Zustand des Magiers hatte sich rapide verschlechtert. Goldmond legte eine Hand auf Raistlins Hals, um den Pulsschlag zu fühlen, dann schüttelte sie den Kopf. Caramon stöhnte auf. Dann richtete sich sein Blick auf die beiden lachenden und schwätzenden Drakonier.
»Halt – Caramon!« gellte Tanis, aber es war zu spät.
Mit dem Brüllen eines verwundeten Tieres sprang der riesige Krieger auf die Drakonier zu. Der Bambus gab nach, die Splitter zerschnitten seine Haut. Caramon spürte es nicht einmal. Tanis sprang auf seinen Rücken, als der Kämpfer an ihm vorbeistürmte, aber Caramon schüttelte ihn ab wie ein Bär eine lästige Fliege.
»Caramon, du Dummkopf ...«, ächzte Sturm, als er und Flußwind sich auf den Kämpfer warfen. Aber Caramon war nicht mehr aufzuhalten.
Ein Drakonier wirbelte mit gezogenem Schwert herum, doch Caramon schlug ihm die Waffe aus der Hand. Die Kreatur stürzte, vom Faustschlag des Mannes ohnmächtig geschlagen, zu Boden. Innerhalb von Sekunden hatten sechs Drakonier mit Pfeil und Bogen den Krieger umzingelt. Sturm und Flußwind schafften es mit Mühe, Caramon auf den Boden zu zwingen. Sturm setzte sich auf ihn und drückte sein Gesicht in den Schlamm, bis er glaubte, daß Caramon sich beruhigt hatte, und er ihn aufschluchzen hörte.
In diesem Moment kreischte eine hohe, schrille Stimme durch das Lager. »Bringt mir den Kämpfer«, schrie der Drache.
Tanis’ Haare standen zu Berge. Die Drakonier ließen ihre Waffen fallen und wandten sich, vor Erstaunen erstarrt, dem Drachen zu. Flußwind und Sturm erhoben sich. Caramon blieb, von lauten Schluchzern geschüttelt, auf dem Boden liegen. Die Drakonier blickten sich voller Unbehagen an, während die anderen, die in der Nähe des Drachen standen, eilig zurückwichen und einen Halbkreis um ihn bildeten.
Eine der Kreaturen, von der Tanis aufgrund ihrer Insignien auf der Rüstung annahm, daß sie eine Art Anführer war, stolzierte auf einen in eine Robe gewandeten Drakonier zu, der mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen den schwarzen Drachen anstarrte.
»Was ist hier los?« verlangte der Anführer zu wissen. Der Drakonier benutzte die Umgangssprache.Tanis versuchte, dem Gespräch zu folgen. Die in Roben gekleideten Drakonier waren offenbar die Magier und Priester. Wahrscheinlich konnten die beiden nicht in der eigenen Sprache kommunizieren. Der Krieger-Drakonier war deutlich aufgebracht.
»Wo ist euer Bozak-Priester? Er muß uns sagen, was wir tun sollen!«
»Der Oberste meines Ordens ist nicht hier.« Der Priester-Drakonier gewann schnell seine Fassung wieder. »Einer von ihnen kam angeflogen und hat ihn mitgenommen, um sich mit Lord Verminaard über den Stab zu beraten.«
»Aber der Drache spricht nie, wenn der Priester nicht da ist.«Der Anführer senkte die Stimme. »Meinen Jungs gefällt diese Sache nicht. Du solltest ganz schnell etwas unternehmen!«
»Was ist das für eine Verzögerung?« Die Stimme des Drachen kreischte wie heulender Wind. »Bringt mir den Kämpfer!«
»Tu, was er sagt.« Der Priester-Drakonier machte eine schnelle Handbewegung mit seiner Klauenhand. Mehrere Drakonier eilten zum Käfig, schoben Tanis und Flußwind und Sturm in den zertrümmerten Bau zurück und hoben den blutenden Caramon auf. Sie zogen ihn vor den Drachen und stellten ihn mit dem Rücken zum lodernden Feuer auf. Neben ihm lagen der blaue Kristallstab, Raistlins Stab, ihre Waffen und ihr Gepäck.
Caramon hob seinen Kopf, um sich dem Ungeheuer zu stellen, seine Augen waren von Tränen und Blut verschmiert. Der Drache erhob sich schemenhaft vor ihm, nur undeutlich durch den Rauch des Feuers sichtbar.
»Wir dienen der Gerechtigkeit, und zwar schnell und sicher,
menschlicher Abschaum«, zischte der Drache. Während er sprach, schlug er wild mit seinen riesigen Flügeln. Die
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