Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
wird die Spuren von allen verwischen.«
»Nicht ganz«, warnte Silvara. »Unsere müssen wiedergefunden werden – obwohl sie das natürlich nicht mehr sollen. Wir wollen ja, daß sie uns folgen.«
»Aber wohin gehen wir?« fragte Laurana. »Ich habe nicht vor, ziellos durch die Wildnis zu laufen.«
»Ich. . . ich kenne einen Ort.« Silvara stammelte, sah nach unten. »Er ist geheim, nur meinem Volk bekannt. Ich werde euch dorthin führen.« Sie klatschte in die Hände. »Bitte, wir müssen uns beeilen. Es bleibt uns nicht viel Zeit!«
»Ich werde die Kugel nach Sankrist bringen«, sagte Derek, »und ich werde allein gehen. Sturm sollte bei der Gruppe bleiben. Ihr werdet einen Krieger brauchen.«
»Wir haben Krieger«, sagte Laurana. »Theros, mein Bruder, der Zwerg.Auch ich habe Kampferfahrungen . . .«
»Und ich«, piepste Tolpan.
»Und der Kender«, fügte Laurana grimmig hinzu. »Außerdem wird es nicht zum Blutvergießen kommen.« Ihre Augen richteten sich auf Sturms besorgtes Gesicht, und sie fragte sich, was er wohl dachte. Ihre Stimme wurde weicher. »Die Entscheidung liegt natürlich bei Sturm. Er muß das tun, was er für richtig hält, aber ich meine, er sollte Derek begleiten.«
»Ich stimme zu«, murmelte Flint. »Denn wir sind es nicht, die sich in Gefahr begeben werden.Wir werden ohne die Kugel der Drachen sicherer sein. Es ist die Kugel, die die Elfen wollen.«
»Ja«, pflichtete Silvara mit leiser Stimme bei. »Wir werden ohne die Kugel sicherer sein. Ihr werdet in Gefahr sein.«
»Dann steht meine Entscheidung fest«, sagte Sturm. »Ich gehe mit Derek.«
»Und wenn ich dir befehle, zurückzubleiben?« verlangte Derek zu wissen.
»Du hast keine Macht über mich«, sagte Sturm. »Hast du es vergessen? Ich bin kein Ritter.«
Eine schmerzliche, tiefe Stille entstand. Derek starrte Sturm aufmerksam an.
»Nein«, sagte er, »und wenn es in meiner Macht liegt, wirst du auch nie einer werden!«
Sturm zuckte zusammen, als hätte Derek ihm einen Schlag versetzt. Dann erhob er sich schwer seufzend.
Derek hatte bereits begonnen, sein Gepäck zusammenzusuchen. Sturm bewegte sich langsamer und packte sein Zeug mit
nachdenklicher Bedachtsamkeit. Laurana stand auf und ging zu Sturm.
»Hier«, sagte sie und griff in ihren Rucksack. »Ihr werdet Lebensmittel brauchen...«
»Du könntest mit uns kommen«, sagte Sturm leise, während sie ihre Vorräte aufteilte. »Tanis weiß, daß wir uns auf demWeg nach Sankrist befinden. Er wird auch versuchen, dorthin zu kommen.«
»Du hast recht«, sagte Laurana, ihre Augen strahlten auf. »Vielleicht wäre das eine gute Idee...« Dann gingen ihre Augen zu Silvara. DieWild-Elfe hielt die Kugel der Drachen, die immer noch in den Umhang gehüllt war. Silvaras Augen waren geschlossen, als ob sie mit einem unsichtbaren Geist in Kontakt stünde. Seufzend schüttelte Laurana den Kopf. »Nein, ich muß bei ihr bleiben, Sturm«, sagte sie. »Irgend etwas stimmt nicht. Ich verstehe es nicht...«, sie brach ab, unfähig, ihre Gedanken zu artikulieren. »Was ist mit Derek?« fragte sie statt dessen. »Warum besteht er so sehr darauf, allein zu gehen? Der Zwerg hat recht in bezug auf die Gefährlichkeit. Wenn die Elfen euch ohne uns fangen, werden sie nicht zögern, euch zu töten.«
Sturms Miene war verbittert. »Das fragst du noch? Lord Derek Kronenhüter kehrt allein zurück aus schrecklichen Gefahren und trägt mit sich die begehrte Kugel der Drachen. . .« Sturm zuckte die Schultern.
»Aber es steht so viel auf dem Spiel«, protestierte Laurana.
»Du hast recht, Laurana«, sagte Sturm barsch. »Es steht eine Menge auf dem Spiel. Mehr als du ahnst – die Führerschaft der Ritter von Solamnia. Ich kann es jetzt nicht erklären...«
»Nun komm schon, Feuerklinge, falls du kommst!« schnarrte Derek.
Sturm nahm die Lebensmittel und verstaute sie in seinem Rucksack. »Leb wohl, Laurana«, sagte er und verbeugte sich mit jener Ritterlichkeit, die all sein Handeln kennzeichnete.
»Leb wohl, Sturm, mein Freund«, flüsterte sie und legte ihre Arme um den Ritter.
Er hielt sie fest und gab ihr einen flüchtigen Kuß auf ihre Stirn.
»Wir werden die Kugel weisen Männern übergeben. Das Treffen von Weißstein wird bald einberufen«, sagte er. »Die Elfen werden eine Einladung erhalten, denn sie sind beratende Mitglieder. Du mußt so schnell wie möglich nach Sankrist kommen, Laurana. Deine Anwesenheit wird notwendig sein.«
»Ich werde dort sein, wenn die Götter es
Weitere Kostenlose Bücher