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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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und versucht sich die Eingeweide herauszureißen.“
    „ Kein schöner Anblick.“, fügte Ba hinzu.
    Sie mussten Sarn regelrecht zurück in den Gang und durch eine weitere Tür schieben, damit er sich überhaupt in Bewegung setzte. Dabei hörte er nicht auf, Fragen zu stellen. Er wollte wissen, wo Erich herkam, wer die beiden Schwestern waren, was sie mit Erich zu schaffen hatten und wer ihn in die Einsiedelei gebracht hatte. Aber die Schwestern schwiegen. Sie schoben Sarn nur vor sich her.
    Wie groß das Haus der beiden war, konnte man schwer feststellen, denn es gab kaum eine Gerade oder einen rechten Winkel. Zudem hatten sich in allen Ecken Haufen von seltsamen Zeug angesammelt, das keine Funktion zu haben schien. Hier stand ein Korb mit Lederresten, dort eine Schale mit kaputten Knöpfen. Und obwohl man all diese Gegenstände ohne zu zögern als Müll bezeichnen konnte, wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Schwestern mit jeder noch so unbedeutend erscheinenden verbogenen Nadel und jedem noch so kleinen Fadenrest eine Erinnerung verbanden. Ich konnte sehen, wie Ba beiläufig eine kleine Kiste öffnete und einen abgerissenen Schnürsenkel hinein fallen ließ, der von Erichs Schuh stammte.
    „ Danke für eure Hilfe.“, stammelte Sarn schließlich als er versuchte, sich in diesem Chaos zu orientieren und es aufgab Fragen zu stellen, die nicht beantwortet wurden. Er setzte sich erschöpft auf einen Stapel Felle, die vielleicht als Hocker gedacht waren, vielleicht auch nicht, während die Schwestern stehen blieben. Ba hatte ihren Arm um Jas Hüfte gelegt.
    „ Wir sind froh über jede Gelegenheit, in der wir der Ziege am Bart ziehen und allen anderen Dämonen in die Suppe spucken können.“, sagte Ba mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Und bevor wir deine Fragen beantworten, wollen wir erst etwas über dich wissen, Hürnin. Was führt dich an diesen Ort? Du stinkst nach dem Kerker der Ziege und nach dem Tod auf dem Sommerfeld.“
    Sarn saß vor den Zwillingsschwestern wie ein Schuljunge vor seinem Lehrmeister. Ohne etwas auszulassen, erzählte er, wie Erich seinen Weg nach Hornhus gefunden hatte und dass niemand wusste, wer seine Eltern waren. Er berichtete von den Anschlägen auf Erichs Leben und vom Entschluss des Rates Erich, Kern und ihn selbst zu verbannen. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass ihre Gruppe auf dem Weg nach Drachall war und zwei der Ritualmesser aus Hornhus mit sich genommen hatte. Eines, das Kern eingesteckt hatte und das andere, das Sirr gerade aus welchem Grund auch immer mit nach Chonled nahm.
    Die Schwestern blickten ihn lange nachdenklich an, nachdem er aufgehört hatte zu sprechen und Sarn fühlte erneut Unruhe in sich aufsteigen. Seine Neuigkeiten schienen den Schwestern Sorgen zu bereiten, er scheute sich aber nach dem Grund zu fragen. Er ahnte, dass er keine Antwort darauf erhalten würde. Mir wurde plötzlich wieder bewusst, wie still es war. Kein Vogelgezwitscher oder Grillenzirpen drang von draußen herein.
    „ Bleib diese Nacht hier. Morgen werden wir euch nach Chonled bringen. Eure Elfe hat sich wohl vorgenommen jemanden von den Toten zurückzubringen. Dazu braucht sie das Ritualmesser. Sie wird außerdem eure Hilfe brauchen, wenn sie von dort zurückkehren will.“
    Sarn runzelte die Stirn. Mit einem Mal übermannte ihn die Müdigkeit und sein Kopf sackte nach vorn. Er nahm seine Kraft zusammen, um sich gegen den Zauber zu wehren, der sich über ihn legte und schlug noch einmal die Augen auf.
    „Was ist mit Erich?“, fragte er. „Was ist mit seinen Eltern?“
    „ Wir wissen nicht, wer seine Eltern sind oder warum sie oder jemand anderes ihn östlich von Drachall ausgesetzt haben. Aber wir wissen, dass sie nicht von dieser Welt stammen.“
    „ Was soll das heißen? Wie können sie nicht von dieser Welt stammen?“, fragte Sarn träge. Er konnte seine Augen kaum noch offen halten.
    „ Es gibt viele Welten. Vor langer Zeit, als sie noch am Grund des Ozeans allen Seins lagen, waren die meisten von ihnen miteinander verbunden. Heute ist es schwierig geworden zwischen ihnen zu reisen. Ihr Hürnin habt einen Weg in die Dämonenwelt gefunden, vielleicht leben die Eltern dieses Jungen dort.“
    Ich wollte nicht glauben, was ich da hörte. Erichs Eltern sollten in meiner Welt leben und Erich in diese Welt gebracht haben?
    „Aber wie …? Warum …?“
    „ Wir haben ihn auf das Sommerfeld gebracht. Dort ist die Mauer zwischen den Welten dünn. Wir haben Dinge gesehen,

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