Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
fröhlich. »Und morgen bist du der Befehlshaber deiner Kompanie! Oder noch etwas Höheres, wenn du möchtest. Setz dich jetzt.«
Tanis blieb nichts anderes übrig, aber er wußte, in seinem Herzen wollte er nichts anderes als gehorchen.
»Es ist gut, dich zu sehen«, sagt Kit, die sich vor ihn kniete und an seinem Stiefel zog. »Leider konnte ich zu dem Treffen in Solace nicht kommen. Wie geht es den anderen? Wie geht es Sturm? Wahrscheinlich kämpft er mit den Rittern. Es wundert mich nicht, daß ihr euch getrennt habt. Diese Freundschaft habe ich nie verstehen können...«
Kitiara redete weiter, aber Tanis hörte ihr nicht zu. Er konnte sie nur ansehen. Er hatte vergessen, wie lieblich sie war, wie sinnlich, wie einladend. Verzweifelt versuchte er, sich auf seine gefährliche Situation zu konzentrieren. Aber er konnte nur an die glücklichen Nächte mit Kitiara denken.
In diesem Moment sah Kit in seine Augen. Gebannt von der Leidenschaft, die sie in ihnen sah, ließ sie seinen Stiefel aus den Händen gleiten. Unfreiwillig zog Tanis sie an sich. Kitiara legte ihre Arme um seinen Hals und drückte ihre Lippen auf seine.
Bei ihrer Berührung wallten alle Wünsche und Sehnsüchte, die Tanis seit fünf Jahren gepeinigt hatten, in seinem Körper auf. Ihr warmer, weiblicher Duft vermischte sich mit dem Geruch von Leder und Stahl. Ihr Kuß war wie eine Flamme. Der Schmerz war unerträglich. Tanis kannte nur einen Weg, um ihn zu beenden.
Als der Wirt an die Tür klopfte, erhielt er keine Antwort. Er schüttelte bewundernd den Kopf – der dritte Mann in drei Tagen –, stellte den Wein vor der Tür ab und ging.
»Und jetzt«, murmelte Kitiara schläfrig in Tanis’ Armen, »erzähl mir von meinen kleinen Brüdern. Sind sie mit dir zusammen
hier? Ich habe sie das letzte Mal in Tarsis gesehen, als ihr mit dieser Elfenfrau auf der Flucht wart.«
»Das warst du!« sagte Tanis und erinnerte sich an die blauen Drachen.
»Natürlich!« Kit kuschelte sich an ihn. »Mir gefällt der Bart«, sagte sie. »Er versteckt diese schwächlichen Elfenmerkmale.
Wie bist du in die Armee gekommen?«
Wie eigentlich?, fragte sich Tanis verzweifelt.
»Wir...wurden in Silvanesti gefangengenommen. Einer der Offiziere überzeugte mich davon, daß ich ein Narr sei, gegen die D...unkle Königin zu kämpfen.«
»Und meine kleinen Brüder?«
»Wir...wir wurden getrennt«, sagte Tanis schwach.
»Wie schade«, sagte Kit seufzend. »Ich würde sie gern wiedersehen. Caramon muß jetzt ein Riese sein. Und Raistlin... ich habe gehört, er ist ein recht geschickter Magier.Trägt immer noch die Rote Robe?«
»Ich... ich vermute es«, stotterte Tanis. »Ich habe ihn schon läng...«
»Das wird nicht lange dauern«, sagte Kit selbstgefällig. »Er ist mir sehr ähnlich. Raist sehnt sich ständig nach Macht...«
»Was ist mit dir?« unterbrach Tanis schnell. »Was machst du hier, so weit vom eigentlichen Schauplatz entfernt? Im Norden wird gekämpft...«
»Nun, aus dem gleichen Grund wie du«, antwortete Kit und riß ihre Augen auf. »Ich bin natürlich auf der Suche nach dem Hüter des grünen Juwels.«
»Das ist es, von daher kenne ich ihn!« sagte Tanis. Erinnerungen kamen ihm. Der Mann auf der Perechon! Der Mann in Pax Tharkas, der mit dem armen Eben entkommen war. Der Mann mit dem grünen Edelstein mitten auf seiner Brust.
»Du hast ihn gefunden!« rief Kitiara und setzte sich interessiert auf. »Wo,Tanis?Wo?« Ihre braunen Augen funkelten.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Tanis zögernd. »Ich bin mir nicht sicher, ob er es war. Ich... uns wurde nur eine grobe Beschreibung gegeben...«
»Er sieht ungefähr wie fünfzig aus«, sagte Kit aufgeregt, »aber er hat seltsame junge Augen, und seine Hände wirken jugendlich. Und auf seiner Brust ist ein grüner Edelstein.Wir haben Berichte erhalten, daß er in Treibgut gesichtet wurde. Darum hat mich die Dunkle Königin hierher geschickt. Er ist der Schlüssel, Tanis! Wenn wir ihn finden, kann uns keine Macht mehr auf Krynn aufhalten!«
»Warum?« Tanis versuchte, ruhig zu wirken. »Was ist denn an ihm son Wichtiges dran, damit...äh...unsere Seite den Krieg gewinnt?«
»Wer weiß?« Kit zuckte die Achseln und schmiegte sich wieder in Tanis’ Arme. »Du zitterst ja. Hier, das wird dich aufwärmen.« Sie küßte seinen Hals und fuhr mit ihren Händen über seinen Körper. »Uns wurde nur gesagt, daß es das wichtigste wäre, diesen Mann zu finden, um diesen Krieg schnell und
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