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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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erst einmal ein paar Fragen beantworten, bevor du uns welche stellst.“, sagte Sirr kalt.
    „ In Ordnung.“, erwiderte Siroco mit einem nachsichtigen Lächeln. „Was möchtest du von mir wissen?“
    Sirr öffnete den Mund, aber sie sagte nichts. Amal sprach für sie.
    „ Wie viele hast du schon dem See übergeben? “
    Sirocos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen während Sarn und die anderen Sirr entgeistert anblickten. Nur Erich wusste, wer da gesprochen hatte und er hoffte, dass Sirr wieder die Kontrolle über ihren Körper zurückgewinnen konnte, bevor Amal etwas anrichtete, was nicht wieder gutzumachen war. Was Amal da sagte, schien Siroco zutiefst zu treffen.
    Doch seine Antwort war weniger feindselig, als er erwartet hatte.
    Beinahe sanft sagte er: „Ich habe getötet, wenn das notwendig war. Man kann die Welt nicht verändern, ohne das Schicksal der Menschen darin zu verändern. Aber jeder Tod ist ein Tod zu viel. Wenn du das damit sagen wolltest, hast du Recht.“
    Der Halken hatte sich geschwächt auf eine der Liegen fallen lassen und holte nun tief Luft.
    „ Die schwarze Ziege sucht nach einer Waffe. Einer Waffe, die einen Dämonen tötet.“, sagte der Halken. „Erich trägt ein Messer bei sich. Es öffnet Welten und tötet Dämonen.“
    Nun sahen die anderen den Halken mit ungläubigen Blicken an. Wie konnte er das nur einfach so verraten? Auch wenn Siroco und die Peregrin eingeschworene Feinde des Scharif waren und das Messer uns bisher nicht viel Glück gebracht hatte, war es bestimmt keine gute Idee ihm davon zu erzählen, bevor wir mehr über Siroco und seine Peregrin wussten. Das Messer war zu wichtig, um es aufs Spiel zu setzen. Vielleicht hatte der Halken damit unseren einzigen Trumpf verspielt, den wir einsetzen konnten, um das Versteck der Peregrin wieder lebendig verlassen zu können.
    Doch Siroco beugte sich nur zu der Nackten auf seiner Liege herunter und küsste sie auf die Wange. Nun konnte ich deutlich sehen, dass er weinte. Mit einem Mal verstummte das Gemurmel der anderen Frauen.
    „ Ah. Das habe ich also gesehen. Zeigt es mir. Zeigt mir dieses sagenhafte Messer, das in der Lage sein soll Dämonen zu töten.“
    Erich griff in seinen Umhang und zog das Messer heraus. Sirr wollte danach greifen, aber die Frau neben ihr war schneller. Bevor Sirr sie Frau aufhalten konnte, griff sie zu. Sirr wollte es dabei nicht bewenden lassen und griff nach dem Arm der Frau, doch sie wurde von einer zweiten zurückgehalten. Bevor sie etwas dagegen tun konnte, hatten die Frauen das Messer schon an Siroco weitergereicht. Das alles ging so schnell, dass Erich es kaum mitbekam. Die Leibwächterinnen Sirocos, oder was auch immer diese Frauen waren, waren stärker als sie aussahen. Viel stärker, wenn sie so leicht mit Sirr fertig werden konnten, denn auch ohne ihren Dämon steckte noch eine Menge Kraft in ihr.
    Die Augen der Elfe funkelten eisig und auch Sarns Laune näherte sich dem Tiefpunkt. Nur der Halken saß weiterhin mit unbeweglichem Gesicht da, so als würde er auf etwas warten.
    Langsam drehte und wendete Siroco das in feinen Nebel gehüllte Messer in seinen Händen um es von allen Seiten zu betrachten. Dann packte er es und stieß zu.
    Erich und die anderen sprangen mit einem Aufschrei auf ihre Beine als das Messer knapp unterhalb seines Handgelenks in seinen Unterarm eindrang und ihn ebenso schnell wieder verließ. Blut quoll aus beiden Seiten der Wunde und tropfte auf die Schlafende und die weißen Laken.
    Siroco hatte die Augen geschlossen. Seine Lippen zitterten.
    Die Frauen um ihn herum stimmten wieder ihren Gesang an, als ob nichts geschehen sei. Erst jetzt bemerkte Erich, dass sie alle mit gekrümmten Dolchen bewaffnet waren, die aussahen, als wären die Klingen aus den Zähnen irgendeines Tiers gefertigt worden.
    Während der Blutstrom aus der Wunde langsam schwächer wurde und schließlich verebbte, wiegten die anderen Frauen ihre Körper wie Gras, durch das der Wind fährt. Doch gleichzeitig hielten sie ihre Dolche griffbereit und ließen Erich und die anderen nicht aus den Augen. Erich fühlte sich wie ein Kaninchen unter lauter Schlangen.
    Siroco öffnete die Augen, blickte noch einmal zum blutverschmierten Ritualmesser, stand dann von der Liege auf und hob die Frau hoch.
    Zugleich fasziniert und abgestoßen sah Erich dabei zu, wie er die Frau hinunter zum Wasser trug, einige Schritte in den See hinein watete und sie dann lautlos in die Fluten gleiten ließ. Spätestens

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