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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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nicht?“
    Sarn schüttelte den Kopf. „Das ist nur eine Floskel. Bern will uns ein für alle Mal aus Hornhus heraus haben. Es würde ihm gar nicht gefallen, wenn wir überhaupt jemals zurückkommen, geschweige denn bereits nach einem Jahr und einem Tag.“
    „Heißt das, dass wir für immer fort müssen?“, fragte Erich mit neuen Tränen in den Augen.
    Sarn nickte mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen, das seine Augen nicht erreichte. „Ja, das heißt es. Das ist es was Verbannung bedeutet.“
    Erich begann erneut zu schluchzen, als sie den Ratssaal verließen und hörte nicht auf, bis er Stunden später in einen unruhigen Schlaf fiel. Sarn und Kern schien das Urteil weniger auszumachen. Während Sarn einen stolzen Trotz zur Schau stellte, war Kern offensichtlich bester Dinge. Sarn wollte ihn eigentlich mit zu seiner Wohnhöhle mitnehmen, doch Kern huschte irgendwann in eine dunkle Gasse und war verschwunden. Wo er sich bis zum Tag des Bundes herumtrieb weiß ich nicht, denn der Apfelhain war ihm von nun an versperrt und er ließ sich auch nicht mehr im Geburtshaus blicken.
    Eine gute Sache hatte die Verurteilung und die damit verbundene Ächtung unter den Hürnin jedoch: Erich und Sarn mussten sich nicht mehr an der Gemeinschaftsarbeit beteiligen und hatten auch ansonsten keine Verpflichtungen mehr. Leider waren ihnen damit auch die Archive und alle anderen öffentlichen Orte wie die Katakomben verwehrt. Sonst änderte sich nicht viel an ihrem Leben. Während die anderen Hürnin, die sie genauso wenig beachteten wie zuvor schon, weiter die Pilzgärten bestellten und Hornhus auf den Tag des Bundes vorbereiteten, regelte Sarn alles für die bevorstehende Abreise und schärfte Erich ein, dass er entweder in der Wohnhöhle oder in Sarns Nähe bleiben sollte. Das Urteil trat zwar erst am Tag nach dem Tag des Bundes in Kraft, aber das würde den unbekannten Attentäter oder seine Helfer nicht davon abhalten sein Glück erneut zu versuchen.
    Sarn traf sich einige Male heimlich mit Otto, um die alten Karten vom Land um Hornhus herum anzusehen, legte eine Route fest, bereitete die nötige Ausrüstung vor und ging dazwischen mit Erich immer wieder durch, wie der Tag des Bundes ablaufen würde. Auch wenn er für die meisten Hürnin in der Stadt nur noch Verachtung übrig hatte, war es ihm wichtig, dass Erich den Pakt zwischen Dämonen und Hürnin erfüllte, indem er sein Blut gab. Zumal es wahrscheinlich sein erster und letzter Tag des Bundes sein würde.
    Im Grunde ging es dabei nur darum einige Tropfen Blut in eine große Schale fallen zu lassen, von der aus die im Blut enthaltene Lebenskraft direkt ins Reich der Horndämonen hinübergehen würde. Doch im Lauf der Zeit war der einfache Schnitt mit dem Ritualmesser, die Abgabe des Bluts und das anschließende Reinigen des Messers immer weiter ausgeschmückt und verändert worden, bis es mehr begleitendes Dekor als eigentlichen Inhalt gab. Die meisten Hürnin hatten dieses Ritual schon so oft vollzogen, dass sie gar nicht mehr darüber nachdachten, aber Erich wollte bei jedem Schritt wissen, wie er im Detail vor sich ging und was die einzelnen Teile zu bedeuten hatten.
    Als die Hürnin auf dem Höhepunkt der Macht standen, hatte sich das Hürninblut literweise gesammelt, aber heute reichte es gerade noch, um den Boden der Schale einige Finger breit zu bedecken.
    „ Was passiert mit dem Blut, wenn es erst mal in der Welt der Horndämonen ist?“, wollte Erich wissen, während er mit Sarn einen Blick auf die Schale warf. Sie befand sich in der Mitte der großen Versammlungshalle, in der Erich in die Gemeinschaft der Hürnin aufgenommen worden war und schien aus dem gleichen Material heraus gemeißelt zu sein wie die Statuen in den Katakomben.
    „ Es erscheint gleichzeitig in einer Schale wie dieser aus der unsere Krieger dann trinken und sich damit für die Schlacht stärken. “, antwortete ich und fragte mich gleichzeitig, woher ich das wissen konnte. „ Wenn sich die Schale am Ende des Tages von selbst leert, wissen die Hürnin, dass der Pakt noch Bestand hat. “
    „ Und das funktioniert nur am Tag des Bundes?“
    „ Nein. Wenn mit dem richtigen Ritual eine Verbindung zwischen den Welten hergestellt wird, kann eine Übertragung jederzeit stattfinden. Früher kamen oft tagelang Hürnin zu den Ritualstätten, um die Horndämonen im Kampf zu unterstützen. Aber es ist nicht leicht, eine Brücke zwischen den Welten zu schaffen, selbst für kurze Zeit. Und so ist

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