Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
angehörten. Kapuzen bedeckten ihre Köpfe, ihre Gesichter waren mit Tüchern verhüllt. Sie trugen lange Roben, und selbst ihre Hände waren bandagiert. Sie unterhielten sich leise.
»Sieh mal!« sagte einer von ihnen aufgeregt. »Da sind sie. Die Beschreibungen passen.«
»Nicht auf alle«, sagte der andere zweifelnd.
»Aber der Halb-Elf, der Zwerg, der Ritter! Ich sage dir, das sind sie. Und ich weiß, wo die anderen sind«, fügte die Gestalt selbstgefällig hinzu. »Ich habe eine der Wachen gefragt.«
Die andere größere Gestalt überlegte, während sie die Gruppe beobachtete, die zur Straße geführt wurde. »Du hast recht. Wir sollten das sofort dem Drachenfürsten berichten.« Die Gestalt drehte sich um, hielt aber inne, als sie die andere zögern sah. »Worauf wartest du?«
»Aber sollte nicht einer von uns ihnen folgen? Sieh dir doch nur diese erbärmlichen Wachen an. Du weißt genau, die Gefangenen werden versuchen zu entkommen.«
Der andere lachte unbehaglich. »Natürlich werden sie entkommen. Und wir wissen, wohin sie gehen werden – zu ihren Freunden.« Er blinzelte in die Nachmittagssonne. »Außerdem wird es in einigen Stunden sowieso keinen Unterschied mehr machen.« Die größere Gestalt machte sich auf den Weg, die kleinere folgte eilig.
Es schneite, als die Gefährten aus der Halle der Gerechtigkeit traten. Dieses Mal wußte es der Wachtmeister besser und führte seine Gefangenen nicht durch die Hauptstraßen der Stadt, sondern in eine dunkle und düstere Gasse, die neben der Halle der Gerechtigkeit verlief.
Tanis und Sturm tauschten gerade Blicke, Gilthanas und Flint machten sich zum Angriff bereit, als der Halb-Elf Schatten in der Gasse bemerkte, die sich bewegten. Drei vermummte Gestalten sprangen vor die Wachen, Klingen blitzten im hellen Sonnenlicht.
Der Wachtmeister setzte die Pfeife an, kam aber nicht mehr dazu, Gebrauch von ihr zu machen. Eine der Gestalten schlug ihn mit dem Schwertknauf nieder, während die beiden anderen auf die anderen Wachen losstürmten, die sofort die Flucht ergriffen. Die vermummten Gestalten standen nun den Gefährten gegenüber.
»Wer seid ihr?« fragte Tanis, erstaunt über die plötzlich gewonnene Freiheit. Die Gestalten erinnerten ihn an die Drakonier,
mit denen sie damals bei Solace gekämpft hatten. Sturm schob Alhana hinter sich.
»Sind wir einer Gefahr entkommen, nur um eine schlimmere vorzufinden?« vermutete Tanis. »Nehmt eure Masken ab!«
Aber einer der Männer wandte sich an Sturm und hob seine Hände. »Oth Tsarthon e Paran«, sagte er.
Sturm keuchte. »Est Tsarthai en Paranaith«, erwiderte er, dann erklärte er Tanis: »Es sind Ritter von Solamnia«, und zeigte auf die drei Männer.
»Ritter?« fragte Tanis erstaunt. »Warum...«
»Für Erklärungen haben wir keine Zeit, Sturm Feuerklinge«, sagte einer der Ritter in der Umgangssprache. »Die Wachen werden bald zurück sein. Kommt mit uns.«
»Nicht so schnell!« knurrte Flint. Er hatte sich breitbeinig und kampfbereit aufgestellt. Mit bloßen Händen hatte er den Griff eines Speers von einer Wache abgebrochen, so daß die Waffe nun zu seiner kleinen Gestalt paßte. »Ihr werdet euch Zeit für eine Erklärung nehmen, oder ich komme nicht mit! Woher wißt ihr den Namen des Ritters, und wieso habt ihr auf uns gewartet...«
»Oh, rennt ihn doch einfach platt!« ertönte eine schrille Stimme aus den Schatten. »Laßt seinen Körper als Futter für die Krähen hier liegen. Nicht, daß es sie besonders freuen wird; es gibt nur wenige in dieser Welt, die Zwergenfleisch...«
»Zufrieden?« fragte Tanis Flint, dessen Gesicht vor Wut rot anlief.
»Irgendwann«, schwor der Zwerg, »kommt dieser Kender dran.«
Von der Straße hinter ihnen ertönten Pfeifsignale. Ohne weitere Verzögerung folgten die Gefährten den Rittern durch die kurvenreichen, von Ratten wimmelnden Gassen. Tolpan erklärte, er hätte noch einige Sachen zu erledigen, und verschwand, bevor Tanis ihn zurückhalten konnte. Der Halb-Elf bemerkte, daß die Ritter deswegen weder überrascht schienen, noch versuchten sie, Tolpan aufzuhalten. Aber sie weigerten sich, Fragen zu beantworten, und drängten die Gruppe weiter
durch die Gassen, bis sie auf Ruinen stießen – den alten Stadtkern von Tarsis, der Schönen.
Hier hielten die Ritter an. Sie hatten die Gefährten zu einem Teil der Stadt gebracht, der völlig verlassen war. Die Straßen waren zerstört und leer und erinnerten Tanis sehr stark an Xak Tsaroth. Die
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