Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
das Blut. Es war als hätte Siroco mit der Elfe im See eine Verwandlung vorgenommen. Was Augenblicke zuvor noch Sirr, die furchteinflößende und unberechenbare Elfenhexe gewesen war, lag nun als verletzliche Frau auf einem sich wie Blütenblätter einer Rose ausbreitendem Blutfleck.
Unter dem glatt an seinem Körper klebenden Stoff seiner Hose war deutlich Sirocos steil aufgerichtetes Glied zu erkennen. Er lächelte selbstzufrieden.
„Ihr könnt gehen. Eure Gefährtin braucht Ruhe.“ Und an eine seiner Frauen gewandt fügte er hinzu: „Findet eine Unterkunft für sie, morgen entscheide ich, was weiter mit ihnen geschehen soll.“ Er sagte das in einem so beiläufigen Tonfall als würde er über das Wetter reden. Sarn protestierte, entschied sich aber dafür nicht weiterzusprechen, als es ihm durch einen Dolch an der Kehle schwer gemacht wurde. Der Halken sagte irgendwas davon, dass wir uns keine Sorgen machen sollten, aber keiner hatte den Nerv ihm richtig zuzuhören, noch nicht einmal ich, dem das Schicksal der Elfe eigentlich egal sein konnte.
Ein paar der Frauen trieben uns daraufhin vor sich her über die Landbrücke von der Insel herunter, während die anderen sich wieder um Siroco scharten und begannen Sirr zu entkleiden, die sich nicht dagegen wehrte. Erich blickte sich sorgenvoll nach ihr um aber schon schob sich eine Säule in sein Blickfeld und er verlor sie aus den Augen.
Jetzt da Sarn keine Klinge mehr an den Hals gehalten wurde, wagte er es erneut laut zu werden. Er verlangte, dass Siroco Sirr und sie alle auf der Stelle freigab.
Ein kräftiger Schlag ins Gesicht, der aus dem Nichts zu kommen schien, brachte ihn zum Schweigen.
„Ihr seid unsere Gäste.“, zischte die Frau, die ihn geschlagen hatte. „Verhaltet euch auch so.“
Vielleicht lag es an seiner Müdigkeit oder an der bedrückenden Atmosphäre in den dunklen Höhlen, aber Sarn fügte sich ohne weiteren Widerspruch. Und mit ihm fügten sich auch die anderen. Kern, der die ganze Zeit über sehr still gewesen war, summte irgendeine Melodie vor sich hin und der Halken versuchte weiterhin allein mit Blicken zu versichern, dass alles in Ordnung sei. Ich fragte mich, was ihn da so sicher machte.
Wir verließen den unterirdischen See und stiegen durch schmale Gänge zurück nach oben. Es wäre ein Leichtes gewesen, unsere Bewacherinnen hier anzugreifen, aber auch nach einem Sieg, der sehr unwahrscheinlich war, würden die Hürnin immer noch tief unter der Erde festsitzen, ohne zu wissen, wie wir zurück an die Oberfläche gelangen sollten.
Um seinem Ärger Luft zu machen, begann Sarn nun dem Halken Vorwürfe zu machen. Er hätte nicht verraten dürfen, dass wir das Ritualmesser bei uns hatten. Noch viel weniger hätte er verraten dürfen, dass dieses Messer dazu in der Lage war, einen Dämon zu töten. Doch der Halken erwiderte nichts darauf. Mit unbewegtem Gesichtsausdruck ließ er die Beschimpfungen über sich ergehen, bis Sarn merkte, dass er damit nichts erreichen konnte und verstummte.
Auf einem anderen Weg als auf demjenigen, auf dem wir hinunter zum See gekommen waren, wurden wir von den Frauen nach oben geführt und landeten schließlich in einer weiteren langgezogenen Höhle, die wie eine Straße in einer eng bebauten Stadt wirkte. Zu beiden Seiten erstreckten sich geglättete Felswände, in die Treppen, Durchgänge und sogar kleine Fenster geschlagen worden waren. Männer, Frauen und Kinder bewegten sich zwischen den Felsen. Sie stiegen schmale Stiegen hinauf, balancierten über Grate und schienen dabei stets guter Dinge zu sein. Es roch nach gekochten Linsen und herben Kräutern.
Die Frau, die anscheinend für sie verantwortlich war, winkte einen Mann mit einem dichten schwarzen Vollbart heran und wies ihn an, etwas zu Essen und einen Schlafplatz für Sarn und die andern drei Männer zu finden. Der Mann war nicht besonders begeistert und warf dem Halken einen skeptischen Blick zu, so als ob er sich nicht ganz sicher wäre, womit man den Ork satt bekommen sollte, widersprach aber nicht. Er behandelte die Frau, wie man nur jemanden behandelt, der Macht über einen besaß.
Nachdem sie Erich und die anderen in die Obhut des Mannes übergeben hatte, zog die Frau mit ihren Begleiterinnen einfach ab und ließ die Männer ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen zurück.
„ Seid ihr die Leute, nach denen Siroco geschickt hat? Ihr seht mir nicht nach gewöhnlichen Flüchtlingen aus.“, wollte der Mann wissen. „Oh,
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