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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Blick zu, der nun auf einem Tisch neben dem Backofen hockte und seine Knie mit den Armen umschlungen hielt. Aber auch da hielt er es nicht lange aus. Wie ein eingesperrtes Tier huschte er in die nächste Ecke, nur um auch von dort bald wieder zu fliehen.
    „Er hat Recht. Ich kann nicht weiter. Ich habe zu viele Männer getötet. Ich kann mich nicht allen auf einmal stellen. Du musst gehen und die beiden anderen finden. Wenn sie noch leben. Es tut mir leid.“
    Erich schluckte schwer. Sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals und es wollte sich bei dem Gedanken daran allein durch dieses unheimliche Gemäuer zu streifen nicht beruhigen. Er versuchte sich vorzustellen, wer bei den Toten auf ihn warten würde. Mamre, Oswy, seine Eltern … Schließlich nickte er bleich.
    „Lass das Messer besser hier.“, fügte Sarn hinzu.
    Erich legte das Messer auf einem Tisch ab und zog den Umhang fester um seine Schultern.
    „Falls ich mich irgendwie komisch verhalten sollte …“, flüsterte er mir zu „… dann hast Du meine Erlaubnis mich da wieder raus zu holen.“
    Ich war mir nicht so sicher, ob ich an einem Ort wie diesem wirklich dazu in der Lage war, aber ich versprach es ihm.
    Und so wagte sich Erich erneut in den Bereich der Toten. Zerbrochene Keramik knirschte unter seinen Füßen als er mit angehaltenem Atem an den Regalen voller Geschirr vorbeikam und die nächste Tür öffnete. Sie führte in einen dämmerigen Gang, in dem jemand auf ihn wartete. Eine massige Gestalt stellte sich ihm in den Weg und musterte ihn mit unbarmherzig kalten Augen. Zumindest war es das, was Erich mir erzählte, während er starr vor Angst ins Leere starrte. Ich wusste sofort, dass es sich um den Geist von Mamre, dem Schmied aus Erichs Dorf handelte. Erich bestätigte es. „Er sieht aus, als hätte man ihn aus einem Block Eis geschnitzt. An manchen Stellen ist er weiß wie Schnee, während an anderen die Wände und der Boden hinter ihm durchschimmern. Kälte breitet sich um ihn aus und sinkt wie ein Wasserfall zu Boden.“
    „ Warum hast du mich getötet? “, verlangte Mamre bitter zu wissen. Ich konnte ihn nicht sehen aber hören. Seine Stimme klang wie ein Berg, der von einem Gletscher zermalmt wird.
    „ Ich … “ Erich schluckte, aber trotzdem hatte er Probleme seine Stimme wieder in Gang zu bringen. „Ich wollte das nicht. Es tut mir Leid!“
    Mamre ging einen Schritt auf Erich zu, der stehen blieb, unfähig sich zu rühren.
    „ Du bist ein Hürnin. Ein Mörder und Dämonenknecht! “, knurrte Mamre und kam weiter auf ihn zu.
    „ Du hast mich umgebracht. Du hast das ganze Dorf ausgelöscht! “ Erich ließ den Kopf hängen. Tränen stiegen in seine Augen und seine Hände zitterten.
    „ Das ist die Natur der Dinge.“ , sagte ich. „Jedes Lebewesen stirbt. Er soll froh sein, dass er einen schnellen Tod hatte und nicht lange leiden musste. “
    „ Hat … hat es weh getan?“, fragte Erich mit leiser Stimme.
    Mamre stieß einen wütenden Schrei aus und Erich wich einen Schritt zurück.
    „ Ich weiß es nicht! Verdammt noch mal, ich kann mich nicht daran erinnern. Ich weiß nicht mehr, was Schmerz war, oder Wärme! Das sind alles nur noch Worte, die nichts bedeuten! Du hast mir mein Leben genommen! Alles was ich hatte! Gib es mir zurück! Gib mir zurück, was du gestohlen hast! “
    Mamre riss seine Arme hoch um Erich zu packen und der stolperte rücklings zurück in den Lagerraum, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Ich versuchte ihm beizustehen, aber Erich ließ mich nicht. Es war auch gar nicht nötig. Egal wie hasserfüllt Mamre auch dreinschaute, er konnte Erich nichts anhaben, noch nicht einmal berühren. Wie ein Berserker schlug er um sich, ohne etwas zu treffen oder auch nur in Erichs Nähe zu kommen. Vorsichtig raffte sich Erich wieder auf und versuchte Mamre mit entschuldigenden Worten zu beruhigen.
    „ Lasst es gut sein, Herr. Ihr könnt ihm nicht helfen. “
    Mamre hatte begriffen, dass er mit seiner nicht mehr vorhandenen Körperkraft nichts ausrichten konnte und verlegte sich auf die einzige Waffe, die ihm noch verblieben war: seine Stimme.
    Ich war mir nicht sicher, ob Erich sie mit seinen Ohren wahrnahm, oder mit seinem Herzen, aber es machte keinen Unterschied. Als Mamre anfing wie ein waidwundes Tier zu brüllen, presste sich Erich die Hände auf die Ohren und wich zurück.
    „ Ich … alles … …, um … … … was ich getan ...“, versuchte Erich gegen Mamre anzuschreien, aber gegen die gewaltige

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