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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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um den Rand der Insel herum. Es war zu dunkel, um sagen zu können, ob es sich dabei um Siroco, eine seiner Frauen oder jemand anderen handelte.
    In fast vollständiger Dunkelheit legte Sarn seine Kleidung ab, während der Halken weiter am Ufer des Sees entlang ging. Nur die Waffen behielt Sarn am Körper und stieg dann vorsichtig in das klare Wasser.
    „ Sarn, was machst du da? Halken, wo willst du hin?“, fragte Erich aufgebracht. Sarn machte kein Geräusch während er eintauchte, aber wenn tatsächlich ein Dämon in diesem See lebte, dann konnte er ihm nicht verborgen bleiben.
    „ Bleib hier.“, wisperte Sarn. „Wenn ich Sirr nicht befreien kann, versuch zu fliehen.“
    Erich wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Sarn und der Halken hätten ihn wahrscheinlich sowieso nicht mehr gehört, denn der Ork war in der Dunkelheit des Seeufers verschwunden und Erich verspürte wenig Lust ihm zu folgen. Und auch Sarn tauchte in die eisigen Fluten hinab und war bald darauf verschwunden.
    „Icher, was machen wir denn jetzt?“, wollte er von mir wissen. Seine Zähne begannen zu klappern.
    Ich wusste nicht, was ich ihm raten sollte. Beinahe hätte ich ihm den Rat gegeben schon jetzt das Weite zu suchen, aber dann fasste Erich von sich aus einen Entschluss. Er tastete sich am Seeufer entlang auf die schmale Landbrücke zu und schob sich darauf langsam näher an die Insel heran. Der Halken war in die Gegenrichtung verschwunden und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was er dort wollte. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich Erich wahrscheinlich angefleht ihn aufzuhalten.
    Erichs Herz schlug schnell und er schwitzte trotz der feuchten Kälte, die vom Wasser aufstieg. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte er zu erkennen, was auf der Insel vor sich ging. Er suchte auch nach Zeichen von Sarn und dem Halken, doch noch nicht einmal ich konnte etwas erkennen, geschweige denn Erich. Die Domäne eines Dämons oder nicht, dieser Ort machte es auf jeden Fall schwierig im Kristallgefüge etwas zu erkennen. So als würde alles um mich herum aus dunklem Glas bestehen.
    Vorsichtig schlich Erich sich immer näher an die Insel mit ihren unregelmäßigen Säulen heran, bis er die Frau bemerkte, die dort patrouillierte. Er wartete, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war und kroch dann noch ein paar Schritte näher heran. Ein letzter Stalagmit bot ihm Deckung, dahinter war bis zu den Säulen auf der Insel nur noch freie Fläche. Erich wagte kaum zu atmen. Irgend etwas bewegte sich links von ihm im Wasser. Ein Schatten tauchte auf, bei dem es sich nur um Sarn handeln konnte. Erich sah dabei zu, wie er um eine der Säulen herum lugte, um herauszufinden, was auf der Insel vor sich ging. Einige Sekunden verharrte er regungslos, dann verschwand er so lautlos wie er gekommen war im Wasser. Was hatte das zu bedeuten? War Sirr etwa nicht auf der Insel? Waren dort noch mehr Wachen?
    „ Herr, da kommt jemand! “
    Erschreckt fuhr Erich herum. Vom Ufer näherte sich ein Zug von Lampen. Es war Siroco, der seine Frauen anführte. Er steuerte geradewegs auf die Landzunge zu und würde Erich bald entdeckten, wenn er dort hocken blieb.
    Erichs Blick huschte einige Male zwischen dem Wasser neben ihm und der Insel vor ihm hin und her. Beide Möglichkeiten schienen nicht besonders einladend, aber er musste sich schnell für etwas entscheiden, bevor ihm die Wahl abgenommen wurde. Ein silberner Schatten, der plötzlich in den Tiefen des Sees auftauchte, gab den Ausschlag. Wie vom Blitz getroffen sprang Erich auf und stürzte zwischen den Säulen hindurch. Irgendwie schaffte er es weder zu stolpern noch gegen einen der hoch aufragenden Tropfsteine zu stoßen oder die Wächterin auf sich aufmerksam zu machen. Sie umrundete noch immer gemessenen Schritts die Insel. Erich war jetzt zwischen den Säulen und stand im Licht des Feuerbeckens wie auf dem Präsentierteller. Hastig sah er sich um. Um das Feuerbecken lagen und standen verlassene Kissen und Liegen. Helle Tücher waren über niedrige Tische gebreitet und weil er auf die Schnelle nichts besseres fand, glitt Erich unter das große, niedrige Bett Sirocos und zog das Laken herunter, so dass er nicht zu sehen war, so lange niemand direkt darunter blickte. Ich sah zu, wie Siroco die Insel betrat und die Frauen sich ringsum auf ihren Plätzen verteilten. Er hatte Sirr bei sich und sah sehr zufrieden aus.
    Auch der helle Schatten stieg näher an die Oberfläche des Sees und ich konnte erkennen, dass

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