Die Chronik der Drachenlanze 3 + 4
über dem Wasser zu schweben. Aber sie bewegte sich viel zu schnell, schneller als die Wolken im Himmel und...
Tolpan keuchte. »Leihst du mir das mal?« fragte er und streckte die Hand nach dem Fernglas aus. Widerstrebend gab ihm der Mann das Glas. Tolpan setzte es an seine Augen, dann stöhnte er leise auf. »O je«, murmelte er. Er senkte das Glas und stopfte es geistesabwesend in seine Tunika. Der Matrose packte ihn am Kragen, als er gerade nach unten gleiten wollte.
»Was?« fragte Tolpan erstaunt. »Oh! Gehört dir das? Tut mir leid.« Er warf noch einen versonnenen Blick auf das Fernglas und gab es dem Matrosen zurück. Tolpan ließ sich geschickt an den Tauen heruntergleiten, landete auf dem Deck und rannte zu Sturm.
»Es ist ein Drache«, berichtete er atemlos.
Der weiße Drache - Gefangen!
D er Drache hieß Sleet. Es war ein weißer Drache, eine Drachenart, kleiner als alle anderen Drachen auf Krynn. In arktischen Regionen geboren und aufgezogen, widerstanden diese Drachen extremer Kälte und kontrollierten die südlichen Regionen ewigen Eises von Ansalon.
Wegen ihres kleinen Wuchses waren die weißen Drachen die schnellsten Flieger in der Drachenfamilie. Die Drachenfürsten setzten sie häufig zu Aufklärungsdiensten ein. Folglich war Sleet nicht in seiner Höhle in Eismauer gewesen, als die Gefährten dort nach der Kugel der Drachen gesucht hatten. Die
Dunkle Königin hatte Meldungen erhalten, nach denen eine Gruppe Abenteurer in Silvanesti eingedrungen war. Irgendwie hatten sie es geschafft, Cyan Blutgeißel zu besiegen und in den Besitz einer Kugel der Drachen zu gelangen.
Die Dunkle Königin vermutete, daß sie auf der Straße der Könige durch die Staubigen Ebenen reisen würden, das war der direkteste Weg nach Sankrist, wo die Ritter von Solamnia angeblich versuchten, sich neu zu gruppieren. Die Dunkle Königin befahl Sleet, mit seiner Schar weißer Drachen zu den Ebenen zu fliegen, die nun unter einer dicken, schweren Eisschicht lagen, um die Kugel zu finden.
Als er den Schnee unter sich glitzern sah, bezweifelte Sleet stark, daß selbst Menschen so närrisch wären und die Ödnis zu durchqueren versuchten.Aber er hatte seine Befehle und er befolgte sie. Er ließ seine Schar ausschwärmen und jeden Zentimeter, von den Grenzen Silvanestis im Osten bis zu den Kharolisbergen im Westen, absuchen. Einige Drachen flogen sogar bis zur Neuküste weit im Norden, die von den Blauen kontrolliert wurde.
Die Drachen trafen sich wieder, um zu berichten, daß sie kein Anzeichen für ein Lebewesen in den Ebenen gesehen hätten, als Sleet erfuhr, daß Gefahr durch die Hintertür einmarschiert war, während er auf Kundschaft durch die Vordertür getreten war.
Wütend flog Sleet zurück, kam aber zu spät an. Feal-Tas war tot, die Kugel der Drachen fort. Aber die Thanoi, die Walroß-Menschen, ihre Verbündeten, konnten die Gruppe genau beschreiben, die diese abscheuliche Tat verübt hatte. Sie konnten sogar die Richtung angeben, in die ihr Schiff gesegelt war. Es gab auch nur eine Richtung, in die jedes Schiff von Eismauer aus segeln konnte – nach Norden.
Sleet meldete den Verlust der Kugel der Drachen seiner Dunklen Königin, die sich maßlos aufregte und unruhig wurde. Jetzt fehlten schon zwei Kugeln der Drachen! Obwohl sie sicher war, daß auf Krynn ihre bösen Kräfte die stärksten waren, wußte die Dunkle Königin auch, daß die Kräfte des Guten immer
noch durch das Land zogen. Einer von ihnen könnte sich als stark und weise genug erweisen, um das Geheimnis der Kugel zu ergründen.
Sleet wurde also befohlen, die Kugel zu finden und sie nicht nach Eismauer zurückzubringen, sondern sie der Königin zu übergeben. Unter keinen Umständen sollte der Drache sie verlieren oder zulassen, daß sie verlorenginge. Die Kugeln waren intelligent und verfügten über einen starken Überlebenswillen. Darum auch hatten sie schon so lange überlebt, selbst wenn ihre Schöpfer längst gestorben waren.
Sleet eilte über das Sirrion-Meer, seine starken weißen Flügel trugen ihn geschwind in Sichtweite des Schiffes. Aber nun wurde Sleet mit einem interessanten intellektuellen Problem konfrontiert, und er war nicht vorbereitet, es zu lösen.
Vielleicht lag es an der Inzucht, an der Notwendigkeit, ein Reptil zu schaffen, das der Kälte trotzte, daß weiße Drachen über den niedrigsten Intelligenzgrad in der Drachenfamilie verfügten. Feal-Tas hatte ihm immer gesagt, was er tun sollte. Folglich war er in
Weitere Kostenlose Bücher