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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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ließen das Siegel hinter uns und folgten weiter dem kümmerlichen Rinnsal, das der Regen für kurze Zeit hervorgebracht hatte und das wohl bald schon wieder verschwinden würde. Die gesamte Ebene fiel leicht nach Süden hin ab und so war es nicht schwer die Richtung beizubehalten, auch wenn unser Sichtfeld immer mehr von dem Nebel begrenzt wurde, der bewegungslos über dem Feld lag. Doch dann bemerkte der Halken, dass wir im Kreis gelaufen waren.
    „ Hier waren wir schon. Der Halken kennt diesen Busch.“
    „ Bist du dir sicher?“, wollte Sarn wissen. „Wir sind immer dem Wasser gefolgt, wir können nicht im Kreis gelaufen sein.“
    „ Der Halken irrt sich nicht.“, antwortete der Halken und deutete auf einen noch dampfenden Kothaufen, der wie eine fette Kröte unter den ausladenden Ästen des Busches lag. Sirr verzog angewidert ihr Gesicht. Noch bevor sie sich abwenden konnte, begann der Haufen, den der Halken unter den Busch gesetzt hatte, plötzlich zu zucken, sich in die Länge zu ziehen und eine schleimige Spur hinterlassend wie eine Schnecke wegzukriechen.
    Erich schrie vor Schreck auf und der Halken murmelte ein Gebet.
    „Lasst uns einen Weg finden nicht noch einmal die Richtung zu verlieren.“, sagte Sarn mit einem Blick auf den kriechenden Kothaufen.
    Beunruhigt berieten sie, wie es möglich sein konnte, dass sie sich verlaufen hatten und kamen zu dem Schluss, dass sie nur am Siegel vom Weg abgekommen sein konnten. Nur dort hatten sie das Wasser kurz aus den Augen gelassen. Ein zweites Mal sollte das nicht passieren und sie achteten genau darauf, sich zu keinem Zeitpunkt vom Wasser zu entfernen, während wir weitergingen.
    Tatsächlich passierten wir kurz darauf wieder ein Siegel, konnten aber nicht mit Sicherheit sagen, ob es das war, was wir schon kannten. Es sah zumindest genau so aus. Sorgfältig darauf achtend, dass wir nah am Wasser blieben, setzten wir unseren Weg fort. Die unnatürliche Stille wurde nun immer wieder von vereinzelten Geräuschen unterbrochen, bei denen es sich von einem leisen Wimmern über fernes Donnergrollen bis zu einem wütenden Schrei, der ganz aus der Nähe zu kommen schien, um alles Mögliche handeln konnte. Am schlimmsten waren die gewisperten Worte, die immer knapp unter der Schwelle des Verstehbaren blieben und auch einen hartgesottenen alten Kämpfer wie Sarn auf die Dauer in den Wahnsinn treiben konnten.
    Inzwischen war auch Kern nicht mehr ganz so entspannt. Er deutete immer wieder in den Nebel hinein um uns etwas zu zeigen, das aber keiner sah und murmelte etwas vor sich hin, das keiner verstand. Vielleicht stand er aber auch nur den wispernden Worten Rede und Antwort. Ich weiß nicht, welche Erklärung beunruhigender war.
    Nach einer weiteren Stunde endete der kümmerliche Wasserlauf in einer Pfütze, die dunkel wie Blut glänzte und auch ganz danach roch. Die Hürnin blieben kurz stehen, um zu beratschlagen, wie es weitergehen sollte. Tau lag auf ihrer Kleidung und raubte ihnen jegliche Farbe. Nur Sirr war davon nicht betroffen. Schwarz und unberührt stand sie barfuß zwischen den frierenden Hürnin.
    Ein schmales Bachbett, das kein Wasser führte, erstreckte sich weiter in Richtung Südosten, aber Sirr schlug vor, dass sie den direkten Weg nach Süden einschlagen sollten. Ohne Wasser als Wegweiser war eine Richtung so gut wie die andere und da Sirr überzeugt davon war, dass wir im Süden einen kürzeren Weg vor sich hatten, folgten wir ihrem Vorschlag. Es dauerte nicht lange und wir hörten das Klirren von Waffen. Erst nach einer Weile begriffen wir, dass es sich dabei nicht um eine weitere Vision handelte, sondern dass da vor uns tatsächlich ein Kampf stattfinden musste. Wir konnten nicht nur hören, was geschah, sondern die feinen Vibrationen auch im Boden spüren.
    Vorsichtig pirschten wir uns näher heran und sahen eine Horde von Skeletten, die nur noch  durch Erde, Wurzeln und irgendeinen hartnäckigen Zauber zusammengehalten wurden. Sie belagerten mit rostigen Waffen in den Händen eine Ruine aus Stein, die einmal zu einer Bastion oder einer anderen kleineren Verteidigungsanlage gehört hatte und wurden von den Verteidigern auf den Mauern mit Felsbrocken beworfen. Die schweren Steine zerschmetterten Knochen und rissen ganze Teile aus den Skeletten, aber es waren viel zu viele, um sie damit dauerhaft daran zu hindern durch die Risse in der Mauer zu steigen, oder kletternd hineinzugelangen. Als einer der Verteidiger höher auf die Mauerkrone stieg,

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