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Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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mit der Kugel eingehen. Fizban hat gesagt, daß nur die mächtigsten Magier wagen, sie zu benutzen.«
    »Hör mir zu, Tolpan Barfuß«, sagte Laurana und kniete sich neben den Kender und sah ihm direkt in die Augen. »Wenn sie auch nur einen Drachen hierher schicken, sind wir erledigt. Darum haben sie uns Zeit gelassen, uns zu ergeben, anstatt den Turm zu stürmen. Sie brauchen diese Zeit, um die Drachen zu holen.Wir müssen diese Chance wahrnehmen!«
    Ein dunkler Weg und ein leichter Weg, erinnerte sich Tolpan an Fizbans Worte und ließ den Kopf hängen. Tod für jene, die du liebst, aber du hast den Mut.
    Langsam griff Tolpan in die Tasche seiner Wollweste, holte die Brille hervor und legte die Bügel über seine spitzen Ohren.

Die Sonne geht auf Dunkelheit bricht herein

    D er Nebel hob sich mit der Morgendämmerung. Der Tag brach hell und klar an – so klar, daß Sturm von den Zinnen das schneebedeckte Grasland seines Geburtsortes in der Nähe der Vingaard-Burg erkennen konnte – ein Land, das nun völlig von den Drachenarmeen kontrolliert wurde. Die ersten Sonnenstrahlen schienen auf die Flagge der Ritter. Das goldene Emblem glitzerte im Morgenlicht. Dann hörte Sturm die rauhen, schmetternden Hörner.
    Die Drachenarmee marschierte auf den Turm zu.
    Die jungen Ritter – ungefähr hundert an der Zahl – standen
schweigend auf den Zinnen und beobachteten die riesige Armee, die mit der Unermüdlichkeit gieriger Insekten über das Land kroch.
    Anfangs hatte sich Sturm über die Worte des sterbenden Ritters gewundert. »Sie liefen vor uns!« Warum war die Drachenarmee gerannt? Dann verstand er: Die Drakonier hatten sich die Prahlerei der Ritter in einem uralten, jedoch simplen Manöver zunutze gemacht. Sich vor dem Feind zurückziehen... nicht zu schnell, aber daß es den Anschein hat, die vorderen Reihen würden sich fürchten. Laß den Eindruck entstehen, daß sie in Panik ausbrechen. Laß deinen Feind ruhig angreifen. Dann arbeiten sich deine Armeen heran, umzingeln ihn und schneiden ihn in Stücke.
    Sturm brauchte sich die Leichname nicht anzusehen – die in der Ferne im niedergetrampelten blutigen Schnee kaum sichtbar waren –, um zu erkennen, daß er die Lage richtig beurteilt hatte. Sie lagen dort, wo sie verzweifelt versucht hatten, sich neu zu gruppieren. Es war jetzt gleichgültig, wie sie gestorben waren. Er fragte sich nur, wer auf seinen Körper sehen würde, wenn alles vorüber war.
    Flint spähte durch einen Spalt in der Mauer. »Zumindest werde ich im Trockenen sterben«, murrte der Zwerg.
    Sturm lächelte leicht und strich sich seinen Schnurrbart. Seine Augen wanderten nach Osten. Als er über das Sterben nachdachte, sah er auf das Land, in dem er geboren worden war – eine Heimat, die er kaum kannte, ein Vater, an den er sich kaum erinnerte, ein Volk, das seine Familie ins Exil getrieben hatte. Und jetzt gab er sein Leben, um dieses Land zu verteidigen. Warum? Warum ging er nicht einfach nach Palanthas zurück?
    Sein ganzes Leben lang hatte er den Kodex und den Maßstab befolgt. Der Kodex: Est Sularus oth Mithas – Die Ehre ist mein Leben. Der Kodex war das einzige, was ihm noch geblieben war. Der Maßstab hatte versagt. Rigide, unflexibel, hatte der Maßstab die Ritter in Stahl eingeschlossen, der schwerer und dicker war als ihre Rüstungen. Die Ritter, im Überlebenskampf
isoliert, hatten sich verzweifelt an den Maßstab geklammert – und nicht bemerkt, daß er ein Anker war, der sie nach unten zog.
    Warum bin ich anders, fragte sich Sturm. Aber er wußte die Antwort. Es lag an dem Zwerg, dem Kender, dem Magier, dem Halb-Elfen... Sie hatten ihn gelehrt, die Welt durch andere Augen zu sehen: Schlitzaugen, kleinere Augen, sogar Stundenglasaugen. Ritter wie Derek sahen die Welt nur schwarz und weiß. Sturm hatte die Welt in all ihren Farben gesehen.
    »Es ist Zeit«, sagte er zu Flint. Die beiden stiegen von dem hohen Aussichtspunkt hinunter, gerade als die ersten Giftpfeile des Feindes über die Mauern surrten.
    Kreischend und gellend, mit schmetternden Hörnern und klirrenden Schildern und Schwertern griff die Drachenarmee den Turm des Oberklerikers an, als das schwache Sonnenlicht den Himmel erfüllte.
     
    Bei Abendanbruch flatterte die Flagge noch. Der Turm stand.
    Aber die Hälfte seiner Verteidiger war tot.
    Die Lebenden hatten den ganzen Tag keine Zeit gehabt, die starren Augen der Gefallenen zu schließen oder die verzerrten, im Todeskampf erstarrten Glieder zu richten.

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