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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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manchmal waren sie gezwungen, wie Schlangen durch den Schlamm zu gleiten. Den breitschultrigen Caramon traf es am schlimmsten, und eine Zeitlang überlegte Tanis, den Krieger zurückzulassen. Tolpan erwartete sie auf der anderen Seite und beobachtete sie ungeduldig beim Kriechen. »Ich habe etwas gehört, Tanis«, sagte er mehrmals. »Flint schreit herum. Oben. Und warte, bis du diesen Ort gesehen hast, Tanis! Du wirst es nicht glauben!«
    Aber Tanis nahm sich erst die Zeit, zuzuhören oder sich umzusehen, als alle sicher durch den Tunnel gekommen waren. Alle mußten mithelfen, Caramon aus dem Tunnel zu ziehen und zu zerren, und als er schließlich heraustrat, war die Haut an seinen Armen und am Rücken aufgeschürft und blutete.
    »Das ist es!« stellte Fizban fest. »Wir sind angekommen.«
    Der Halb-Elf sah sich an dem Ort um, der die Heimat der Götter genannt wurde.
    »Nicht gerade der Ort, den ich zum Leben auswählen würde, wenn ich ein Gott wäre«, bemerkte Tolpan mit unterdrückter Stimme.
    Tanis mußte ihm recht geben.
    Sie standen am Rand einer kreisförmigen Vertiefung in der Mitte eines Berges. Tanis’ erster Eindruck von der Heimat der
Götter waren die überwältigende Trostlosigkeit und Leere des Platzes. Auf dem ganzen Weg im Gebirge hatten die Gefährten Anzeichen neuen Lebens gesehen: knospende Bäume, junges Gras, Wildblumen, die sich aus Schlamm und Schneeresten hervorschoben. Aber hier war nichts. Der Boden des Beckens war vollkommen glatt und flach, völlig öde, grau und leblos. Hohe Berggipfel umschlossen das Becken. Die zerklüfteten Wipfel schienen nach innen zu ragen und vermittelten dem Beobachter den Eindruck, in das bröckelnde Gestein unter seinen Füßen gedrückt zu werden. Der Himmel über ihnen war azurblau, klar und kalt, ohne Sonne,Vogel oder Wolke, obwohl es geregnet hatte, als sie in den Tunnel gekrochen waren. Er war wie ein Auge, das aus grauen, glanzlosen Lidern nach unten starrte. Schaudernd wandte Tanis schnell seinen Blick vom Himmel ab und betrachtete noch einmal das Becken.
    Mitten im Becken bildeten riesige, formlose Findlinge einen Kreis. Es war ein vollkommener Kreis, bestehend aus unvollkommenen Steinen. Dennoch paßten sie so gut zusammen und standen so dicht nebeneinander, daß Tanis von seinem Standort aus nicht erkennen konnte, was diese seltsamen Steine so feierlich bewachten.
    »Es macht mich furchtbar traurig«, flüsterte Tika. »Ich habe keine Angst – es scheint keine Gefahr davon auszugehen, aber es ist so traurig! Wenn die Götter wirklich hierher kommen, dann bestimmt nur, um über das Elend in der Welt zu weinen.«
    Fizban musterte Tika mit einem durchdringenden Blick und schien etwas sagen zu wollen, aber da schrie Tolpan: »Hier, Tanis!«
    »Ich sehe!« Der Halb-Elf rannte los.
    Auf der anderen Seite des Beckens konnte er den schwachen Umriß von zwei Gestalten erkennen – eine kleine und eine große –, die kämpften.
    »Es ist Berem!« kreischte Tolpan. Die beiden waren für seine scharfen Kenderaugen deutlich sichtbar. »Er macht was mit Flint! Beeil dich, Tanis!«
    Sich bitter verfluchend, daß er es dazu hatte kommen lassen,
daß er nicht besser auf Berem aufgepaßt hatte, daß er den Mann nicht gezwungen hatte, die Geheimnisse, die er offensichtlich zurückhielt, preiszugeben, rannte Tanis über den Felsboden mit einer aus Angst geborenen Schnelligkeit. Er konnte die anderen rufen hören, aber schenkte dem keine Beachtung. Seine Augen waren nur auf die zwei Gestalten gerichtet, und jetzt konnte er sie klar erkennen. Der Zwerg fiel auf den Boden. Berem stand über ihm.
    »Flint!« schrie Tanis.
    Sein Herz schlug heftig, er konnte nicht mehr richtig sehen. Seine Lungen schmerzten, zum Atmen schien nicht genügend Luft vorhanden zu sein.Trotzdem lief er immer schneller. Jetzt drehte sich Berem zu ihm um. Er schien ihm etwas sagen zu wollen – Tanis konnte die Lippen des Mannes sich bewegen sehen  –, aber der Halb-Elf konnte nichts hören. Zu Berems Füßen lag Flint. Die Augen des Zwerges waren geschlossen, sein Kopf war zur Seite gekippt, sein Gesicht aschgrau.
    »Was hast du getan?« kreischte Tanis Berem an. »Du hast ihn getötet!« Trauer, Schuldgefühl, Verzweiflung und Wut explodierten in Tanis wie eine Feuerkugel des alten Magiers, überfluteten seinen Kopf mit unerträglichem Schmerz. Er konnte nicht sehen, ein roter Schleier zog sich über seine Augen.
    Sein Schwert lag in seiner Hand, er wußte nicht wie. Er spürte den

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