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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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um einen weiteren Felsbrocken hinunter zu schleudern, erkannten wir auch, auf wen es die Skelette da abgesehen hatten.
    „ Chulak!“, flüsterte Sarn. „Er ist uns tatsächlich bis hier gefolgt. Dieser Idiot!“
    „ Was machen wir jetzt?“, fragte Erich ängstlich. Er fühlte den Drang Chulak und seinen Männern beizustehen, konnte sich aber nicht vorstellen, dass sie eine Chance gegen diese Erdskelette hatten, selbst wenn sie sie von beiden Seiten in die Zange nahmen. Wie viele Männer konnte Chulak schon haben? Fünf oder zehn? Die Skelette waren hingegen so zahlreich, dass Erich sie auf die Schnelle gar nicht zählen konnte.
    Es war Kern, der die Entscheidung kurzerhand nach seiner eigenen Vorstellung gestaltete. Er zog sein Messer, das im Angesicht der Waffen der Skelette ziemlich lächerlich wirkte und stürmte mit einem lauten „Geronimo!“ nach vorn. Sein Dämon folgte ihm wie ein im Sturm flatterndes Kriegsbanner.
    Sarn und den anderen blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. „Angst wird mich durchdringen.“, rief Sarn, während er sein Tempo beschleunigte. „Sie wird vorübergehen, ich werde zurückbleiben.“
    Der Halken hielt plötzlich eine Metallstange in der einen Hand, sein Haumesser in der anderen und folgte Sarn.
    Auch Erich griff zitternd nach seinem Messer, selbst wenn er keine große Hoffnung hatte mit dem Ding, dessen Klinge kaum so lang war wie seine Hand, viel ausrichten zu können. Ich wollte in seinen Körper fahren, aber als er mich bemerkte, schüttelte er nur den Kopf.
    Um das in ihm aufsteigende Gefühl der Panik zu bekämpfen, brüllte er stattdessen den Skeletten einen unartikulierten Kampfschrei entgegen. Der Halken wollte ihm in nichts nachstehen und stimmte ein Kriegsgebrüll an, das die Erde zum Zittern brachte und das so klang, als würde er sich dafür der Kraft von Hund bedienen.
    Einer von Chulaks Männern hatte uns inzwischen entdeckt und rief etwas, das nicht zu verstehen war, das aber ohne Zweifel Erleichterung ausdrückte.
    Und bevor ich das alles so recht begreifen konnte, war Kern bei einem der Skelette angekommen und rannte es mit einem dumpfen Knacken über den Haufen. Der Halken war nun dicht hinter ihm und zerschmetterte einen Schädel, dass die Knochensplitter nur so durch die Gegend flogen. Und dann noch zwei weitere in rascher Folge. Wie Marionetten mit durchtrennten Schnüren sackten die grotesken Wesen in sich zusammen und blieben regungslos liegen. Kaum hatten die anderen Hürnin die Skelette erreicht als sie auch schon merkten, dass Kern nicht stehen blieb, um mit ihnen zu kämpfen, sondern weiter zwischen ihnen hindurch auf die Mauer zu rannte. Er schlug Haken, um den nach ihm ausgestreckten Knochenfingern auszuweichen und hielt auch dann nicht an, als er die Mauer erreicht hatte. Erich war schon mitten unter den Kreaturen aus Erde und Knochen, als er sah, wie Kern um eine Mauerecke bog und dahinter verschwand. Mein Herr war verwirrt und wurde langsamer. Warum kämpfte Kern nicht? Ich konnte hören wie der Halken fluchte und kehrt machte, um mit seinem Arm einen Schlag abzufangen, der Erich gegolten hatte.
    „Nicht stehen, verdammt!“, fluchte auch Sarn, der dicht hinter ihm war. „Überrennen und dann nichts wie weg!“
    Erich verstand. Wie in der Geschichte, die Sarn erzählt hatte. Wenn sie schnell genug waren, konnten sie es schaffen die Skelette abzuschütteln. Wie schnell konnten diese Knochenhaufen schon sein, ohne Muskeln und Sehnen?
    Auch Chulak und seine Männer schienen zu begreifen und gaben ihre Position halb springend halb rollend auf. Bei einem Blick zurück konnte Erich etwa zehn Männer erkennen, die die Füße in die Hand nahmen und dem noch immer laut Zeter und Mordio schreienden Kern folgten.
    Ich glaube nicht, dass Kern das so geplant hatte, wenn er überhaupt auch nur einen einzigen Gedanken darauf verschwendete, was er da tat, aber es schien tatsächlich zu funktionieren. Die Skelette hefteten sich zwar an unsere Fersen, bewegten sich aber so langsam, dass sie schon bald keine Gefahr mehr darstellten. Das interessierte Kern aber kein bisschen. Er rannte immer weiter und die anderen mussten sich anstrengen, um ihn im Dunst nicht aus den Augen zu verlieren. Er stoppte erst auf einer weiteren, kleineren Mauer, die unter einem lange zurückliegenden Feuer gelitten hatte und geschwärzt aus der Ebene ragte. Er steckte sein Messer ein und drehte sich daraufhin mit stolz geschwellter Brust und seltsam abgespreizten Fingern zu

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