Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
anglotzen, der ein Segel flickt.«
Sie kletterte nach unten. Caramon folgte unbeholfen, sein Schwert und seine Rüstung klirrten. Widerstrebend ging Tanis hinterher. Aber als er sich zum letzten Mal nach dem Mann umschaute, musterte der ihn seinerseits mit einem seltsam durchdringenden Blick.
»In Ordnung, du gehst zu den anderen ins Wirtshaus zurück. Ich kaufe Vorräte. Wir werden ablegen, sobald das Schiff startklar ist. Maquesta sagt, in ungefähr vier Tagen.«
»Früher wäre mir lieber«, murrte Caramon.
»Mir auch«, sagte Tanis grimmig. »Es laufen hier verdammt viele Drakonier herum.Aber wir müssen auf die Flut oder so etwas warten. Geh zurück und paß auf, daß alle dort bleiben. Sag deinem Bruder, er soll sich einen Vorrat von diesen Kräutern
anlegen – wir werden lange Zeit auf See sein. Ich bin in einigen Stunden zurück, wenn ich alles erledigt habe.«
Tanis ging durch die überfüllten Straßen von Treibgut. In seiner Drachenrüstung konnte er sich unbehelligt bewegen. Er hätte sie gern abgelegt. Sie war heiß, schwer und kratzte. Und er hatte Schwierigkeiten, die Grüße der Drakonier und Goblins zu erwidern. Ihm wurde allmählich klar, daß die Menschen, von denen sie die Uniformen gestohlen hatten, einen hohen Rang innegehabt haben mußten. Der Gedanke war nicht tröstlich. Jeden Moment konnte jemand die Rüstung wiedererkennen.
Aber andererseits kam er ohne Rüstung auch nicht weiter. Heute waren noch mehr Drakonier als sonst auf den Straßen. Über Treibgut lag eine gespannte Atmosphäre. Die meisten Stadtbewohner blieben in ihren Häusern, und die meisten Geschäfte waren geschlossen – mit Ausnahme der Tavernen.Als er von einem geschlossenen Geschäft zum nächsten ging, begann Tanis sich Sorgen zu machen, wo er die Vorräte für die lange Seereise kaufen sollte.
Während Tanis über dieses Problem nachdachte und dabei in das Fenster eines geschlossenen Ladens starrte, klammerte sich plötzlich eine Hand um seinen Stiefel und riß ihn zu Boden.
Der Halb-Elf schlug mit dem Kopf schwer auf die Pflastersteine auf und war einen Moment vor Schmerzen benommen. Instinktiv trat er nach dem, was an seinen Füßen war, aber die Hände, die ihn immer noch fest im Griff hatten, waren zu stark. Er wurde in eine dunkle Gasse gezerrt.
Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und erblickte seinen Angreifer. Es war ein Elf! Seine Kleider waren schmutzig und zerrissen, sein Gesicht von Trauer und Haß verzerrt. Der Elf stand über ihm mit einem Speer in der Hand.
»Drachenmann!« knurrte der Elf in der Umgangssprache. »Deine dreckige Rasse hat meine Familie abgeschlachtet – meine Frau und meine Kinder! Ermordet in ihren Betten, ihr Flehen um Gnade wurde ignoriert. Dafür wirst du bezahlen!« Der Elf hob seinen Speer.
»Shak! It mo Dracosali!« schrie Tanis verzweifelt in der Elfensprache und versuchte sein Visier wegzuschieben. Aber der Elf, vor Trauer wahnsinnig, war nicht in der Lage, zu hören oder zu verstehen. Sein Speer ging nach unten. Plötzlich riß der Elf seine Augen weit auf. Der Speer fiel aus seinen Fingern, als ein Schwert ihn von hinten durchbohrte. Der sterbende Elf fiel mit einem Kreischen auf den Pflasterstein.
Tanis sah erstaunt zu seinem Retter hoch. Ein Drachenfürst stand neben dem Körper des Elfen.
»Ich habe Schreie gehört und sah, daß einer meiner Offiziere in Schwierigkeiten ist. Ich dachte, du könntest Hilfe gebrauchen«, sagte der Fürst und streckte eine behandschuhte Hand aus, um Tanis hochzuhelfen.
Verwirrt, vom Schmerz benommen und in dem Wissen, daß er sich nicht verraten durfte, ergriff Tanis die Hand des Fürsten und kämpfte sich auf die Füße. Er hielt seinen Kopf gesenkt, dankbar, daß die Gasse dunkel war, und murmelte mit barscher Stimme Dankesworte. Dann sah er die Augen des Fürsten hinter der Maske groß werden.
»Tanis?«
Der Halb-Elf spürte einen Schauer durch seinen Körper rinnen, einen Schmerz, so scharf und so schnell wie der Elfenspeer. Er konnte nicht sprechen, konnte nur starren, als der Fürst schnell seine blaugoldene Drachenmaske abnahm.
»Tanis! Du bist es!« schrie der Fürst und ergriff seine Arme.
Tanis erblickte hellbraune Augen,...dieses Lächeln...
»Kitiara...«
Tanis gefangen
O Tanis! Ein Offizier, und unter meinem Kommando! Ich sollte meine Soldaten häufiger überprüfen!« Kitiara lachte und schob ihren Arm unter seinen. »Du zitterst ja. Dein Sturz war auch schrecklich. Komm. Meine Räume
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