Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
das passieren würde. “, sagte Amal.
„ Ja. Und alle, die das Lager mit mir teilen, wissen es auch. Sie sind Frauen aber keine Sklaven. Der Dämon im See war immer ehrlich zu mir. Aber auch er kennt keine Möglichkeit um vorherzusagen, wann der Traum zuschlagen wird. Er hat es mir erklärt: Wenn eine Vision stark genug ist, lässt sie den Verstand nicht mehr in unsere Welt zurück. Sie ist dann zu klein für ihn geworden. Sarah, meine zweite Frau, lebte fast ein Jahr an meiner Seite und zahllose Visionen sicherten den Fortbestand der Falken. Aber als ich danach eines Tages vom Schlachtfeld zurückkehrte, war auch sie dem Traum zum Opfer gefallen. Danach versammelte ich den Harem um mich. Ich konnte es nicht mehr ertragen die zu verlieren, die ich liebe. Diese Frauen sind bereit für die Peregrin zu sterben. Der Scharif hat ihnen ihre Männer und Väter genommen. Sie wissen auch vom Dämon im See. Sie wissen von den Visionen. Ich vertraue ihnen. Ich vertraue ihrem Hass auf den Scharif.“
„ Und du hast keine Angst, dass sie es den Falken verraten? “
Das Bett knarrte leise. Stoff raschelte. „Irgendwann tun sie das vielleicht. Die Visionen zeigen kein klares Bild was das anbelangt. Aber bis dahin wird es keinen Unterschied mehr machen. Bis dahin haben wir den Scharif besiegt. Wenn dieser Tag gekommen ist, werde ich bereit sein für meine Sünden zu büßen. Dann werde ich mit Freuden sterben und mich im Jenseits mit dem ewigen Harem umgeben.“
Amal lachte spöttisch. „ Vergisst du in deinem Hochmut und deiner Selbstgerechtigkeit nicht etwas? Was, wenn du den Scharif nur gegen einen anderen Schrecken austauschst? “, wollte sie wissen.
„ Was willst du mir damit sagen?“, fragte Siroco mit beleidigter Stimme.
„ Dass du nicht weißt, welche Ziele der Dämon im See verfolgt. Warum sollte er dir helfen? “
„ Ich mag arrogant sein, aber ich bin nicht dumm. Denn diese Frage habe ich mir auch bereits vor langer Zeit gestellt. Wie kann ich dem einen Dämon vertrauen und den anderen hassen? Aber der Feind meines Feindes ist mein Freund. Egal was er sonst ist. Das ist auch der Grund warum ihr noch am Leben seid, Hürnin.“
„ Aber an eines hast du nicht gedacht: Was wenn du siegreich bleibst und am Ende selbst der Tyrann bist, von dem du die Welt befreien willst. “
Siroco antwortete nicht und wieder war es eine ganze Weile still. Lampen wurden gelöscht bis nur noch das Feuerbecken schwaches Licht spendete. Erich konnte hören, wie sich Sirocos Harem auf etwas vorbereitete. Eine nach der anderen stimmten die Frauen wieder ihren melancholischen Gesang an. Diesmal sanft wie ein Wiegenlied. Erich wagte es nicht auch nur einen einzigen Finger zu rühren.
„ Warum gibst du die Schlafenden dem Dämon im See? “, wollte Amal wissen.
„ Sein Name ist Coelacanth. Er hat es so vorgeschlagen und es ist die beste Lösung. Je weniger von ihrer Existenz erfahren desto besser. Die Peregrin würden anfangen Fragen zu stellen, wenn sie meine schlafenden Geliebten zu Gesicht bekommen würden. Und Coelacanth bewahrt ihre Körper auf, bis wir eine Möglichkeit finden, sie wieder ins Leben zurückzubringen. Sie können nicht sterben so lange er lebt. Es ist besser als zu versuchen sie unter Zwang zu ernähren oder sie gleich zu töten.“
„ Die Peregrin werden sich aber auch Fragen stellen, wenn die Frauen plötzlich spurlos verschwinden. “
Das Bett knackte als Siroco antwortete und Erich zuckte zusammen.
„Das tun sie. Aber sie wissen nicht, ob sie gestorben oder vielleicht nur fortgegangen sind. Es sind immer einige der Peregrin in meinem Auftrag in ganz Sunterak unterwegs. Man nennt uns nicht ohne Grund die Wanderfalken.“
„ In deiner Vision habe ich dich an einem dunklen Ort gesehen, umgeben von deinen Kindern. “, wechselte Amal plötzlich das Thema.
„ Dieses Bild ist Teil fast jeder Vision. Ich glaube es zeigt mir mein Ende. Ein tröstlicher Gedanke.“
Amal war da anderer Ansicht. „ Da war niemand sonst an deiner Seite. Nur die Kinder. Und Dunkelheit. “
Wenn Siroco etwas darauf antwortete, machte er es so leise, dass Erich es nicht verstehen konnte. Er hörte nur was Amal darauf erwiderte.
„ Du bewegst dich auf Messers Schneide. Selbst wenn du nicht fällst, wirst du zwangsläufig irgendwann davon entzwei geschnitten. “, sagte Amal so klar wie das Wasser des Sees.
„ Besser als tatenlos zuzusehen. Und die Zeit drängt. Noch mehr Scharifoi sind auf dem Weg hierher. Wenn es
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