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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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verbliebenen Skelette.
    Da von ihnen erst einmal keine Gefahr mehr zu drohen schien, begannen die Hürnin eilig die Verletzten zu versorgen und nach der verschütteten Ausrüstung zu graben. Ich fand eine volle Wasserflasche, wusch damit Erichs Wunden und verband sie mit einem halbwegs sauberen Tuch. Dann hatte ich Gelegenheit den Krater in Augenschein zu nehmen, der direkt unter unseren Füßen entstanden war. Er roch seltsam. Nach feuchter Erde aber auch nach etwas anderem, das ich nicht bestimmen konnte. Der Geruch brannte unangenehm in Erichs Nase. So sehr ich die Hürnin um manche Empfindungen beneidete, der Geruchssinn gehörte nicht dazu.
    Einer von Chulaks Männern, der am Grund des Kraters nach seinen Sachen suchte, kippte plötzlich einfach um und blieb regungslos liegen. Chulak wollte zu ihm eilen, begann aber ebenfalls zu schwanken und schaffte es mit letzter Kraft zurück nach oben.
    „Giftige Dämpfe!“, keuchte er. Er hatte seine Augen zusammengekniffen, aber trotzdem ergoss sich aus ihnen ein stetiger Strom von Tränen. „Wir müssen hier weg.“
    Während sich die anderen zurückzogen, holte der Halken tief Luft und stieg noch einmal in den Krater hinunter, um sich den Mann über die Schulter zu werfen und bei der Gelegenheit auch gleich noch einen Rucksack aus der Erde zu ziehen. Er hatte den Krieger gerade am Kraterrand abgelegt und suchte die Erde nach weiteren Gegenständen ab, die zu holen es sich lohnte, als ein Blitz den Nebel um uns herum teilte und genau im Zentrum des Kraters einschlug. Feuer und heiße Luft warfen die herumstehenden Hürnin von den Beinen und als wir in Panik aufblickten, sahen wir, dass sich der Krater in eine überdimensionale Feuerschale verwandelt hatte, die lichterloh brannte. Eine schwarze Wolke, die darüber aufstieg, malte wie eine Kohle einen dicken schwarzen Strich durch den Nebel. Als wir uns umschauten sahen wir, dass um uns herum weitere solcher Feuer brannten.
    „Gas …“, sagte der Halken hustend.
    „ Was?“, wollte Chulak wissen.
    „ Brennende Luft. In den Sümpfen im Westen kommt es aus dem Boden und brennt. Lustig. Und gefährlich. Wo es Gas gibt, gibt es Öl und wo es Öl gibt, sind die Ahnen nicht weit. Der Halken muss jetzt beten.“
    Während sich der Halken hinkniete, um zu beten, versorgten die anderen weiter die Verwundeten. Ich ließ mich aus Erichs Körper gleiten, nachdem ich ihn möglichst sanft auf eine Decke neben der Mauer gebettet hatte. Inzwischen war vom Nebel ringsum nichts mehr zu sehen und an einem dunkler werdenden Himmel tauchten die ersten Sterne auf. Mehr als ein Hürnin blickte sorgenvoll nach oben oder versuchte an Chulaks und Sarns Gesichtern abzulesen, wie ernst ihre Lage war. Genau so gut hätten sie in einen Spiegel schauen können.
    Es dauerte nicht lange, bis Erich wieder zu sich kam und sich den schmerzenden Kopf haltend aufrichtete. Das erste was er danach machte war sich zu übergeben und dann wieder hinzulegen.
    „ Wir können hier nicht bleiben.“, warnte Sirr. „Laubschatten hat uns davor gewarnt Halt zu machen.“
    „ Chulak, wie geht es deinen Männern?“, wollte Sarn wissen, nachdem er Sirr zur Bestätigung zugenickt hatte. Der Barbarenkrieger wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Besser als man nach diesem Wahnsinn erwarten würde. Warum habt ihr das Ritualmesser gestohlen?“
    Sarn sah Chulak regungslos ins Gesicht, Sirr stand erstarrt neben ihnen.
    „Wir haben ihn nicht gestohlen. Es war mehr … ein Versehen.“
    Mit diesen Worten griff Sarn in seine Tasche, die er an seiner Seite trug und zog einen in Stoff gehüllten Gegenstand heraus, bei dem es sich nur um das Messer handeln konnte, das Erich Kern abgenommen und danach seinem Lehrmeister ausgehändigt hatte. Sirr zuckte zusammen und griff unwillkürlich in ihren Umhang. Ein Ausdruck von Verwirrung breitete sich in ihrem Gesicht aus, auch wenn sie versuchte ihn zu verbergen. Sarn und Erich bemerkten ihn sofort, reagierten aber nicht darauf.
    Chulak nahm das Bündel von Sarn entgegen und wickelte es aus. Es war das Messer und Sirrs Gesichtszüge entspannten sich.
    „ Erklärt mir, warum es deiner Meinung nach ein Versehen war und ich werde mir die Sache überlegen. Der Rat muss nichts von alledem erfahren. Was auf dem Sommerfeld geschieht bleibt auf dem Sommerfeld.“
    Sarn warf Erich und Sirr einen Blick zu und seufzte. „Kern hat das Messer an sich genommen. Ich weiß nicht warum. Er wird es selbst nicht wissen. Als wir es

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