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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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tief in den Höhlen.
    „ Ihr habt nicht zufälligerweise etwas zu essen im Haus?“, fragte er gerade heraus.
    „ Nein.“, antwortete Ba mit einem traurigen Unterton in der Stimme. Sie trug ihre Haare noch immer zu einem Zopf zusammengefasst und war nur so von ihrer Schwester zu unterscheiden, die ihr ansonsten wie ein Ei dem anderen glich. „Aber ihr werdet den Hunger noch eine Weile ertragen können. So oder so ist es besser nicht mit vollem Magen nach Chonled zu gehen.“
    „ Was soll das heißen?“, wollte Sarn wissen.
    „ Ihr wollt nicht in die Verlegenheit kommen, euch in der Burg nach einem Abort umzusehen, glaubt mir.“, antwortete Ja lächelnd. Als sie bemerkte, dass diese Aussage nur ein weiteres Rätsel für Erich und Sarn war, fügte sie hinzu: „Chonled ist das Reich der Verstorbenen. Sie würden es nicht gut heißen, wenn man ihre Domäne derart verunstaltet. Mit den Toten in Kontakt zu treten ist auch so schon nicht einfach. Man sollte sich davor hüren sie zu beleidigen, denn sie haben es verlernt zu verzeihen.“
    Sarn war sich nicht ganz sicher, ob er richtig verstanden hatte, aber er nickte. „Wo sind die Kamele? Erich braucht ein neues Hemd und ich  … “ Ja unterbrach ihn.
    „ Lasst den Tieren ihre Freiheit. Sie haben es ebenso wenig verdient von anderen herumkommandiert zu werden wie ihr oder wir. Dein Schüler kann den Umhang haben, der im Gang hängt. Sei nicht schüchtern, hol ihn ruhig. Er gehört nun dir. Vielleicht wird er dir bei den Toten behilflich sein.“
    Während Erich die paar Schritte zurück zur Tür ging, traten Ba und Ja an Sarn heran und offenbarten ihm leise, dass dieser Umhang Dag, ihrer dritten Schwester, gehört hatte, die vom Scharif getötet worden war. Und dann sagten sie: „Was auch immer in Chonled geschieht, tut keinem Geschöpf etwas zu Leide, egal wie gefährlich oder abstoßend es auch erscheinen mag. Wer dort tötet, ist selbst dem Tod geweiht. Ah! Passt wie angegossen!“
    Erich war da anderer Meinung. Er musste den Umhang fest um seine Schultern ziehen, damit er nicht verrutschte und er war auch ein ganzes Stück zu lang. Aber er beschwerte sich nicht sondern bedankte sich bei den Schwestern.
    „ Wir wünschen euch Erfolg und Frieden auf eurer Reise nach Drachall.“, sagte Ba zum Abschied. „Reist wie der Falke. Hoch, schnell und mit der Sonne im Rücken, damit eure Feinde euch auch im hellen Tageslicht nicht sehen.“
    Sie setzten sich in Bewegung, aber Sarn hielt sie noch einmal zurück.
    „Wartet! Es gibt noch so viel was ich euch fragen muss. Warum kommt ihr nicht mit uns und wir kämpfen gemeinsam gegen den Scharif? Ihr wisst viel mehr darüber, was hier passiert und habt offensichtlich Zauberkraft.“
    Ja wandte sich traurig lächelnd um, während ihre Schwester schon die unterirdische Behausung betrat. Mitleid war aus ihren Gesichtszügen herauszulesen.
    „Armer Sarn. Weißt du nicht, dass wir nicht mit euch gehen können? Du warst ein Krieger, dann ein Geschichtenerzähler und hast gelernt, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss, um ans Ziel zu kommen. Wir sind auf einer Straße, die sich um die Flanken eines Berges windet und ihr seid uns dort begegnet, als wir auf einem Vorsprung weit über euch standen. Vielleicht führt euch euer Weg eines Tages auch zu diesem Vorsprung, vielleicht entscheidet ihr euch für eine andere Abzweigung, aber wir können nicht zu der Stelle hinuntersteigen, an der ihr euch gerade befindet.“
    „ Könnt ihr es nicht, oder wollt ihr es nicht?“, fragte Sarn frustriert.
    „ Ich hoffe wir werden den Tag nicht erleben, an dem es notwendig sein wird die Straße zu verlassen, um in der Felswand unseren Weg zu suchen. Da wo ihr hingeht, wären wir euch wenig von Nutzen. Nachdem ihr Chonled verlassen habt, gibt es noch genug Futter für eure Schwerter, Dolche und Keulen, aber Baja hat aufgehört zu töten oder zu verletzen. Schon vor langer Zeit. Wir sind diejenigen die säen, nicht die, die ernten. Wir wären euch nicht von Nutzen.“
    Ein trauriger Unterton hatte sich in ihre Stimme gemischt und Sarn kam es so vor als könnte er mit einem Mal graue Haare in ihrer Frisur erkennen, wo zuvor noch keine gewesen waren.
    „Tut keinem Wesen etwas zu Leide, so lange ihr in Chonled seid und sei es eine Mücke, die euch stechen will. Das gilt für alle Bereiche, in denen die Wand zwischen den Welten dünn ist, sei es die der Toten, die der Dämonen oder eine andere. Denkt daran: Wenn ihr an einem Tor, einem

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