Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

sein. Er war zu nichts nutze.“
    Für einen Augenblick fühlte ich mich dazu gedrängt etwas darauf zu erwidern, aber dann sah ich ein, dass sie wohl Recht hatte. Viele Horndämonen konnten ihre Herrn einfach nur begleiten. Nicht jeder von uns konnte eine besondere Fähigkeit vorweisen und obwohl die meisten in der Lage waren sich des Körpers ihres Herrn zu bemächtigen, brauchte es Übung  um ihn richtig einzusetzen und ihrem Herrn damit von Nutzen zu sein. Ohne einen triftigen Grund wie einen Krieg kam auch niemand auf die Idee diese Fähigkeit zu trainieren.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als der Verfolger, den der Scharif auf uns gehetzt hatte auftauchte und ohne Vorwarnung angriff.
    Das Wesen, das in faltige schwarze Haut gehüllt war, sah aus, als hätte man einem Kind das Bild einer besonders hässlichen Krabbe und einen Haufen menschlicher Haut und Knochen in die Hand gedrückt und es aufgefordert das eine mit dem anderen nachzubauen. Wie das Ding, das Erich 'Knochenfrucht' taufte, zusammenhalten, geschweige denn sich so schnell bewegen konnte, war mir ein Rätsel.
    Der Halken war als erster von seinem Kamel herunter und stellte sich dem Angreifer entgegen. Auf einer Seite des Dings saß an einem langen Arm ein Schädelknochen, der das Gelenk für ein halbes Dutzend Knochensplitter und Finger bildete, auf der anderen Seite schwenkte das Wesen einen zu einer Keule umfunktionierten Hüftknochen. Es fletschte Zähne, die aus mehreren Reihen von Wirbelsäulenfortsätzen bestanden und an seinem hinteren Ende konnte ich einen Schwanz sehen, bei dem sich Rippen umeinander wanden und nach außen durch die schwarze Haut drangen.
    Aber auch der Halken machte keinen besonders friedfertigen Eindruck. Überall auf seinem Körper begannen seine kleinen Helfer aus ihrem Schlaf zu erwachen und überzogen den Halken mit einer ganzen Armee von Stacheln, Platten und fliegenden Geschossen. Aus seinen Haaren machten sich gepanzerte Heuschrecken auf den Weg, die sich wie die Platten eines Helms über sein Gesicht legten, auf seinen Handrücken stellten sich Dornen auf, die ihren Ursprung irgendwo unter seiner Haut haben mussten und um seinen Kopf summten zornige Insekten. Ich fragte mich, wo er all diese Tiere gefunden haben mochte. In Hornhus hatte er sie jedenfalls noch nicht bei sich getragen.
    Trotzdem musste sich die Knochenfrucht, die doppelt so groß war wie der Halken keine allzu großen Sorgen machen. Sie sah nicht so aus, als ob sie sich für Insekten oder Rüstungen interessieren würde. Ihr war zuzutrauen, dass sie den Halken einfach in der Mitte durchbeißen würde, falls sie ihn zu fassen bekam.
    Erich wurde unsanft aus dem Kamelsattel geworfen, als Sirr absprang, um dem Ork beizustehen. Auch Sarn bemühte sich festen Boden unter die Füße zu bekommen, aber er hatte einige Probleme mit Kern, der keine Lust hatte vom Kamel zu steigen.
    In der Zeit, die Sirr brauchte um abzusteigen stand der Halken dem Ding erst einmal allein und nur mit seiner langen Stange bewaffnet gegenüber. Dennoch strahlte er eine Gelassenheit aus, als würde da nur ein lauer Windhauch auf ihn zukommen. Im Kristallgefüge sah ich, wie Hund die Kontrolle über den Körper seines Herrn übernahm. Sein Stand wurde breiter, seine Bewegungen geschmeidiger und seine Reflexe schneller.
    Die Knochenfrucht schnappte nach ihm und der Halken rammte ihr seine Stange von oben durch eine der fleischigen Gliedmaßen bis in den trockenen Boden. Grauer Schleim tropfte aus der Wunde und die Knochenfrucht stieß einen gurgelnden Schrei aus. Ohne auf die Verletzungen zu achten, die sie sich selbst dabei zufügte, riss sie sich los und schnappte erneut nach dem Halken. Der konnte sich gerade noch rechtzeitig unter den aufeinanderschlagenden Wirbelsäulenkiefern wegducken, aber dann war auch Sirr bei ihnen und begann die Knochenfrucht mit den scharfen Klingen am Ende ihres Stocks zu zerteilen.
    Sie landete drei oder vier Treffer, bis ihre Klinge in einem Knochen stecken blieb und die Knochenfrucht den Klingenstab mit ihrer Klauenhand zu fassen bekam. Mühelos brach sie die Waffe entzwei und wollte ihre Hüftkeule auf Sirr herabsausen lassen, als sich der Halken mit der vollen Stärke, die ihm sein Dämon Hund verlieh, gegen den Bauch des Monsters warf. Die Knochenfrucht stolperte nach hinten und bohrte sich beim Hinfallen die Metallstange des Halken so tief in ihre linke Seite, dass sie auf der Vorderseite wieder austrat. Doch das Monster schien weder