Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
offenbar seine Zauberformel beendet. Tolpan entschied, daß alles andere besser war, als verzaubert zu werden, holte tief Luft und sprang vom Baumstamm.
»Tanis! Hinterhalt!«
»Verdammt!« fluchte Caramon, als die Stimme des Kenders aus dem Nebel zu ihnen drang.
Alle begannen zu rennen, verfluchten die Schlingpflanzen und die Zweige, die ihnen ein Vorwärtskommen erschwerten. Als sie aus dem Wald stürzten, sahen sie den umgefallenen Eisenklauenbaum. Vier Drakonier stürzten aus dem Schatten hervor und stellten sich ihnen in den Weg.
Plötzlich versanken die Gefährten in eine Dunkelheit, in der sie ihre eigenen Hände nicht mehr sehen konnten.
»Magie!« hörte Tanis Raistlin zischen. »Das sind Magier. Geh zur Seite. Du kannst gegen sie nichts ausrichten!«
Dann hörte Tanis den Magier vor Schmerzen aufschreien.
»Raist!« rief Caramon. »Wo ... uh ...« Man hörte ein Aufstöhnen und dann das Geräusch eines schweren aufprallenden Körpers.
Tanis hörte die Drakonier singen. Noch während er nach seinem Schwert suchte, war er plötzlich von Kopf bis Fuß mit einer dicken, klebrigen Masse bedeckt, die ihm Nase und Mund verstopfte. Als er versuchte, sich freizukämpfen, verstrickte er sich nur noch mehr. Er hörte Sturm neben sich fluchen, Goldmond aufschreien, Flußwinds Stimme klang wie erstickt, dann überfiel ihn Schläfrigkeit.Tanis sank auf die Knie, versuchte immer noch, sich von der netzartigen Masse freizukämpfen, die seine Hände an die Hüften klebte. Dann stürzte er nach vorn auf sein Gesicht und fiel in einen tiefen, seltsamen Schlaf.
Gefangene der Drakonier
T olpan, der auf dem Boden lag und nach Luft schnappte, beobachtete die Vorbereitungen der Drakonier, seine bewußtlosen Freunde wegzutragen. Der Kender hielt sich hinter einem Busch am Sumpf gut versteckt. Der Zwerg lag ausgestreckt neben ihm, ausgeschaltet. Tolpan sah ihn bedauernd an. Er hatte keine andere Wahl gehabt. In seiner Panik hatte Flint den Kender in das kalte Wasser gezogen. Wenn er den Zwerg nicht mit seinem Hupakstab niedergeschlagen hätte, wären beide ertrunken. Er hatte den reglosen Zwerg dann aus dem Wasser gezerrt und neben sich hinter dem Busch versteckt.
Dann mußte Tolpan hilflos mit ansehen, wie die Drakonier seine Freunde mit Hilfe eines Zaubers mit etwas fesselten, das wie mächtige Spinngewebe aussah. Offenbar waren alle ohnmächtig – oder tot –, da sie sich weder widersetzten noch kämpften.
Trotzdem amüsierte sich der Kender grimmig, als die Drakonier versuchten, Goldmonds Stab zu entwenden. Offenbar erkannten sie ihn, denn sie besprachen sich in ihrer gutturalen Sprache und gestikulierten ausgelassen. Einer – vermutlich der Anführer – griff nach dem Stab. Ein blaues Licht blitzte auf. Der Drakonier schrie kreischend auf, ließ den Stab fallen und hüpfte auf und ab, während er – so vermutete Tolpan – unhöfliche Worte ausstieß. Schließlich kam dem Anführer wohl eine glänzende Idee. Er zog aus Goldmonds Gepäck eine Felldecke und breitete sie auf dem Boden aus. Dann nahm er einen Stock, mit dem er den Stab auf die Decke rollte, wickelte den Stab anschließend in das Fell ein und hielt ihn triumphierend hoch. Die Drakonier nahmen die gefesselten Freunde auf und trugen sie fort. Andere Drakonier folgten mit den Rucksäcken und den Waffen der Gefährten.
Als die Drakonier auf dem Pfad nahe am Versteck des Kenders vorbeimarschierten, stöhnte Flint plötzlich auf.Tolpan legte seine Hand auf den Mund des Zwergs. Die Drakonier schienen sie nicht gehört zu haben und gingen weiter.Tolpan konnte seine Freunde deutlich im schwindenden Nachmittagslicht erkennen. Sie schienen zu schlafen. Caramon schnarchte sogar. Der Kender erinnerte sich an Raistlins Schlafzauber und vermutete, daß sich die Drakonier einer ähnlichen Magie bedient hatten.
Flint stöhnte wieder. Einer der Drakonier am Ende der Reihe hielt an und spähte ins Gebüsch. Tolpan nahm seinen Hupak und hielt ihn über den Kopf des Zwergs – nur für den Notfall. Aber es war nicht nötig. Der Drakonier zuckte mit den Schultern, dann beeilte er sich, zu den anderen aufzuschließen. Erleichtert seufzte Tolpan auf und zog seine Hand vom Mund des Zwergs. Flint blinzelte und öffnete die Augen.
»Was ist denn los?« Der Zwerg ächzte und griff nach seinem Kopf.
»Du bist von der Brücke gefallen und hast dir den Kopf am Stamm gestoßen«, sagte Tolpan schlagfertig.
»Wirklich?« argwöhnte Flint. »Ich kann mich
Weitere Kostenlose Bücher