Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
entschuldigt, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Aliben. Ich habe zwei Frauen. Sultana scheint nicht viel von euch zu halten, aber keine Sorge, ich werde schon ein Plätzchen für euch finden.“
Sarns Stirn lag noch immer in tiefen Falten, aber dieser Mann wollte offenbar nur freundlich zu ihnen sein, also seufzte er und sagte: „Ja, Sirocos Männer haben uns aus einer ziemlich unangenehmen Situation geholfen, aber jetzt hält er unsere Begleiterin gefangen und … “ Sarn senkte seine Stimme. „… wir haben gesehen, wie er eine Frau im See ertränkt hat. Wir machen uns große Sorgen.“
Aliben nickte mit ernstem Gesichtsausdruck. „Ja, manchmal ist das nötig.“
„ Nötig eine wehrlose Seele zu ertränken?“
Aliben hob entschuldigend die Schultern. „Ich weiß nicht was ihr gesehen habt, aber Siroco wird seine Gründe dafür gehabt haben. Ich glaube nicht, dass ihr euch Sorgen um eure Begleiterin machen müsst. Siroco tötet nicht ohne Grund. Er ist mit der Voraussicht gesegnet und weiß was richtig ist. Kommt, ihr seht müde aus und habt bestimmt Hunger. Meine Frauen werden sich um eure Verletzungen kümmern.“
Wir folgten ihm, aber nicht ohne weitere Fragen zu stellen.
„ Wer sind diese Frauen gewesen?“
„ Du meinst die, die euch hergebracht haben? Dämonenjägerinnen. Sirocos Harem. Seine Leibwächterinnen. Jede einzelne von ihnen hat er dem Scharif eigenhändig entrissen. Ihm würden sie ohne zu zögern in die Hölle folgen.“
Sarn öffnete den Mund um etwas zu sagen, ließ es dann aber doch bleiben.
„Und ihr?“, sagte er stattdessen mit einer Handbewegung, die die gesamte Höhle mit einschloss. „Seid ihr alle Falken?“
Aliben nickte. „Die meisten zumindest. Ein paar Flüchtlinge sind auch unter uns. Aber die sind in einem anderen Teil der Höhlen untergebracht und werden auch nicht lange bleiben.“
„Warum?“
Aliben blickte sich um und als er sich sicher sein konnte, dass niemand anderes zuhörte, sagte er: „Weil sie nur Probleme bereiten. Sie sind keine Kämpfer und nicht an das Leben hier unten gewöhnt. Außerdem kommen viele nicht mit dem klar, was sie erlebt haben. Sie sehen wie ganze Dörfer von den Horden des Scharif und der anderen Dämonen abgeschlachtet werden und wissen sich nicht anders zu helfen als selbst zur Waffe zu greifen und sie gegen Unschuldige zu erheben. Ich bin froh, wenn ich nicht in ihrer Nähe sein muss, selbst wenn sie nicht gewalttätig werden. Sie sind einfach … fremd. Sie gehören nicht hierher.“
Keiner widersprach. Sarn wollte wissen, warum man die Flüchtlinge dann überhaupt hier herunter brachte.
„ Um sie zu reinigen.“, antwortete Aliben, während er einen Vorhang beiseite schob und die Männer in seine Behausung bat. Sein Haus, das in den Felsen geschlagen worden war, war innen weiß getüncht und mit weichen Teppichen ausgelegt. In einer Ecke stand ein großer Käfig mit einigen Singvögeln, die leise vor sich hin zwitscherten. Öllampen spendeten flackerndes Licht.
„ Der Scharif streut überall seine Samen aus. Wenn jemand von ihnen befallen wird, dauert es nicht lange und er verwandelt sich in ein Monster. Ich habe gehört ihr seid den Scharifoi begegnet?“
„ Ja. Die Krieger von Siroco haben uns gerade noch rechtzeitig gefunden.“, antwortete Sarn.
„ Dann wisst ihr, was der Scharif einem Menschen antun kann. Aber lasst uns jetzt nicht mehr davon sprechen. Morna, Celeba, kommt, wir haben Gäste! Bereitet das Morgenmahl. Bringt Tücher und Wasser.“
Aus dem oberen Teil der Höhle stiegen zwei Frauen zu uns herunter, die sich dort verborgen haben mussten. Sie hatten sich in bunte Tücher gewickelt und ihre Gesichter so verhüllt, dass nur die Augen frei blieben. Die beiden verneigten sich kurz vor den Hürnin und machten sich dann daran, den Boden für ein Mahl vorzubereiten. Während die eine Kissen und Tücher auslegte, verschwand die andere, um kurze Zeit später mit Getränken und geschmeidigem Fladenbrot wiederzukommen. Es roch nach bitteren Gewürzen und Asche.
Aber erst als die beiden die Verletzungen der Männer mit geschickten Händen untersucht hatten und der Meinung waren, dass sich die Wund des Halken nicht entzünden würde, erlaubten sie ihnen allen zu essen.
Sarn und die anderen griffen hungrig zu.
„Aber nun erzählt von euch.“, forderte Aliben sie auf, während er sie immer wieder mit Brot und einer Art vergorenem Saft versorgte, der eine angenehme Wärme in ihre
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