Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
ein Mitglied der königlichen Familie der Qualinesti. Und ihr Bruder Gilthanas. Beide würden für mich aussagen.«
»Die königliche Familie...«, sinnierte Gunther. Sein Gesicht strahlte. »Das wäre hervorragend, besonders da wir die Nachricht erhalten haben, daß die Stimme persönlich zu dem Treffen kommen wird, um über die Kugel der Drachen zu diskutieren. Wenn es dazu kommt, mein Junge, werde ich dich verständigen, und du kannst deine Rüstung wieder anziehen! Und du wirst entlastet sein! Kannst deine Rüstung frei und ohne Scham tragen!«
»Und Ihr wäret frei von Eurer Bürgschaft«, sagte Sturm und schüttelte dem Ritter dankbar die Hände.
»Pah! Denk darüber nicht nach!« Gunther legte seine Hand auf Sturms Kopf, als ob er sein eigener Sohn wäre. Sturm kniete ehrfürchtig nieder. »Nimm meinen Segen, Sturm Feuerklinge. Ich erteile dir den väterlichen Segen anstelle deines Vaters. Erfülle deine Pflicht, junger Mann, und bleib der Sohn deines Vaters. Der Geist von Fürst Huma soll mit dir sein.«
»Ich danke Euch, mein Fürst«, sagte Sturm und erhob sich. »Lebt wohl.«
»Leb wohl, Sturm«, sagte Gunther. Er umarmte den jungen Ritter schnell, drehte sich um und ging fort.
Die Ritter gingen aufs Schiff. Es war früher Morgen, aber keine Sonne stand am Winterhimmel. Graue Wolken hingen über eine bleigraue See. Es gab keinen Jubel, die einzigen Töne kamen von den lauten Befehlen des Kapitäns und den Antworten seiner Mannschaft, vom Quietschen der Winsche und dem Schlagen der Segel im Wind.
Langsam lichteten die weißgeflügelten Schiffe die Anker und segelten gen Norden. Bald war das letzte Segel außer Sicht,
aber trotzdem verließ niemand den Pier, nicht einmal, als plötzlich ein starker Regen auf sie niederprasselte, mit graupeligen, eisigen Tropfen, und einen feinen grauen Schleier über das eisige Wasser zog.
Die Kugel der Drachen - Caramons Gelöbnis
R aistlin stand in dem Wagenzugang, seine goldenen Augen spähten in die sonnenbestrahlten Bäume. Alles war ruhig. Die Weihnachtszeit war vorbei. Das Land war fest im Griff des Winters. Nichts rührte sich in dem schneeüberzogenen Land. Seine Gefährten waren weg, mit verschiedenen Aufgaben beschäftigt. Raistlin nickte grimmig. Gut. Er drehte sich um, ging in den Wagen hinein und schloß die Holztüren.
Die Gefährten hatten hier am Stadtrand von Kenderheim für einige Tage ihr Lager aufgeschlagen. Ihre Reise näherte sich ihrem Ende. Es war ein unglaublicher Erfolg gewesen. Heute, im
Schutz der Nacht, wollten sie nach Treibgut aufbrechen. Sie hatten genügend Geld, um ein Schiff zu mieten, außerdem reichte es noch für Vorräte und eine Woche Unterkunft in Treibgut. An diesem Nachmittag hatte ihre letzte Vorstellung stattgefunden.
Der junge Magier ging zum hinteren Teil des Wagens. Sein Blick blieb auf der glänzenden roten Robe haften, die an einem Nagel hing. Tika hatte sie verstauen wollen, aber Raistlin hatte sie bösartig angefaucht. Achselzuckend hatte sie das Gewand hängen gelassen und war nach draußen in den Wald gegangen, da sie dort Caramon – wie gewöhnlich – finden würde.
Raistlins Hand fuhr über das Gewand, seine Finger streichelten sehnsüchtig das glänzende Gewebe. Er bedauerte, daß dieser Lebensabschnitt vorüber war.
»Ich war glücklich«, murmelte er. »Seltsam. Es gab nicht viele Zeiten in meinem Leben, von denen ich das behaupten kann. Gewiß nicht, als ich jung war, und auch nicht in den letzten Jahren, nachdem sie meinen Körper gepeinigt und mich mit diesen Augen verflucht haben. Ich hatte danach nicht erwartet, noch einmal glücklich zu werden.Wie armselig dieses Glück ist, verglichen mit meiner Magie! Dennoch... dennoch, diese vergangenen Wochen waren Wochen des Friedens gewesen. Wochen des Glücklichseins.Vermutlich wird so eine Zeit nicht wiederkehren. Nicht nach dem, was ich tun muß...«
Raistlin hielt die Robe noch einen Moment lang in seinen Händen, zuckte dann die Schultern und warf sie in eine Ecke. Dann ging er weiter in den Wagen, wo er einen Teil mit einem Vorhang für sich abgetrennt hatte. Sorgfältig zog er den Vorhang hinter sich zu.
Hervorragend. Er würde für ein paar Stunden seine Ruhe haben – bis zum Abend. Tanis und Flußwind waren Jagen gegangen. Caramon angeblich auch, aber alle wußten, daß das nur eine Ausrede war, um mit Tika allein zu sein. Goldmond bereitete Proviant für die Reise vor. Niemand würde ihn stören. Der Magier nickte zufrieden.
Er setzte
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