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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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aufgenommen. Sie dankte Erich dafür, dass er ihr und ihrer Schwester Hoffnung gegeben hatte und drückte ihn unvermittelt für eine lange Zeit an sich, bevor sie ebenso plötzlich aufsprang und zwischen den Bäumen verschwand.
    Erich war auf dem Weg zu seinem Zelt deutlich anzusehen, dass er nicht wusste, was er davon halten sollte und auch ich konnte ihm nicht weiterhelfen. Mochte sie ihn vielleicht nur, weil er ihr damit die Verbindung zu diesem anderen Mann ersparte? Oder empfand sie so viel für ihn wie er für sie und zeigte es nur anders? Bevor wir uns weiter darüber Gedanken machen konnten, hörte Erich als er das Zelt betrat etwas rascheln und bemerkte, dass in seinem Bett bereits wieder jemand auf ihn wartete.
     
     

Kapitel 7 – Tod auf dem Sommerfeld
     
    Mit fünf Lederbändchen an seinem Arm machte sich Erich auf den Weg zum Sommerfeld. In der zurückliegenden Nacht hatte er zwar nicht viel Schlaf gefunden, aber das was er in den Stunden, die er mit den Frauen aus dem Dorf verbrachte, gelernt hatte, lenkte ihn ein wenig von der Verwirrung ab, die ihm das letzte Gespräch mit Amarill bereitet hatte. Er bekam das Mädchen einfach nicht aus seinem Kopf und in den nächsten Stunden gab es kein anderes Thema worüber er mit mir reden wollte. Bei jedem Schritt spürte er das Pochen zwischen seinen Beinen und die mal fordernden, mal verspielten Hände, die während der ganzen Nacht über seine Haut geglitten waren. In seiner Vorstellung gehörten Sie alle Amarill.
    Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, so wie Laubschatten vorhergesagt hatte und der Waldboden dampfte in den wärmenden Strahlen der Sonne. Auch Erich hatte das Gefühl tief im Inneren noch immer zu glühen, wie ein Stück Eisen, das Mamre nur kurz ins Wasserbad tauchte, um es zu härten.
    Kurz nach Sonnenaufgang hatte Sirr ihn geweckt und die Frau, die an ihn geschmiegt in seinem Bett gelegen hatte aus dem Zelt gescheucht. Nun stolperte er verschlafen hinter den anderen her und ließ die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder und wieder ablaufen. Je mehr er mir darüber erzählte, desto sicherer wurde er in der Wortwahl und fast schaffte er es mich von seiner Version der Ereignisse zu überzeugen. Aber ich war die ganze Zeit über dabei gewesen. Ich wusste was geschehen war. Erich war zu erschöpft, um dabei mehr als ein angenehmes Kribbeln in seinem Bauch und ein gutes Stück darunter zu spüren, aber er stellte fest, dass es dennoch eine erstklassige Ablenkung war. Er bekam kaum mit, wie hoch die Sonne schon gestiegen war, als wir die zweite Schneise, die Wahnsinn genannt wurde, überquerten und in den immer lichter werdenden Wald eindrangen, der die Hügel um das Sommerfeld herum bedeckte. Er bekam noch nicht einmal die unzähligen gemurmelten Gebete des Halken mit. Umso überraschter war er, als er zum ersten Mal bewusst wahrnahm, wie sehr sich die Umgebung verändert hatte. Kein einziger der Bäume in Sichtweite schien gerade gewachsen zu sein. Alle wanden sich wie unter Schmerzen in den Himmel, oder sogar wieder zurück zur Erde. Manche bildeten hoch am Stamm Wurzeln aus oder streckten ihre Äste der Erde entgegen. Auch die wenigen Tiere an diesem Ort wurden von der Magie des Felds verändert. Ameisen schmückten ihre Hügel zu bizarren Burgen aus, in die Äste und Knochen eingearbeitet waren und es gab ganze Haine, die vor lauter Spinnennetzen, die dick wie Wolle an den abgestorbenen Ästen hingen, kaum mehr zu erkennen waren. Laubschatten machte stets einen großen Bogen darum. Und dann kamen wir an die dritte Schneise. Die Luft darüber flirrte in der Sonne und auch wenn das ein alltägliches Phänomen war, zögerten die Hürnin einen Moment diese letzte Schwelle zu überschreiten.
    „Wie wurde diese Schneise noch mal genannt?“, wollte Sirr wissen, die die angespannte Atmosphäre als einzige genoss.
    „ Wehe.“, antwortete Laubschatten schnaufend. Der Weg vom Dorf bis hier her war ihm nicht leicht gefallen, aber er hatte es sich nicht nehmen lassen die kleine Gruppe zu begleiten.
    „ Haltet euch an diesen Wasserlauf, dann könnt ihr nicht irr gehen. Viele jener Wesen, die auf dem Sommerfeld hausen, scheuen sich vor fließendem Wasser und jene, die es nicht tun … nun ja, es ist nie einfach jenes Sommerfeld zu überqueren. Bleibt nicht stehen, bis ihr erneut diese Schneise des Wehe überschreitet, selbst wenn die Dunkelheit hereinbrechen sollte. Jenes Feld spielt Sinnen oft Streiche und manchmal ist schon nichts mehr zu

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