Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
gelber Vogel mit langen feuerroten Schwanzfedern.
Der Mann, der auf der Liege saß, hatte eine Hand auf die Schulter der Frau gelegt, so als hätte er eben aufgehört sie zu streicheln und blickte uns mit melancholischen, schwarzen Augen entgegen. Sein Haar war bis auf eine völlig weiße Strähne dunkel und fiel ihm in Wellen über die muskulösen Schultern. Seine Wangen waren glatt und nur über seiner Oberlippe zeigte sich die Andeutung eines Barts. Deutlich zeichneten sich sie einzelnen Stränge seiner Bauchmuskulatur ab, als er nach einem Hemd griff und es sich über den Kopf zog.
Er war umgeben von Frauen. Erich zählte mindestens ein Dutzend von ihnen, die entweder schliefen oder die unverständlichen Worte murmelten.
„Das sind sie.“, sagte Tamis knapp.
„ Danke mein Freund.“, antwortete Siroco so sanft, dass seine Worte fast im Gemurmel der Frauen untergingen. „Du kannst gehen.“
„ Aber …“ Tamis verstummte, nickte dann und gab seinen Männern ein Zeichen. Während er über die Landbrücke hinweg verschwand, sah Siroco Erich und die anderen mit einem traurigen Lächeln an. Die Frauen um ihn herum blickten ab und zu zu uns herüber, schenkten uns aber an sich keine große Beachtung. Sie waren ganz in ihr Gebet vertieft. Nur der Vogel in seinem Käfig bewegte sich, indem er die Flügel spreizte und dann anfing sich zu putzen.
Als Siroco nach einer ganzen Weile immer noch nichts sagte, wurde Sarn schließlich ungeduldig.
„Danke, dass du deine Männer geschickt hast um …“
„ Sch …“ Siroco hob seine Hand und die Frauen um ihn herum blickten auf, um festzustellen, ob sie damit gemeint waren. Da Siroco seinen tadelnden Blick aber nach wie vor auf Sarn und die anderen Hürnin gerichtet hielt, fuhren sie mit ihrem unverständlichen Gemurmel fort.
So plötzlich, wie sich seine Miene verfinstert hatte, lächelte Siroco wieder und legte seine Hand zurück auf die Schulter der Frau, die neben ihm lag. Als er dabei den Kopf bewegte, konnte ich zwei glänzende Linien sehen, die sich von seinen Augen über die Wangen nach unten zogen. Hatte er geweint?
„Die Scharifoi haben eure Spur verloren. So lange ihr in diesen Höhlen seid, können Sie euch nichts anhaben. Ich lasse nicht zu, dass sie die Schwelle meines Hauses übertreten. Kommt näher, setzt euch. Lasst uns reden.“
Unsicher traten wir in den Kreis der Säulen hinein und ließen uns zwischen den Frauen nieder, die nicht aufhörten ihre Litanei herunterzubeten. Auch jetzt, da Erich mitten unter ihnen saß, konnte er keines ihrer Worte verstehen. Wenn sie sich überhaupt einer Sprache bedienten, dann einer, die er nicht kannte. Aber er er war so sehr von Siroco fasziniert, dass er darauf kaum achtete. Ohne hinzusehen ließ Siroco seine Hand über die Schulter der Frau weiter nach unten wandern und schob dabei die Decke von ihren Brüsten. Die Frau seufzte leise im Schlaf und Siroco zuckte leicht zusammen.
„Ihr seid also Hürnin.“, sagte er. „Versucht es nicht zu leugnen, ich kann eure Dämonen sehen. Mir bleibt nichts verborgen.“
Er ließ den Blick durch den Raum wandern. Bei Sirr verharrte er und fuhr dann fort zu sprechen.
„Nun zumindest die meisten von euch sind Hürnin, aber das ist einerlei. Ihr paktiert mit Dämonen und allein das Wissen darum würde meine Leute dazu veranlassen euch zu töten. Zu Recht. Ihr Hürnin habt mehr Leid über dieses Land gebracht als ihr euch vorstellen könnt. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis man aufgehört hat nach euch zu suchen. Es wird Jahrtausende dauern, bis man euch endgültig vergisst.“
„ Warum hast du uns dann retten lassen?“, wollte Sarn feindselig wissen.
Siroco schien sich über diese Frage zu freuen. Geistesabwesend streichelte er über die entblößten Brüste der Frau. Sie räkelte sich mit leicht geöffneten Lippen, wachte aber nicht auf. Siroco zog seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt, warf der Frau einen traurigen Blick zu und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Sarn und den anderen zu.
„Ja, in der Tat. Warum? Sagt ihr es mir. Warum habt ihr eure Gruft in Hornhus verlassen? Und warum ist der Scharif hinter euch her?“
„ Weil wir aus seinem Kerker in Wüstende entkommen sind.“, antwortete Sarn.
„ Ah! Der schwarze Abgrund. Ich kenne ihn gut. Aus dem Kerker zu fliehen ist kein Grund. Allein dafür würde er keine Scharifoi reifen lassen. Ihr müsst etwas getan haben, was ihn wirklich verärgert hat.“
„ Vielleicht solltest du selbst
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